Warum wird nicht über alle vermissten Kinder berichtet?

vom 19.01.2015, 15:46 Uhr

In unserem Nachbardorf wird schon seit einem Jahr ein jetzt 13 jähriges Mädchen vermisst. Es wurde am Anfang kurz in der Regionalzeitung berichtet und dann wurde nie wieder was geschrieben oder gar im Fernsehen oder Radio gesagt. Der Lokalsender hat eine Woche nach dem Verschwinden die Berichte eingestellt.

Die Eltern habe ich gestern gesehen und es sind wirklich gebrochene Leute, die einfach nicht zur Ruhe kommen, auch wenn das öffentliche Interesse gleich Null ist. Warum wird eigentlich nicht über jedes vermisste Kind berichtet? Es wird immer wieder über die vermisste Maddy geschrieben und gesprochen. Aber überregional wurde noch nie über dieses Mädchen aus dem Nachbarort geschrieben und berichtet. Warum ist das so? Wäre es nicht von öffentlichem Interesse? Wie wird so was ausgesucht, worüber man lange und viel und überregional berichtet?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich denke, das ist eine Entscheidung von Polizei und Familie. Wenn diese die Mitarbeit mit der Presse versagt, ihr keine Informationen gibt und keine tränenreichen Interviews, dann gibt es nicht viel zu berichten. Vielleicht wurde die Presse sogar gebeten, nicht zu berichten. Gerade bei Kindern hält sich die Presse dann auch daran, beziehungsweise würde strafrechtlich verfolgt, wenn sie es täte.

Es ist für die polizeilichen Ermittlungen nicht immer hilfreich, wenn die Öffentlichkeit Bescheid weiß. Es würden nur hunderttausende Hinweise eingehen, die zu 99,999% ins Nichts führen, aber viel Arbeit verlangen und Ressourcen verschlingen. Je nach den Umständen des Verschwindens kann man vielleicht auch von 100 % ausgehen. Und dann macht es einfach keinen Sinn, die Öffentlichkeit einzubinden. Denn dann wäre das wirklich nur eine Belastung für die Eltern, die rein gar nichts Gutes bringt.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Allein in Deutschland verschwinden täglich etwa 150 Kinder. Wenn da täglich über alle berichtet werden würde, könntest du es weder nachlesen noch die Sendungen im Fernsehen verfolgen. Leider sind es viel zu viele Kinder, die spurlos verschwinden. Und nur ein sehr geringer Teil wird lebendig und wohlerhalten in kurzer Zeit wieder gefunden.

Die Polizei gibt sich wirklich alle Mühe und sucht fieberhaft nach den Kindern. Sie geht allen - auch nur den allerkleinsten - Spuren nach. Was soll sie sonst noch machen?

Dass der Name der kleinen Maddy immer wieder auftaucht, hat sicherlich den Grund, dass sie in einem portugiesischen Ferienort verschwunden ist, so weit ich mich erinnere. So wird nicht nur dort gesucht und geforscht, sondern ebenfalls bemühen sich die Briten um Aufklärung.

Aber man kann nicht sagen, dass nichts getan wird. Im Internet gibt es viele Berichte über vermisste Kinder; es werden Fernsehsendungen gemacht, in denen Kinder gesucht werden. Auch in XY werden von Zeit zu Zeit solche Sendungen gemacht. Manchmal greifen auch Zeitungen oder Illustrierte einen Fall wieder auf. Aber es muss ein Anlass vorliegen.

Manche pensionierte Polizeibeamte lassen solche Fälle nicht ruhen und sie rollen Fälle wieder auf. Eltern wenden sich nach gewisser Zeit wieder an die Medien. Aber es muss einfach jemand da sein, der den Anstoß gibt. Die Angehörigen des vermissten Mädchens aus deinem Nachbardorf könnten sich zum Beispiel an eine überregionale Zeitung wenden. Die Bild-Zeitung rollt auch solche Fälle auf. Es wird oft verächtlich über die Zeitung gesprochen, aber sie nimmt sich solcher Fälle an. Da müsste man sich direkt in Verbindung setzen.

