Was haltet ihr von der Legalisierung von Todespillen?

vom 08.01.2016, 18:08 Uhr

In den Niederlanden wird die Sterbehilfe ja ganz anders wahrgenommen als hier. In dieser Hinsicht ist das Land ja viel liberaler. Ich las gestern, dass die Niederlande wohl überlegen, die so genannte "Letzter-Wille-Pille" zu legalisieren. Auf diese Weise könnten sich Betroffene ohne ärztliche Hilfe das Leben nehmen, sofern sie das wollten. Die Pille ist mittlerweile auch so bei der Bevölkerung bekannt und kann illegal über Mexiko oder China bestellt werden. Klick.

Auch würden die Ärzte irgendwie entlastet werden, weil viele es als unethisch ansehen, Menschen beim Sterben zu unterstützen. Mit Hilfe dieser Pille sollen todkranke Patienten selbst bestimmen können, ob und wann sie aus dem Leben gehen wollen. Aber wie viel Selbstbestimmung sollte man ihnen lassen? Wie könnte man den Zugang zu dieser Pille so regulieren, dass keine Liebeskummer-Kranke oder Depressive Zugang bekommen und sich ohne schlimme Erkrankungen das Leben nehmen können?

Ich meine, wenn man nicht aufpasst, könnten vielleicht sogar Kinder diese Tabletten heimlich einnehmen, was auch nicht wünschenswert wäre wie ich finde. Was haltet ihr von dieser Pille? Würdet ihr euch eine Legalisierung auch in Deutschland wünschen?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Suizid und Mord sind auch auf etlichen anderen Wegen möglich. Dazu braucht es nicht diese Pille. Wer sein Leben wirklich beenden will, schmeißt sich vor einen Zug und zieht damit noch den Zugführer, die Passagiere, die Umstehenden, die Rettungskräfte und so weiter mit rein. Wer wirklich einen zu pflegenden Angehörigen töten will, kann dem auch einfach eine Überdosis der sowieso zur Verfügung stehenden Medikamente verabreichen.

Das Problem bei Todkranken ist doch, dass sie nicht mehr die Fähigkeiten haben, sich die Pulsadern aufzuschneiden, weil sie beispielsweise gelähmt sind. Die, die das noch können, brauchen dazu keinen Arzt, keine Spritze, keine Angehörigen und keine Pille.

Eine Gefahr, die ich hier sehe, ist die Verharmlosung des Sterbens durch die Einnahme einer einzigen Pille. Ich habe selber schon irgendwelche Medikamente geschluckt. Nach acht Pillen hab ich mir gedacht, es gibt vielleicht doch noch eine andere Lösung und habe aufgehört. Ich hab es, wie man sieht, überlebt. Hätte eine Pille ausgereicht, wäre ich schon lange tot.

Ich denke, viele unternehmen Selbstmordversuche oder planen sie und ziehen es dann doch nicht durch. Mit Mord läuft das womöglich auch so. Vielleicht wäre es daher ratsam, die Wirkung auf mehrere Pillen auszuweiten, die man mit einem gewissen Abstand nehmen muss. Dann ist es nicht nur so ein "Happs und nu is zu spät". Aber womöglich ist das Rufen des Notarztes noch locker möglich. Das wird im Artikel nicht erwähnt.

Letztlich sollte der eigene Tod selbstbestimmend ablaufen dürfen. Dass Suizid mal unter Strafe stand, ist wirklich allerhand. Klar ist es schwierig, wenn sich Menschen umbringen, die mit einer Therapie oder auch nur mehr Zeit vielleicht wieder glücklich geworden wären. Aber diese Entscheidung kann man ihnen doch nicht abnehmen.

Sicherlich birgt diese Pille Gefahren. Aber das sind keine neuen Gefahren, weil es ja noch andere tödliche Medikamente gibt, an die Selbstmörder, Mörder und Kinder gelangen könnten. Vorsicht ist sicherlich geboten und sie soll ja nicht frei verkäuflich sein. Aber ich finde nicht, dass das einer Legalisierung im Wege steht.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich denke, dass so eine Pille das Ableben wieder eigenbestimmter machen könnte. Es gibt nämlich doch einige Menschen, die zwar gerne ihr Leben beinten würden oder das so nicht mehr ertragen können und es aber nicht beenden können oder es immer wieder nicht gelingen mag. Solche Menschen haben von ihrem Leben auch nichts mehr und dann macht so eine Pille schon Sinn.

