Was begeistert euch am meisten an der heutigen Gesellschaft?
Es wird ja immer wieder gerne über die gute alte Zeit geredet und was früher alles besser war. Wenn man dieses Thema mal umkehrt, könnte man aber auch diskutieren, was heute besser ist, vor allem unter gesellschaftlichen Aspekten.
Spontan fällt mir da das Internet ein, auch wenn es teilweise die schlechten Seiten der Menschen manchmal sehr ins Rampenlicht stellt. Aber ich könnte und wollte niemals auf einen Internetzugang verzichten und halte es für eine der genialsten Erfindungen der letzten Jahrzehnte. Auch die zunehmende Diskussion um den Umweltschutz, die weiter ausgebaut wird, finde ich gut, wobei man sagen muss, dass es ja eigentlich die Siebziger gewesen waren, die das Thema aufs Tapet brachten.
Ansonsten begrüße ich alle Entwicklungen und Diskussionen zu verkürzter Arbeitszeit, weg vom preußischen Arbeitsethos, Frauenrechte und generell der humanistische Umgang mit Minderheiten. Welche Themen fallen euch spontan ein, wo ihr das Gefühl habt, diese Gesellschaft wird besser? Unter welchen Gesichtspunkten ist das Leben heute schöner als vor zwanzig oder dreißig Jahren?
Ich weiß nicht ob ich Umweltschutz unbedingt zu den Dingen zählen würde, die heute besser sind. Ich meine, viele von den Problemen, die wir heute im Namen des Umweltschutzes lösen, gab es doch früher gar nicht. Egal ob es jetzt Coffee to go Becher sind, Plastikfolien um Gurken oder die ganzen Probleme, die durch immer mehr Autos entstehen.
Wirklich positiv finde ich aber, dass sich bei immer mehr Menschen die Erkenntnis durchsetzt, dass es keine Menschen zweiter Klasse gibt. Frauenrechte sind natürlich ein Beispiel, aber auch die zunehmende Gleichbehandlung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, die Inklusion von Behinderten oder die Offenheit gegenüber anderen Kulturen.
Und wahrscheinlich ist die Möglichkeit der weltweiten Kommunikation in Realzeit und der einfache Zugang zu fast unbegrenztem Wissen durch das Internet die Erfindung, die die heutige Gesellschaft am meisten geprägt hat und zwar meistens positiv.
In die gleiche Kategorie fällt auch die Möglichkeit weltweit zu reisen und vor Ort seinen Horizont zu erweitern. Das war noch in meiner Kindheit deutlich teurer als heute und für viele Leute war es fast unerschwinglich außerhalb von Europa Urlaub zu machen.
Es gibt viele Dinge heutzutage, für die ich mich begeistern kann! Ich finde es zum Beispiel großartig, dass gerade junge Menschen in Deutschland und in ganz Europa sich für demokratische und freiheitliche Werte einsetzen und sich klar gegen Rassismus, Diskriminierung, Nationalismus und Hass einsetzen.
Ich finde es gut, dass so viele Menschen zur Europawahl aufrufen. Ich finde es toll, dass Kinder und Jugendliche und auch Erwachsene für den Schutz des Klimas und der Umwelt auf die Straße gehen und sich nicht von ihrer Botschaft abbringen lassen. Ich finde es super, dass wir uns für Gleichberechtigung einsetzen, für Frauenrechte und für Minderheiten und dass sich da, im Vergleich zu früher, schon so vieles gebessert hat.
Ich finde es gibt so viele Dinge, die heute viel besser sind als früher und auch wenn man manchmal denkt, es passieren nur schlimme Dinge auf der Welt, gibt es so viele tolle Sachen, die passieren. Sowohl in der Gesellschaft und in zwischenmenschlichen Beziehungen, als auch in Bereichen wie Politik, Wissenschaft und im sozialen Bereich.