Was heißt öffentliches Interesse? Nur jemand, der Kenntnis von dem Mädchen hat und wirklich an ihr interessiert ist, kann auch etwas unternehmen. Das öffentliche Interesse wird erst durch die Medien geweckt und dafür muss man selbst sorgen. Dass die Eltern oder Geschwister sich in ihrem Kummer zurückziehen und den Rummel, den die Presse macht, mit Fotografen und Berichterstattern nicht lieben, ist logisch. Aber ohne nichts passiert auch nichts.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Jeden Tag, so sagt die Statistik, werden im Schnitt bis zu 150 Kinder als vermisst gemeldet. Diese Zahl ist wirklich erschreckend. Häufig tauchen die Kinder innerhalb von wenigen Stunden wieder auf, haben die Zeit vergessen, sich verlaufen oder eine Trotzreaktion war die Folge, dass Kinder bei Kumpels & Co schlafen. Doch mehr als die Hälfte bleiben wochen-, monate- oder gar jahrelang vermisst.

Du hast vollkommen Recht mit deinem Unverständnis darüber, wieso nicht über jedes Kind gleichermaßen so viel berichtet wird, wie über Maddy McCann aus dem britischen Königreich, welche in Portugal spurlos verschwand. Doch ich denke, dass es vieles damit zu tun hat, welche Hebel die Eltern, die Polizei & Co tätigen. Hier im Fall Maddy ist eine Straftat immer wahrscheinlicher, sodass man davon ausgehen muss, dass hier Zeugen erreicht werden, die hilfreiche Tipps liefern können.

Ich lebe mittlerweile im Ruhrgebiet und bei uns ist ein Mann namens Pierre verschwunden. Er ist 21 Jahre jung ( könnte jetzt auch älter oder jünger sein ) und hat einen Verstand von einem vierjährigen Kind. Er wurde das letzte Mal in Essen gesichtet, wo er immer seine Getränke gekauft hat. Doch dann verschwand die Spur völlig. Man vermutete ihn in Holland, weil Hunde wohl auf der Autobahn & Co angeschlagen haben. Doch auch er wurde bisher nicht gefunden und bei uns kommt nur selten etwas davon in der Presse.

Ich schätze einfach, dass Polizei & TV-Sender die Chancen abwegen, ob eine Suchmeldung Erfolg oder Misserfolg hat. Darüber hinaus muss Du ja darüber nachdenken, dass wenn wir jetzt wöchentlich über Maddy oder Bsp. dem Kind deiner Nachbarn berichten, dass immer mehr Tipps und Hinweise kommen. Die Polizei würde mit der Auswertung nicht mehr nachkommen, viele bekloppte rufen dann auch noch an und strapazieren die Geduld der Polizei.

Es ist somit wichtig, dass ein wenig Zeit verstreicht ( aber keinesfalls so viel, wie bisher ) - damit die Polizei ihre Hinweise durchgehen kann. Doch mir persönlich sind die Abstände auch zu lang, denn die Chancen sinken bereits nach 24 Stunden, ein Kind lebend wieder zu sehen. Nach 72 Stunden sind die Chancen wieder drastisch gesunken.

Nicht jedes Kind ist tot, Opfer eines Verbrechens geworden & Co. Es wäre immer denkbar, dass sich Fälle wie der von Natascha Kampusch wiederholen, aber die Chance ist gering. Doch so wenige Meldungen wie von vermissten Kindern kommen, werden sich diese wohl nie verbessern.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Abgesehen davon, dass zu viele Kinder verschwinden und man nicht über jedes berichten kann, ist das Mädchen vermutlich einfach zu alt. Wenn es keine Hinweise auf ein Gewaltverbrechen gibt,, dann geht die Polizei in diesem Alter eher davon aus, dass das Mädchen abgehauen ist. Das ist natürlich nicht weniger schlimm und es könnte trotzdem so viel schlimmes passieren.

Über jüngere Kinder wird oft mehr berichtet, da die Wahrscheinlichkeit das sie weggelaufen sind, eher gering ist. Da geht die Polizei davon aus, dass sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen sind oder entführt wurden.

» JadeC » Beiträge: 677 » Talkpoints: 1,71 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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