Was haltet ihr vom Grundeinkommensjahr?
Laut Medienberichten fordert SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil das so genannte Grundeinkommensjahr. Da die Arbeit immer stressiger wird, hält er es für sinnvoll, alle 12 Jahre ein Jahr lang eine bezahlte Auszeit mit einem Grundeinkommen von 1000 Euro pro Monat zu erhalten. Damit sollen sich die Arbeitnehmer richtig erholen können. Was haltet ihr von diesem Grundeinkommensjahr? Sollte man dies in Deutschland einführen? Welche Vorteile und Nachteile sehr ihr hierbei?
Das hört sich für mich mal wieder nach irgendeinem Schwachsinn an, den man verbreitet um sich in die Köpfe von möglichen Wählern zu zaubern. Das hat für mich in keinster Weise was mit einem sinnvollen Vorschlag zu tun.
Als erstes stellt man sich die Frage, was will ich mit 1000€, da komm ich nicht weit. Das durchschnittliche Brutto-Monatseinkommen lag 2017 bei ca. 3700€ was selbst bei einem Arbeitnehmer mit Steuerklasse 1 immer noch 2200€ Netto sind. Selbst wenn man dann ein Jahr Arbeitslos machen würde, hätte man knapp 350€ mehr in der Tasche als bei besagtem Model.
Zweitens: Wer soll das bezahlen? Der Steuerzahler? Also ich würde nicht dafür meine Steuern hergeben wollen, damit Irgendjemand ein Jahr Urlaub machen kann.
Fazit: Mal wieder irgendein großer Schwachsinn, den sich der gute Mann da aus dem Kopf gedrückt hat. Frage mich manchmal echt, wofür so manche Politiker Geld bekommen, verdienen tuen die das meist nicht wirklich.
Ich denke, dass es in Deutschland weder durchzusetzen noch zu finanzieren wäre, den Arbeitnehmern so ein Grundeinkommensjahr zu gewähren. Aber gesetzt den Fall, dass es möglich wäre, dann würde ich diese Option sicherlich nutzen. Ein Jahr im Job auszusetzen, um sich völlig seinen persönlichen Interessen zu widmen, das wäre durchaus reizvoll für mich. Und wer weiß, ob ich nach dem Ende des Jahres nicht eine ganz neue Lebensaufgabe bzw. einen neuen Beruf für mich gefunden hätte.
Ich hätte damit schon das gleiche Problem wie Kodi. Was soll ich mit 1000 Euro im Monat? Nicht das das schlecht wäre, aber schon der Durchschnittsverdiener bekommt ja mehr ausgezahlt und wer zu den Besserverdiener zählt, der hat eben viel mehr ausgezahlt. Und die Unkosten steigen ja eben doch oft mit dem Lohn. Da würde ich mit den 1.000 Euro niemals auskommen und ich denke, dass es genug Leute gibt, denen es genauso gehen würde.
Auch so weiß ich jetzt nicht, warum man überhaupt so ein Jahr einführen muss. Die Leute schließen doch Arbeitsverträge ab. Darin ist ein Lohn und eine Arbeitszeit geregelt. Wem das nicht passt, der kann doch kündigen oder Teilzeit arbeiten oder sonst etwas. Warum muss man da jetzt noch Anspruch auf irgendeine Leistung bekommen, obwohl man dafür nichts tut?
Ich hätte jetzt kein Problem damit, Leistungen einzustreichen, ohne etwas dafür zu "tun". Mir ist die protestantische "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen"-Leistungsgesellschaft schon lange zuwider und ich bin auch nicht naiv genug zu glauben, dass jeder Arbeitnehmer seiner Leistung entsprechend bezahlt wird. Oft genug kann man diese ja nicht in Stückzahlen o.ä. konkret messen und gerade bei den "Besserverdienenden" habe ich oft genug den Eindruck, dass hier einiges an Kohle so gut wie ohne Gegenleistung fließt.
