Was bereut ihr, in eurem Leben nicht getan zu haben?
Gerade dann, wenn Menschen älter werden, bereuen sie es, bestimmte Sachen in ihrer Vergangenheit nicht getan zu haben, als sie die Möglichkeit dazu noch hatten. Meine Oma meinte damals beispielsweise, dass sie es bereuen würde, sich als Mädchen oder junge Frau nie lange Haare wachsen gelassen zu haben. Denn später hatte sie dann immer nur kürzere Haare und es nie erlebt, lange Haare zu haben.
Es kann ja viele Sachen geben, die man bereut. Manche Sachen sind ja recht banal, wie das mit den Haaren. Manche Leute bereuen es dann aber auch, nie eigene Kinder bekommen zu haben, was natürlich drastischer ist. Was bereut ihr, in eurem Leben nicht getan zu haben? Gibt es noch die Möglichkeit für euch, das Ganze nachzuholen?
Ganz ehrlich? Ich bereue gar nichts. Ich bin mir meiner Sterblichkeit bewusst, daher lebe ich mein Leben jeden Tag so, dass ich es hinterher nicht bereuen werde. Das schließt auch jede Form von Entscheidung ein. Wenn ich mir bei etwas nicht sicher bin, ob ich es tun sollte, tue ich gar nichts und ich habe es noch nie bereut, nichts getan zu haben. Wenn man meiner Ansicht nach etwas wirklich, wirklich will, dann zögert man nicht und vertrödelt die Zeit, sondern wird direkt aktiv.
Mit dieser Einstellung macht man sich doch nur rückwirkend unglücklich. Ich bin der Meinung, dass ich bei den großen Entscheidungen in meinem Leben jeweils die Wahl getroffen habe, die mir zu dem jeweiligen Zeitpunkt in der damals aktuellen Situation und mit den zur Verfügung stehenden Informationen als die beste empfunden habe. Was gibt es da also zu bereuen?
In ruhigen Stunden denke ich mir zwar auch manchmal: Wäre ich doch nur mit 18 in die Hauptstadt abgehauen oder pflege ähnliche Hirngespinste, aber das stellt für mich nur müßige Grübeleien dar, die auch schnell wieder verfliegen. Die Zeit kann ich nicht wieder zurückholen, und damals mit 18 habe ich eben die Entscheidungen getroffen, die für mein 18-jähriges Selbst am sinnvollsten waren. Da nützt es nichts, Entscheidungen von vor 20 Jahren nachzuweinen.
Und auf den Kleinkram gebe ich sowieso nichts. Ja, ich habe mir in der Pubertät die Haare nie grün gefärbt. Ja und? Wenn ich es wirklich wollen würde, würde ich mir auch mit bald 40 einen regenbogenfarbenen Mohawk zulegen oder mit semi-legalen Substanzen experimentieren oder auf Festivals im Zelt pennen. Aber offensichtlich will ich es nicht wirklich, sonst würde ich schon mit Schlafsack und Bierkiste in den Sonnenuntergang segeln.
Erst gestern hatte ich ein Gespräch mit einer Freundin, die der Meinung war, dass wohl einige Dinge nicht so in ihrem Leben liefen, wie sie es sich rückblickend wünschen würde. Es ging nicht nur darum, dass die verschiedenes getan hat, sondern auch das sie einiges nicht tat. Ich sagte ihr dann, dass wir nur die sind, die wir nun einmal sind, weil wir eben einen bestimmten Lebensweg gingen.
Ich bin nicht der Mensch, der ewig zurück schaut um irgendetwas zu bereuen. Das macht doch langfristig gesehen nur krank und unzufrieden. Es hatte doch stets einen Sinn, warum wir in bestimmten Lebenslagen so handelten, wie es die Situation eben erforderte und auch so, wie wir eben auch in der Lage dazu waren im Rahmen unserer Möglichkeiten.
Warum sollte man es bereuen, keine Kinder zu haben wenn man doch ein gutes Leben hat und die Zweisamkeit oder das Singleleben einen ausfüllen. Man bereut ja schließlich auch nicht im allgemeinen, dass man Kinder hat. Sicherlich gibt es einige Menschen, die dermaßen zurück blicken. Aber die können ja nur unglücklich mit ihren Verhältnissen sein.
Und das gehört für mich dazu, wenn jemand zurückblickt und mit seinem jetzigen Leben hadert, Unzufriedenheit. Und die ist eben kontraproduktiv. Viel wichtiger als ständiges zurück blicken und hadern mit sich selbst, ist doch dass man seinen Weg bewusst geht und seine Entscheidungen nicht erst hinterfragt, wenn sie schon gefallen sind.
Bereuen ist immer gleich so ein negatives Wort. Rückblickend gibt es eigentlich nichts, was ich so richtig bereue. Also das bedeutet für mich, dass ich wahnsinnig traurig und deprimiert über eine Sachen wäre. Das ist aber nicht so.
Das heißt aber natürlich nicht, dass ich noch einmal alles ganz genauso machen würde, wenn ich mein Leben noch einmal von vorne leben würde. Ich würde sicherlich schon einige Sachen anders machen. Dabei wären sicherlich auch zu Schul- oder Studienzeiten der ein oder andere Auslandsaufenthalt gewesen, wo man mit Rucksack und wenig Sachen sicherlich Land und Leute viel besser kennenlernen könnte. Das muss nun ein wenig warten, bis die Kinder groß sind. Aber das ist nun keine Sache, die sich nicht zumindest in gewisser Weise nachholen lässt und vor allem keine Sache, wo ich jetzt sagen würde, mein Leben ist deswegen schlecht gelaufen.
Im Großen und Ganzen ist das schon ziemlich gut alles gelaufen und es sind nur kleine Dinge, die mal nicht so optimal gelaufen sind und es ist eben nichts, wo ich sagen würde, Mensch das war jetzt richtig blöd und ich werde mich bis zum Tod darüber ärgern, irgendetwas nicht getan zu haben.
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