Was gegen Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit tun?
Gerade wenn das Wetter umschlägt und es draußen auch noch schwül warm wird, könnte ich stundenlang heulen. So war es letzte Woche, erst war es saukalt draußen und dann sind die Temperaturen wieder gestiegen, wo ich wieder so niedergeschlagen war und ich mit mir nichts anzufangen wusste. Auch körperlich bin ich auch ohne Energie und habe zu nichts Lust. Nun meine Frage, soll ich etwas zur Beruhigung einnehmen oder was macht ihr bei einer gefühlten Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit? Wie und womit motiviert ihr euch denn in solchen Phasen?
Solche Phasen der völligen Niedergeschlagenheit und absoluten Antriebslosigkeit gibt es in meinem Leben zum Glück nicht mehr. Der Weg dahin war ein steiniger. Nun mit 55 Jahren habe ich endlich aufgeräumt und Ordnung in mein Leben gebracht. Die Baustellen sind alle voller Leben und werden nach und nach abgearbeitet und manche konnten sogar schon geschlossen werden. Neue tun sich nicht mehr auf. Alle Unregelmäßigkeiten haben sich nicht von heut auf morgen ergeben, dafür brauchte es Jahre.
Kurz vor der Eskalation konnte ich Ordnung in meinem Leben schaffen. Dazu gehört auch die wichtige Erkenntnis, dass das nur Stück für Stück möglich ist, da ja die Unordnung auch nicht plötzlich entstanden ist. Wunder sind nicht zu erwarten aber ich kann mich nun an jedem einzelnen Tag erfreuen und bin nicht ständig deprimiert über die Fehler, die ich rückwirkend betrachtet begangen habe. Diese Fehler gehören zu meinem Leben und der Vergangenheit an.
Denen habe ich es zu verdanken, dass ich nun so bin wie ich eben bin. Und wie ich bin, bin ich gut. Ich nehme mich selbst an, wie ich bin. Diese Lebenseinstellung hilft mir auch, nicht gleich in Tränen auszubrechen, wenn mal etwas schief läuft oder die Sonne eine Woche nicht scheint. Gerade vorhin war ich mit meinem Hund spazieren. Da es gerade sehr hell und sonnig war, habe ich diesen Zustand bewusst genossen. Dann dachte ich daran, dass ich die nächste Runde erst wieder machen kann, wenn es nicht mehr so sonnig sein wird, da ja die Tage momentan sehr kurz sind.
Und im gleichen Augenblick kam ich zu der Erkenntnis, dass ich ja jetzt das tolle Wetter genossen habe und daher besonderes Glück hatte. Hätte ich eine pessimistische Lebenseinstellung, hätte ich gedacht, dass jetzt zwar tolles Wetter ist, es später aber ungemütlich und dunkel sein wird. Damit will ich ausdrücken, dass ich kleine schöne Lebensmomente explizit genieße und andere nicht so schöne, gar nicht erst bewerte. Und diese Einstellung tut mir einfach sehr gut und ich bin dankbar dafür, dass ich sie besitze.
Stimmungstiefs und Antriebsmangel hemmen natürlich die Motivation, aktiv zu sein, doch körperliche und kreative Beschäftigung sind das beste Mittel zur Verbesserung der Laune. Es ergibt sich also häufig der Teufelskreis aus „Es geht mir schlecht, deswegen tue ich nichts, fühle mich dadurch noch schlechter und tue erst recht nichts“, den es bewusst zu unterbrechen gilt. Hierbei kann es hilfreich sein, Unterstützung von Freunden einzuholen und sich zu verabreden, damit die Hemmschwelle, Aktivitäten zu canceln, erhöht wird, oder sich für regelmäßige Vereinstreffen anzumelden. Wer genug Selbstdisziplin aufbringt, kann sich auch einen privaten Aktivierungsplan aufstellen und sich täglich zumindest eine Stunde positive Tätigkeiten vornehmen.
Sollte sich die depressive und rückzügige Tendenz jedoch verstärken, dann ist professionelle Beratung durch einen Psychologen oder Psychiater vielleicht nicht verkehrt. Oftmals können einem solche Fachleute gut erklären, wie es zu den Stimmungs- und Antriebslöchern kommt, was diese aufrechterhält und welche Einflüsse sich im eigenen Leben finden - und auf dieser Basis dabei helfen, Gegenmaßnahmen zu planen und zu ergreifen. Bei hohem Schweregrad der Symptomatik ist vielleicht auch eine antidepressive und antriebssteigernde Medikation in Erwägung zu ziehen, zumindest für einen gewissen Zeitraum.
Ganz banal gesprochen hilft mir immer der Gedanke, dass es allen so geht und dass ich nicht moralisch verpflichtet bin, als Sonnenscheinchen allen das Leben zu versüßen oder als top produktives Mitglied der Gesellschaft anderen den Arsch hinterher zu tragen. Wenn ich nicht mit Gewalt dagegen ankämpfe, sondern mich tatsächlich aufs Sofa setze und mir selber leid tue. Spätestens nach ein, zwei Stunden langweile ich mich oder komme mir albern vor und raffe mich wieder auf. Manchmal brauche ich zudem einfach Phasen, in denen nicht so viel los ist, um wieder zur Besinnung zu kommen und mich zu sortieren.
Sprich, ich bin nicht der Meinung, dass es gleich ein Alarmsignal ist, wenn man mal von allem und jedem die Schnauze voll hat und nur diejenigen alles richtig machen, denen pausenlos die Sonne aus dem Allerwertesten zu scheinen scheint. Die ganzen Tipps, man solle doch "die kleinen Glücksmomente genießen" oder Sport treiben oder Tagebuch schreiben, sind sicher nicht verkehrt. Aber für mich gehört zu einem normalen Alltag auch dazu, dass ich zumindest hin und wieder nichts und niemanden sehen oder hören will und jeder gutgemeinte Ratschlag abprallt.
Dabei setze ich natürlich voraus, dass körperlich und psychisch soweit alles abgeklärt und in Ordnung ist. Antriebslosigkeit kann alle möglichen Ursachen haben von PMS (leider) über die Schilddrüse bis hin zu Mangelerscheinungen oder sonst was. Ich würde daher in jedem Fall zum Arzt gehen, wenn ich längere Zeit ohne erkennbaren Anlass niedergeschlagen bin. Oft genug ist es nur eine leicht behebbare Kleinigkeit, und die Lebensqualität ist gleich viel besser.
Es ist natürlich immer schwer zu sagen, was wirklich hilft und ob es wirklich nur ein kleines Tief ist oder wirklich schon eine Depression. Wenn man grundlos den ganzen Tag weint wegen Wetter, finde ich das nicht wirklich normal. Auch wenn es natürlich solche Tage gibt, an denen man nichts machen will, schlechte Laune hat oder einfach nur keine Lust auf etwas hat. Sollten solche Tage nicht sooft vorkommen, kommt man da sicherlich auch leichter wieder raus.
Ich finde es zunächst mal sinnvoll sich in eine gute Stimmung zu bringen oder Dinge zu machen, die einem sonst gute Laune machen. Das kann zum Beispiel gute Musik sein, einfach mal akzeptieren, dass man keine Lust hat und einfach mal ein Buch lesen oder einen guten Film sehen. Es muss ja nicht zwingend sein, dass man da auch wahnsinnig aktiv wird. Sport ist auch eine gute Sache, die den Körper von innen stärkt.
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