Natürlich besteht da immer auch die Gefahr, dass sich Menschen wegen Kleinigkeiten umbringen, aber es gibt ja auch nicht nur diese Methode, sondern einige mehr und wenn man dann eben nicht so eine Pille nimmt, macht man andere Dinge. Außerdem wird wohl kaum jemand so blöd sein, die Pille offen umher liegen zu lassen, sodass Kinder sich bedienen können.

Ich habe schon oft Menschen gesehen, die einfach nur noch an die Decke starren konnten. Wenn man denen erlauben würde so eine Pille zu nehmen oder es eine Legalisierung geben würde denen zu helfen, wären wir einen entscheidenden Schritt weiter, denn so hat man nichts vom Leben und so will auch keiner leben, wenn man aber ein starkes Herz hat, hat man in so einer Situation Pech gehabt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ramones hat geschrieben:Ich habe schon oft Menschen gesehen, die einfach nur noch an die Decke starren konnten. Wenn man denen erlauben würde so eine Pille zu nehmen oder es eine Legalisierung geben würde denen zu helfen, wären wir einen entscheidenden Schritt weiter, denn so hat man nichts vom Leben und so will auch keiner leben, wenn man aber ein starkes Herz hat, hat man in so einer Situation Pech gehabt.

Dass so keiner Leben möchte, ist eine ziemlich anmaßende Annahme. Genügend Menschen finden so ein Leben besser als den Tod. Wenn du Menschen in so einer Situation nicht nur rumliegen siehst, sondern sie pflegst, dann bemerkst du große Unterschiede.

Es ist ist sehr anmaßend zu behaupten, hier müsste man in jedem Fall helfen. Wer nicht sterben möchte, den darf man nicht umbringen. Und wer in so einer Situation ist, kann sich weder eine Pille besorgen, noch sie einnehmen. Für diese Menschen gibt es andere Lösungen, wenn sie das wollen. Das sollte man rechtzeitig festlegen, die Möglichkeit hat man.

Eine frei erhältliche Pille ist keine Lösung. Ein vernünftiges Gesetz zur Sterbehilfe wäre sinnvoller. Denn nach den aktuellen Entwürfen kann einem noch nicht einmal der Arzt helfen. In den Niederlanden arbeiten die Mitglieder der Teams für Sterbehilfe übrigens aus Überzeugung, um deren Belastung würde ich mir weniger Sorgen machen. Altenpfleger und Ärzte in Deutschland brauchen dagegen Hilfe.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich finde, jeder hat das Recht, sein Leben auf eine würdevolle Art zu beenden und sich nicht auf grausame Art das Leben nehmen zu müssen. Ich bin für eine Legalisierung der Sterbehilfe bei schwer kranken Menschen ohne Aussicht auf Besserung.

Natürlich sollte diese Pille nur einigen Ärzten zur Verfügung stehen, welche in Einrichtungen der Sterbehilfe arbeiten, die Pille sollte niemals frei erhältlich sein, schließlich könnte man mit diesen Pillen auch Morde begehen. Solange die Pille nicht frei erhältlich ist, wird sich auch kein depressiver Mensch einfach so schnell umbringen können.

Ich finde das eine gute Sache und ich hoffe, dass die verschiedenen Länder endlich die Gesetze ändern.

» Bascolo » Beiträge: 3586 » Talkpoints: 0,29 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Wie könnte man den Zugang zu dieser Pille so regulieren, dass keine Liebeskummer-Kranke oder Depressive Zugang bekommen und sich ohne schlimme Erkrankungen das Leben nehmen können?

Wieso sollten sich solche Leute die Mühe machen an diese Pille zu gelangen? Da gibt es wirklich einfachere Möglichkeiten. Ob Sterbehilfe nun durch eine Pille oder Spritze stattfindet finde ich total egal. Hauptsache man lässt jemanden sterben, der sterben will.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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