Ich bin nicht der Meinung, dass es schon einen Grund für Begeisterung darstellt, dass "Minderheiten" heute von der "Mehrheit" besser behandelt werden und dass sich allmählich zaghaft der Gedanke einschleicht, dass Frauen kein Besitz sind und Leute mit dunklerem Teint auch "ganz in Ordnung" sein können. In dieser Hinsicht sehe ich, wenn überhaupt, nur sehr zaghafte Schritte hin zu einer weniger miesen Gesellschaft. Heute wird eben anders ausgebeutet, ausgegrenzt und diskriminiert als in der Jugend meines Vaters damals, als die "Kanaken und Spaghettifresser", die damals zum Arbeiten hierher geschickt wurden, auch ungeniert so genannt wurden.
Was mich an der "heutigen Gesellschaft" begeistert, wenn man so will, ist eher der technische Fortschritt besonders im Bereich Kommunikation und Vernetzung. Ich kann vom Sofa aus Reisen buchen, eigentlich alles einkaufen, meiner Schwester mitteilen, dass sie noch meine Tupperschüssel hat, für meinen Vater Medikamente ordern und sogar zum Großteil meinem Beruf nachgehen.
In meinen Augen ist das schon ein gewaltiger Vorteil, wenn man nicht zum Fahrkartenschalter traben muss, den Leuten hinterher telefonieren oder auch mal vor verschlossener Tür steht, weil man nicht auf der Homepage nachschauen konnte, ob das Restaurant offen hat oder die Vorstellung stattfindet.
Für mich persönlich gehört es auf jeden Fall zu den positiven Entwicklungen der Gesellschaft, dass "Minderheiten" heutzutage deutlich weniger eingeschränkt werden als noch zu meiner Kindheit. Vor allem auch die Emanzipation der Homosexuellen ist aus meiner Sicht eine Erfolgsgeschichte. Da habe ich selbst noch ganz andere Zeiten erlebt.
Die beste Errungenschaft fürs Individuum ist die Unabhängigkeit, für die unser moderne Sozialstaat sorgt. Früher hatte die Familie einen viel größeren Einfluss auf unser Leben. Wenn die Eltern arm waren, konnte man zum Beispiel nicht studieren. In meiner Jugend gab es dann das erste Mal Bafög. Ohne das hätte ich nie studieren können.
Noch in der Generation meiner Eltern mussten die Frauen ihre Männer fragen, ob sie arbeiten durften. Viele Generationen vorher "gingen Frauen ins Wasser", wenn sie schwanger wurden und keinen Mann hatten. Heute sorgt der Staat für sie. Noch vor nicht allzu langer Zeit durften Männer ihre Frauen vergewaltigen, wenn sie ihre "eheliche Pflicht" nicht erfüllten. Heute gibt es Frauenhäuser.
Man muss auch nicht mit verhassten pflegebedürftigen Eltern in einer Wohnung leben und ihnen die Windeln wechseln, dafür gibt es Pflegeheime. Hört sich brutal an, aber meine Eltern hatten eine Bekannte, die sehr darunter gelitten hatte, ihren Vater versorgen zu müssen. Es ging das Gerücht, dass er nicht an einem normalen Tod gestorben ist.
Und die sogenannten Minderheiten werden viel weniger diskriminiert als früher. Mein schwuler (das Wort gefällt mir nicht, aber er nennt das selber so) Sohn hätte früher sehr zu leiden gehabt. Ich würde das auch selber gar nicht als Minderheit bezeichnen, sondern als normal, so wie ich mich als Rothaarige auch keiner Minderheit zurechnen würde.
Theoretisch kann man jederzeit sein soziales Umfeld verlassen, wenn es einem nicht passt und verhungert nicht. Wenn man in der Steinzeit sein soziales Umfeld verlassen hätte, hätte das den Tod bedeutet. Diese Freiheit begeistert mich am meisten und ich möchte in keinem anderen Politiksystem leben. Natürlich kann noch vieles besser werden. Aber grundsätzlich wird für uns doch sozial gesorgt, ohne dass allzu viel von uns verlangt wird.
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