Was fällt für euch wegen des Lockdowns im November aus?
Ich finde angesichts der derzeitigen dynamischen Corona-Entwicklung die Entscheidungen der Ministerpräsidentenkonferenz grundsätzlich richtig, abgesehen davon, dass ich mir eine vorhergehende Debatte im Parlament gewünscht hätte.
Trotzdem ärgere ich mich über den sogenannten Lockdown light, weil ich ab dem 9. November einen einwöchigen Zeichenkurs mit Übernachtung und Verpflegung am Starnberger See gebucht hatte. Ich hatte mich sehr darauf gefreut, weil ich bis auf kurze Reisen mit ein oder zwei Übernachtungen lange keinen Urlaub mehr gemacht habe. Auch einige Museumsausstellungen waren im Plan, die ich leider immer wieder aufgeschoben hatte.
Auch meine Schwägerin ärgert sich, weil ihr Yoga-Kurs ausfällt. Was fällt für euch wegen des Lockdowns im November aus? Oder hattet ihr eh nichts für den November geplant?
Für mich fällt derzeit nichts terminliches in diesem Sinne aus. Meine Arbeit hat sich dadurch jedoch stark verlagert und verlagert sich immer weiter. Eigentlich war mein „Kerngebiet“ von Obdachlosen über Drogenabhängige und Prostituierte. Das hatte ich schon vor Corona etwas hinten angestellt, um auch mal herunterfahren zu können, da mehrfache Bedrohungen seitens renitenten Zuhältern usw. natürlich bei meinen Mitarbeitern und mir auch mal Spuren hinterlassen.
Nun aber ist es so, dass ich auch häufiger natürlich von meinen „Mädels“ angerufen werde, da ihre Existenz kaputt geht. Ich rede von den Damen, die natürlich nicht mehr im Bordell hingehen können, wenn sie keinen Zuhälter haben, weil es geschlossen ist. Und auch die Damen, die einen Zuhälter haben kontaktieren nicht selten mein Firmentelefon und mein Notfallhandy, weil sie natürlich den Druck Geld zu machen von oben merken und Hilfe wie Frauenhäuser etc. brauchen.
Doch jetzt ist es aber so, dass ich ausnahmslos mit Obdachlosen, Drogenabhängigen und eben Jugendlichen Obdachlosen zu tun habe. Wahlweise in Einrichtungen, wo wir mit ihnen gemeinsam essen, ihnen Struktur beibringen, sie vorübergehend schlafen lassen etc. Macht Spaß, ist aber eben eine andere Klientel und das ändert sich für mich beruflich.
Wobei auch gesagt werden darf, dass sich für mich beruflich die Notlage der Leute verändert. Denn sie haben seit Corona viel mehr Probleme, rennen extrem langen Wartezeiten des Job Center hinterher, erreichen niemanden und mehr. Und wo wir vorher helfen konnten, sind wir teilweise auch extrem machtlos geworden, weil wir kaum mehr wissen, wo hinten und vorne ist. Corona hat die örtliche Not der Leute nämlich für uns beruflich verschlechtert.
Aus allgemeiner Sicht kann ich jetzt nicht schwimmen gehen. Klingt natürlich banal, aber es ärgert mich. Es geht dort um die Gesundheit und es wurde bewiesen, dass die Ansteckung innerhalb eines Schwimmbads tendenziell gegen 0 geht! Babyschwimmen fällt aus, Gymnastik für erkrankte im betagten Alter und eben auch für mich. Das nervt mich wirklich, auch wenn es gemessen an dem Gesamtproblem natürlich „Quatsch“ ist. Doch man schränkt die Leute wirklich nur noch ein, und das teils unangemessen, was mein persönliches Problem ist.
Tot kann man so einen Kurs auch nicht mehr wahrnehmen. Ich halte dich für mega egoistisch, wenn du dir wirklich Gedanken wegen deiner Reise machst. Meinst du wirklich, dass das umsonst beschlossen wurde? Nein, du hast scheinbar auch erkannt, dass das wichtig ist, aber willst nicht mitmachen. Was ist denn das für eine Logik? Das funktioniert nur, wenn alle mitmachen und sich eben auch einschränken, auch bei Reisen.
