Was denkt ihr über Kollegen die übermotiviert sind?
Wenn man angestellt ist, dann kommt man zwangsläufig mit vielen verschiedenen Kollegen in Kontakt. Mit einigen versteht man sich gut und mit anderen weniger gut. Ich denke, dass das ganz normal ist. Dann gibt es aber auch die Kollegen, über die viel geredet wird. Ein Grund, warum geredet wird, ist, dass sie übermotiviert sind. Sie bleiben beispielsweise jeden Tag länger und schießen immer über das Ziel hinaus. Sie drängen sich immer in den Vordergrund und wollen alles für den Chef perfekt machen.
Ich habe so etwas häufiger beobachtet und konnte es nie nachvollziehen. Die Chefs wissen doch auch, dass diese übertriebene Motivation häufig nur dazu da ist, zu imponieren und möglichst schnell die Karriereleiter zu erklimmen. Ich habe auch nie erlebt, dass ein solch übermotivierter Mitarbeiter schnell aufgestiegen ist.
Kennt ihr solche Mitarbeiter? Was denkt ihr über sie? Wie reagiert ihr auf sie und wie reden andere Mitarbeiter über diese übermotivierten Angestellten? Könnt ihr die Mitarbeiter verstehen oder schüttelt ihr über sie den Kopf?
Bei neuen Kollegen kann ich es gerade am Anfang schon verstehen, wenn sie über motiviert sind. Sie möchten sich dann einfach von ihrer besten Seite zeigen und das passiert eben manchmal dadurch, dass sie viel früher zur Arbeit kommen und länger bleiben. Irgendwann lässt das meistens nach, so habe ich es zumindest beobachten können. Wenn das nicht nachlässt, kann ich es nicht so richtig verstehen, aber ich lasse die Kollegen dann einfach mal machen, was soll ich auch sonst tun?
Ich kenne so etwas auch und habe es oft bei Menschen erlebt, die nicht wirklich selbstbewusst waren. Da hat man sich lieber in die Arbeit vergraben anstatt mit dem Kollegen reden zu müssen oder wollte auch nicht mit in die Pause, weil man scheinbar noch etwas zu machen hatte und so weiter. Letztendlich hat sich das bei den meisten entweder gegeben oder es wurde noch schlimmer.
Dass das Chefs immer so schlecht finden kann ich nicht bestätigen. Immerhin wird die Arbeit erledigt und meistens auch noch mehr Arbeit erledigt, als verlangt war und das kommt schon teilweise auch gut an und solche Leute werden bei manchen Leuten auch bevorzugt befördert.
Ich empfinde solche Kollegen als durchaus in Ordnung und finde nichts, was mich da nun stören würde. Wenn man sich so verhalten möchte und das auch körperlich und seelisch aushalten kann, ist es doch in Ordnung und mir egal. Deswegen sind mir die Leute nicht unsympathischer.
Ich halte es für Quatsch, dass man wegen der Motivation direkt auf das Selbstbewusstsein schließt. Wer kein Selbstbewusstsein hat, der wird sich nicht in den Vordergrund drängen und noch mehr Arbeit fordern sondern nur das machen was ihm auf den Tisch gelegt wird, damit man nicht auffällt weder positiv noch negativ. Somit kann ich das rein gar nicht bestätigen und halte es auch nicht für Tatsache was Ramones hier von sich gegeben hat.
Wenn jemand kein Bedarf auf die Kollegen hat, mit ihnen nicht in die Pause möchte und auch sonst nur berufliches klärt was notwendig ist, dass hat auch nichts mit dem Selbstbewusstsein zu tun. Manche wollen keine engeren Bindungen am Arbeitsplatz und kommen nur dorthin um ihre Arbeit zu erledigen und pflegen den sozialen Umgang in der Freizeit und Zuhause. Ich habe auch kein geringes Selbstbewusstsein und dennoch verzichte ich darauf mit den Kameraden übermäßigen Kontakt zu pflegen und auch auf gemeinsame Pausen und Mittagessen kann ich auch gerne verzichten.