Aber die 1000 Euro wären mir auch zu wenig und stellen für mich auch ein Beispiel für Realitätsverlust dar, wenn man so tut, als könnte die durchschnittliche Arbeitsdrohne davon eine "Auszeit" nehmen und sich "so richtig erholen". Ich könnte dafür maximal für ein Jahr meine Arbeitsstunden reduzieren und würde die Zeit eher nutzen, um mich selbstständig zu machen oder einen anderen Job zu finden. Vorausgesetzt natürlich, ich bekomme Teilzeit für ein Jahr überhaupt genehmigt. Von Erholung sehe ich hier keine Spur.
Mir würden 1000 Euro pro Monat natürlich auch nicht reichen, aber man könnte ja in den Jahren zuvor Geld ansparen, um dann das Grundeinkommensjahr finanziell überstehen zu können. Es gibt ja jetzt schon zum Teil Sabbaticals, bei denen man soweit ich weiß gar kein Geld bekommt, und da fände ich zumindest für mich selbst so ein Grundeinkommensjahr schon eine gute Sache. Ideen hätte ich genug, was ich mit der freien Zeit anfangen würde.
Ich wüsste nicht, welche Probleme ein solches Grundeinkommensjahr lösen sollte und wie das finanziert werden soll. Für die Firmen ist es eine zusätzliche enorme Belastung, wenn sie auf einen erfahrenen Mitarbeiter ein Jahr lang verzichten müssen. Außerdem sorgt es für noch mehr befristete Arbeitsplätze, denn der Mitarbeiter muss ja nur für ein Jahr ersetzt werden. Das wäre ein begründeter Befristungsgrund.
Und welchen Ausgleich bekämen Personen, die dieses Jahr nicht in Anspruch nehmen? Es müsste ja von Steuermitteln gezahlt werden und es wäre höchst ungerecht, wenn diejenigen, die durcharbeiten, diejenigen finanzieren, die nicht arbeiten.
Gerade mit Kindern würde man sich da sicherlich in die Armut schmeißen, wenn beide Eltern zu Hause bleiben, man eine Miete zu bezahlen hat, ein Auto, Lebensmittel und die Bespaßungen der Kinder, die dann natürlich zunehmen, weil man zu Hause ist. Kurzum damit man wirklich von 1000 € im Monat gut auskommen kann, müsste man die Mieten anpassen und dann würde das sicherlich realistischer sein, aber so ist es unrealistisch und ich kenne Menschen, die so noch nicht mal ihre Monatsmiete bezahlt bekommen würden.
Ich finde das ist wieder Mal eine Aussage, die man macht um die Leute zu ködern. Es gibt sicherlich bessere Mittel und Wege die Leute zu entlasten und damit dann mehr Kaufkraft zu schaffen beziehungsweise bessere Arbeitsleistung. Die Probleme liegen doch eher woanders finde ich und ein Gehalt ohne etwas zu tun in der Höhe für ein Jahr ist unrealistisch.
Ich könnte mir zum Beispiel ein Modell vorstellen, bei dem sich interessierte Arbeitnehmer ihr Grundeinkommensjahr sozusagen selbst finanzieren, indem sie in den Jahren zuvor immer auf eine kleine Summe des Gehalts verzichten, das dann auf einem Konto eingezahlt wird, aus dem das Grundeinkommen dann finanziert wird.
Dann könnte das Modell auch ganz freiwillig angeboten werden. Wer das gern machen möchte, legt das im Arbeitsvertrag fest und kann das freie Jahr dann nach 12 Jahren in Anspruch nehmen. Das hätte den Vorteil, dass es nicht von anderen Arbeitnehmern querfinanziert werden müsste.
Das ist wieder so ein Beispiel für total weltfremde Politiker. Wer könnte sich denn ein Jahr Auszeit mit 1000 Euro Grundeinkommen im Monat leisten? Doch nur die Leute, die sich auch ohne Grundeinkommen eine Auszeit nehmen könnten.
Das sind Leute, die in ihrem Job gut verdienen und jeden Monat Geld zur Seite legen können, und in der Regel wahrscheinlich keine Kinder haben. Gerade die Leute, die eine Auszeit nötig hätten weil sie einen körperlich anstrengenden Job haben, werden sich den Spaß nicht leisten können.
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