Ich habe in diesem Jahr 2 große Urlaube nicht antreten können und ein dritter steht noch auf der Kippe, aber ich verstehe das und fühle mich auch nicht eingeschränkt, weil ich Maske tragen muss oder nun dazu angeleitet bin mich eher zu Hause und mit meiner Familie aufzuhalten. Das ist notwendig und auch wenn ich keine Großeltern mehr habe bin ich mir durchaus bewusst, dass das eine Generation ist, die Schutz bedarf und deswegen halte ich mich dann auch zurück.
Ich verzichte also auf nichts, was ich dringend brauchen würde. Ich kann verzichten und das ist dann auch nicht schlimm, wenn man damit andere Menschen retten kann. Vorgenommen hatte ich mir für diesen Monat eh nichts. Wobei ich auch ganz froh bin keine große Geburtstagsfeier machen zu müssen oder solche Sachen, weil ich in diesen Monat noch Geburtstag habe. Natürlich nerven solche Maßnahmen sicherlich, wenn man Pläne hatte und selber nicht betroffen ist, aber das ist alles kein Spaß und hätten die Leute sich mehr zurückgehalten hätten wir das Problem nicht in dem Ausmaß.
Also ich hätte mir auch eine parlamentarische Debatte gewünscht, aber unsere Nachbarländer gehen in den Lockdown light, da muss Deutschland natürlich mitziehen. Wir können uns noch glücklich schätzen, dass wir keine monatelange Ausgangssperre bekommen, da würden die Leute ja am Rad drehen und andere Probleme würden sich verschlimmern.
Was fällt bei mir aus? Meine Besuche im Fitnessstudio fallen flach, die fanden einmal die Woche statt und ich bin nicht der Typ für Heimworkouts. Das Schwimmbad ist auch zu, was für meinen Rücken halt super war. Bei mir fallen zwei Konzerte aus, was aber auch schon klar war und ich habe die Tickets bereits zurückgegeben. Das wären zumindest die Punkte, die mir gerade einfallen, die wirklich ausfallen.
Ramones hat geschrieben:Tot kann man so einen Kurs auch nicht mehr wahrnehmen. Ich halte dich für mega egoistisch, wenn du dir wirklich Gedanken wegen deiner Reise machst. Meinst du wirklich, dass das umsonst beschlossen wurde? Nein, du hast scheinbar auch erkannt, dass das wichtig ist, aber willst nicht mitmachen. Was ist denn das für eine Logik? Das funktioniert nur, wenn alle mitmachen und sich eben auch einschränken, auch bei Reisen.
Man wird sich doch wohl noch ärgern dürfen, dass etwas Schönes oder persönlich Wichtiges wegfällt? Nun steck die Moralkeule mal wieder ins Halfter. Ich bin auch ein Maskenapostel vom Feinsten und schleiche überall nur noch an der Wand lang, um möglichst viel Abstand zu halten. Aber "will" ich das tatsächlich? Oder bin ich wie mittlerweile viele Menschen schon reichlich genervt, und halte mich eben an die Regeln, weil ich ihren Sinn halbwegs einsehe?
Egoismus fängt für mich nicht schon dort an, wo man nicht mit einem Lächeln und von Selbstgefälligkeit geschwellter Brust Geburtstage absagt oder Opa nur noch vom Zaun aus zuwinkt. Wenn man sich um nichts scheißt und Halloween um die Häuser zieht, den Urlaub "heimlich" antritt und sich mit allen möglichen Schlupflöchern durchwindet, dann finde ich die Leute auch egoistisch.
Aber ich mache mir auch "Gedanken", weil selbst meine bescheidene Geburtstagssause mit ein paar Freunden auf Take Away vor dem Fernseher zusammengeschrumpft ist, und bin nicht begeistert, mir allein schon deswegen Vorwürfe machen zu lassen, weil ich nicht freudestrahlend und voller Enthusiasmus mein Leben herunterfahre.
