Was haltet ihr von einem Einheitslohn?

vom 25.03.2018, 07:14 Uhr

Es wird ja oft über die so genannte Gender Pay Gap diskutiert. Ich las kürzlich einen sehr interessanten Artikel, in dem der Autor den so genannten "Einheitslohn" forderte, also praktisch eine Weiterentwicklung der gleichen Bezahlung von Männern und Frauen. So sollten - nach Meinung des Autors - alle Menschen gleich viel verdienen. Also nicht nur Frauen genauso viel wie Männer, sondern auch Handwerker genauso viel wie Vorstandschefs, freie Mitarbeiter und feste Mitarbeiter.

Ich halte das Konzept für ziemlich unrealistisch, denn das würde ja bedeuten, dass die Friseurin entweder überbezahlt wird (wegen gleichem Niveau mit einem Akademiker) oder aber der Akademiker ist unterbezahlt. Was haltet ihr vom so genannten Einheitslohn? Sollte man diesen einführen und wie sinnvoll wäre das? Welche Vorteile und Nachteile seht ihr?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Vielleicht sollte es einen einheitlichen Grundlohn geben, also eine wirtschaftliche Absicherung, dass man mit einer Arbeitsstelle keine Zusatzleistungen beziehen muss. Es kann einfach nicht sein, dass man in Schichten arbeitet und sich dann kaum die eigene Wohnung leisten kann und so sollte es dahingehend auch eine Absicherung geben. Für mehr Leistung sollte es dann aber auch noch zusätzliches Geld geben. So wäre es gerechter.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Täubchen, findest du deine Argumentation nicht ein wenig zynisch? In deinen Augen ist die Arbeit eines Akademikers immer wertvoller als eines Nicht-Akademikers? Für eine Akademikerin ist die Überbezahlung, der von dir so abfällig eingeordneten Friseurin, und die gleichzeitige Unterbezahlung des nicht näher definierten Akademikers, der in deinen Augen aber immer mehr bekommen muss, disqualifizierend.

Nach deiner Argumentation müsste der taxifahrende Politologe mehr verdienen als ein Fahrer ohne Abschluss. Und der studierte Sachbearbeiter müsste mehr bekommen als der ausgebildete. Denn ansonsten würde die Qualifikation nicht ausreichend honoriert. Aber gefühlte Über- und Unterbezahlung ist ein Problem des gesellschaftlichen Ansehens. Die Lohnentwicklung vieler Berufe hängt weder von der Qualifikation oder der Produktivität, noch vom Wert für die Gesellschaft ab.

Wir vertrauen unsere Kinder in den prägendsten Lebensphasen unterbezahlten Menschen an. Ob Erzieher oder Grundschullehrer - die müssen billig sein. Von Sozialarbeitern reden wir erst gar nicht. Und kein VW- oder RWE-Vorstand kann solche Leistungen vollbringen, dass das Gehalt durch seine Tätigkeit eingenommen wird. Und nu? Die Leute bekommen, was andere für angemessen halten. Was sie tatsächlich verdienen würden, das ist unerheblich.

Wirtschaftlich gesehen ist ein Einheitslohn dagegen unsinnig. Denn Irgendwoher muss das Geld schließlich kommen. Wenn alle Unternehmen das schaffen sollen, da muss der verdammt niedrig sein. Da verdienen sich dann die Eigentümer oder die Aktionäre eine goldene Nase. Das kann wohl kaum die Idee sein, oder.

Und dass grenzenlose Unkenntnis in der Materie herrscht, sieht man an der Forderung, dass der freie Mitarbeiter bezahlt werden soll wie der Angestellte. Was hat der arme Freelancer denn getan, dass man ihn so bestrafen möchte? Er hat eine schwankende Auftragslage und muss dafür Vorsorge betreiben. Er trägt die gesamten Sozialversicherungsbeiträge selbst. Er hat keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und keinen bezahlten Urlaub. Zudem muss er selbst für Arbeitslosigkeit und Berufsunfähigkeit vorsorgen. Und das dann vom Lohn eines Angestellten?

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Wie viele Leute würden dann wohl noch bereit sein viel Zeit und Geld in ein Studium zu investieren? Und auch auf einem niedrigeren Bildungsniveau hättest du das Problem. Da ist es ja heute schon so, dass Hauptschüler teilweise überredet werden müssen sich um eine Ausbildung zu bemühen, weil die Auswahl für sie natürlich nicht so groß ist und weil sie halt sehen, dass sie erst mal deutlich mehr Geld verdienen können wenn sie bei McDonalds an der Kasse stehen.

Warum sollte dann noch jemand Lust haben ein Unternehmen zu leiten und bis zu 80 Stunden pro Woche zu arbeiten und auch in seiner knappen Freizeit immer erreichbar zu sein wenn kein finanzieller Anreiz da wäre? Da würde man doch lieber einen entspannten Bürojob machen oder Prospekte austragen, oder?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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