Übermotiviert bin ich dabei ebenfalls nicht, ich mache die Aufgaben die ich habe und ich mache sie gut, damit ich am Ende damit zufrieden bin. Ich kann schon sagen, dass ich ein wenig Perfektionist in der Hinsicht bin und es alles gerne richtig, sauber und auch mehrfach geprüft mag. Daher bin ich auch gerne gesehen, da mir wenig bis keine Fehler unterlaufen die hinterher unangenehme Folgen hätten. Somit kommt es doch eher auf die Haltung und die Einstellung zur Arbeit selbst drauf an, hat jemand Spaß daran dann arbeitet es sich schneller und man ist mit seinen Aufgaben schneller fertig und kann etwas neues anfangen.
In manchen anderen Augen ist das bereits übermotiviert, einfach weil die Personen gute Laune haben und folglich mehr schaffen als jemand der nur vor sich hin knausert und unzufrieden ist. Auch wenn es jemand eher locker nimmt mit der Arbeit und vor sich hin schiebt, dann ist das auch der blanke Neid der solche Kommentare aufflammen lässt und dann werden solche Dinge unterstellt, die Ramones hier beispielhaft in den Raum geworfen hat obwohl diese gar nicht zutreffend sind.
Ich halte auch Berufliches und Privates eher getrennt und habe bis auf sehr wenige Ausnahmen gar nicht das Bedürfnis, mir über meine Kollegen und deren Eigenheiten Gedanken zu machen, groß über sie zu reden oder gar den Kopf zu schütteln, egal ob übermotiviert oder nicht. Ich finde einfach nicht, dass es mich etwas angeht, ob die Damen oder Herren Überstunden schieben oder beim Chef um Zusatzaufgaben betteln. Auch psychologische Beweggründe wie ihr Selbstwertgefühl oder der Mangel desselben tangieren mich nur soweit, wie mein eigenes Arbeitsumfeld und meine Arbeitsbedingungen dadurch betroffen sind.
Wenn ich also beispielsweise gezwungen werden sollte, auch Überstunden zu nehmen, weil alle anderen das auch tun (also nicht, weil es so viel zu tun gibt!), oder um den Chef herum zu schwänzeln, damit ich nicht als unkollegial oder schlimmer noch, als nicht teamfähig gelte, würde mich das schon nerven. Aber solange es das Privatvergnügen der Kollegen bleibt, ob sie sich ein Bein ausreißen oder doch lieber eine ruhige Kugel schieben, ist es mir eigentlich egal.
Allerdings muss ich auch zugeben, dass Übermotivation an meinem aktuellen Arbeitsplatz kein dramatisches Problem darstellt, sondern eher Faulheit bzw. Pedanterie am falschen Platz. Eine Karriereleiter zu erklimmen gibt es nicht, also macht eine Kollegin exakt Dienst nach Vorschrift, die andere hat zwar immer sämtliche Bleistifte gespitzt und die Banane rechtwinklig zur Kaffeetasse ausgerichtet, aber für die tatsächliche Arbeit bleibt so natürlich nur wenig Zeit. Letztere bleibt dann an mir hängen, weswegen ich vermutlich im Kollegenkreis als "die Übermotivierte" gelte. Aber ich denke mir eben, wenn ich schon in der Früh mit dem Zug hier angefahren komme, kann ich ebenso gut gleich arbeiten.
Noch nie auf die Idee gekommen, dass vielleicht Bedarf da ist und sie deswegen jeden Tag länger braucht? Bei uns ist Ende letzten Jahres eine von drei Sekretärinnen gegangen und seit Januar ist die Stelle neu besetzt worden. Die neue Sekretärin hat am Anfang 12 Stunden am Tag durchgeackert. Das hatte aber nichts mit Übermotivation zu tun, sondern es war einfach so viel zu tun und ist liegen geblieben, was aber dringend erledigt werden musste, dass sie eben viel Zeit brauchte, bis sie eingearbeitet wurde und alles beherrscht hat. Mittlerweile hat sich das eingependelt und sie muss nicht mehr so viel machen und durch die Routine geht es eben auch schneller und die Einarbeitung fällt natürlich weg.
Blöderweise ist jede Sekretärin bei uns für einen anderen Bereich zuständig, sodass die anderen die Aufgaben nicht wirklich übernehmen konnten als die Stelle unbesetzt war. Daher musste eben viel aufgeholt werden. Schlimm finde ich das nicht. So richtig übermotiviert ist für mich jemand, der nicht nur seine Arbeit macht, sondern gleichzeitig besonders positiv vor dem Chef dastehen möchte und subtil schleimt.
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