@Ramones: Jeder hat andere Prioritäten und ich kann sie verstehen, wenn sie sich Gedanken um eine Reise macht. Daher finde ich dein Argument mit dem "Totsein" auch bescheuert. Ich mache mir auch Gedanken um Fahrten zu meiner Familie im Ausland, selbst wenn es tatsächlich nur Tagesfahrten sind und ich mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs bin. Ich könnte ja auch einen Unfall haben und dadurch sterben. Nur weil du es egoistisch findest, ist es ihr Plan, der ins Wasser fällt und der ihr wichtig gewesen ist. Daher haben wir an sich nicht das Recht, sie zu beschimpfen und außerdem kann man sich auch auf Reisen an gewisse Maßnahmen zum Infektionsschutz halten.
Ramones hat geschrieben:Tot kann man so einen Kurs auch nicht mehr wahrnehmen. Ich halte dich für mega egoistisch, wenn du dir wirklich Gedanken wegen deiner Reise machst.
Hä? Egoistisch? Du maßt dir einiges an. Ich habe doch geschrieben, dass ich die Maßnahmen für richtig halte. Darf man sich wegen Kleinigkeiten nicht ärgern? Dann darf man sich über gar nichts mehr ärgern. Immer gibt es Leute, denen es schlechter geht.
Ich hatte letztes Jahr bzw. zu Beginn des Jahres 2020 zwei Veranstaltungen gebucht, ein Theaterstück und ein Konzert. Beide wären jetzt im November gewesen, wurden aber bereits vor geraumer Zeit abgesagt und auf Alternativtermine im Jahr 2021 verlegt. Da meine bereits bezahlten Tickets auf das neue Datum umgebucht werden und ich alles andere angesichts der derzeitigen Entwicklungen auch unnötig riskant fände, beschwere ich mich darüber aber nicht und hoffe einfach, dass sich bis nächstes Jahr die Lage soweit beruhigt, dass ich die Besuche wahrnehmen kann.
Etwas trauriger macht meinen Freund und mich, dass wir nicht an der jährlichen Geburtstagsfeier seiner Oma teilnehmen können, da wir zu viele Haushalte wären und durch unsere Berufe ein erhöhtes Übertragungsrisiko innehaben. Natürlich heißt es auch hier „aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, aber ab einem gewissen Alter macht man sich ja doch langsam Gedanken, wie lange die Großeltern noch gesund und fit bleiben. Wir werden uns dennoch an die Vorgaben halten und den Schutz vor das persönliche Vergnügen stellen.
Für mich wäre der November normalerweise einer meiner "Kulturmonate". In normalen Jahren würde ich in den nächsten Wochen besonders häufig ins Kino, ins Theater, in klassische Konzerte gehen, und außerdem würde ich an mindestens zwei bis drei Abenden pro Woche ins Fitness-Studio gehen, da ich das in den dunklen Monaten als besonders wohltuend empfinde. Insofern muss ich schon sagen, dass für mich eine ganze Menge ausfällt, genaugenommen eigentlich fast alles, was ich normalerweise jetzt tun würde.
Für mich fällt die Eröffnung des Weihnachtsmarktes aus. Da dort immer meine Tochter als Mitwirkende dabei ist und ich es im letzten Jahr wegen einem gebrochenen Sprunggelenk nicht erleben konnte, hätte ich sie dieses Jahr gern wieder auf der Bühne gesehen. Wäre aber jetzt ohne die Maßnahmen auch für sie ausgefallen, da sie sich letzte Woche erneut einen Bänderanriss zugezogen hat und damit gar nicht tanzen kann.
Und dass man sich bei lange geplanten Dingen, wie eben einen Zeichenkurs, auch ärgert, ist doch durchaus normal. Zumal da eben auch noch mehr Dinge, wie das Zeichnen selbst dran hängen. Vor allem ist dann sicherlich auch die Frage im Raum, wie die finanzielle Seite geregelt wird.
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