Warum wehrt sich die Ukraine obwohl es nichts bringt?
Vorab gleich meine Meinung: ich finde es ziemlich sinnlos, sich mit Russland anzulegen, da Russland ohnehin übermächtig ist und die kleine Ukraine dagegen keine Chance hat. Es ist ja klar, dass die Ukraine verlieren wird und dass jede Gegenwehr nur dazu führt, dass unnötig Leute sterben. Wäre doch wirklich besser gewesen, die Ukraine hätte sich gleich ergeben und hätte vielleicht mit Putin darüber verhandelt, wie eine Situation nach der Übernahme aussehen sollte.
Dass die Leute da einen Nationalstolz haben und nicht aufgeben wollen mag emotional verständlich sein. Aber vom Verstand her betrachtet sollte das Land lieber aufgeben und das Unvermeidliche hinnehmen. Nur wegen Nationalstolz Kämpfe und Opfer zu riskieren, ist so sinnlos und auch das die Männer in der Ukraine im Land bleiben müssen zum Kämpfen, kommt mir eher als Selbstmordkommando vor.
Warum gibt der ukrainische Präsident nicht einfach auf und lässt es bleiben, da unnötig die absehbare Niederlage hinauszuzögern?
Ernstgemeinte Frage: Hast du Putin mal in den letzten Tagen reden hören? Der Mann will nicht nur die Ukraine, sondern hat auch schon Angriffe gegen verbündete Länder und auch gegen Länder ausgesprochen, die nicht in der NATO sind. Das hat mit Nationalstolz alleine nichts zu tun, sondern auch mit einem Gefühl für Demokratie und in gewisser Weise auch Schutz gegenüber Europa. Man kann Putin nicht einfach so machen lassen, ihn nicht noch mehr einnehmen lassen. Sollen wir nun alle aufgeben? Wo ist denn da die Grenze bei dir?
Die Nachrichten schaue ich auch nicht immer an und du hast schon recht, dass er möglicherweise auch noch andere Länder wie Litauen oder Estland haben will. Aber warum lässt man ihn dann nicht einfach? Wann ist es in der Geschichte jemals gut gegangen, wenn sich irgendwer mit Russland angelegt hat? Da fällt mir kein Beispiel ein. Ich denke auch nicht, dass er den Menschen da irgendwas antun will. Es ist also nicht so wie im Zweiten Weltkrieg, als Deutschland Polen überfallen hat und die Menschen dort als irgendwie minderwertig betrachtet hat. Sondern Putin will doch eher, dass diese Ost-Länder wieder zu Russland gehören, aber er hat nichts gegen die Bevölkerung an sich.
Estland und Co. gehören zur Nato, aber eigentlich macht das ja nicht so richtig Sinn, die Länder nützen der Nato ja nichts. Was hätte man denn für einen Schaden davon, wenn man fragt, was er nun konkret will und da einen friedlichen Weg findet, wie er eben seinen Wunsch nach einem russischen Reich ausleben kann, ohne dass Menschen sinnlos Blut vergießen. Ob nun die Ukraine zur EU gehört oder zu Russland oder ob Estland zur Nato gehört oder nicht, eigentlich ist das doch egal. Würde es denn den Menschen in der Ukraine schlechter gehen, wenn sie irgendwann offiziell zu Russland gehören? Glaube ich nicht. Die hätten dann nur eine andere politische Führung, aber sonst ändert sich doch nichts. Was muss man da Menschenleben riskieren?
Stimmt, warum wehrt man sich eigentlich gegen einen Angriffskrieg auf dem eigenen Territorium? Wo der Aggressor, doch so ein netter Kerl ist, der die Bevölkerung ganz bestimmt in Ruhe lässt nachdem er das Land überfallen und eingenommen hat. Kennt man ja von anderen Kriegen, wenn man sich nicht wehrt ist alles Friede, Freude, Eierkuchen.
Ich habe echt Probleme diese Frage ernst zu nehmen. Da wird ein souveränes Land angegriffen und da bist du der Meinung, dass man das einfach so hin nehmen soll, dass es praktisch noch die Schuld der Ukraine sei, wenn es jetzt Tote und Verletzte gibt.
Cloudy24 hat geschrieben:Ich habe echt Probleme diese Frage ernst zu nehmen. Da wird ein souveränes Land angegriffen und da bist der Meinung, dass man das einfach so hin nehmen soll, dass es praktisch noch die Schuld der Ukraine sei, wenn es jetzt Tote und Verletzte gibt.
Klar wäre es besser, Russland würde sowas unterlassen. Hat es aber nun mal nicht. Und es ist aus meiner Sicht sinnlos, sich einem übermächtigen Gegner in den Weg zu stellen. Wenn eh klar ist, dass man verliert, sollte man es lassen. Wozu dann sein Leben riskieren? Wenn Deutschland von einem übermächtigen Gegner angegriffen würde, käme ich auch nicht auf die Idee, sinnlos zu kämpfen, sondern würde mir überlegen, wie ich und meine Lieben da ohne Schäden zu nehmen durchkommen oder abhauen, aber nie im Leben würde ich mich in Gefahr bringen wenn es eh sinnlos ist.
Ich finde diesen Gedankengang sehr interessant und den könnte man ja eigentlich gleich noch etwas weiter spinnen: Mit diesem Argument könnten wir eigentlich unsere ganze Polizei auflösen. Wie die Verbrecherzahlen zeigen, bringt die ja eh nichts. So viele Menschen, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten, immens viele unaufgeklärte Diebstähle, Waffen und Drogen. Lassen wir also das mit der Polizei, weil sie eh nichts bringt und sie Menschenleben gefährdet.
Dann sollten wir auch allen Opfern sagen, dass sie sich nie wehren sollen. Nie gegen übermächtige Gegner, die eventuell Waffen haben, in einer höheren Position sitzen oder einfach stärker sind. Wenn man sich wehrt, könnte man ja Menschenleben gefährden, nämlich insbesondere sein eigenes.
Wozu das ganze führt, kann man recht gut sehen, wenn man in Geschichte mal aufgepasst hätte. Das hatten wir nämlich schon mal: einen übermächtigen Führer, gegen den relativ wenige auch nur versucht haben, etwas zu unternehmen und die es dann recht häufig mit dem Leben bezahlt haben und eventuell noch ihre Familien in Gefahr gebracht haben.
Falls Du nicht weißt, was ich meine, solltest Du Dir vielleicht mal durchlesen, was hier in Deutschland so zwischen 1933 und 1945 los war. So richtig ernst nehmen kann ich Deine Frage übrigens auch nicht: Ein Verbrecher greift ein harmloses Opfer an und Du gibst die alleinige Schuld an allem dem Opfer, weil der Verbrecher ja übermächtig ist? Was ist das denn für eine Denkweise?
Ich wollte eigentlich auch nichts zu diesem ernsten Thema in einem eher seichten Forum sagen. Aber ich kann deine Einstellung auch nicht verstehen. Erstens: Wer sagt denn, dass es nichts bringt? Zweitens: Was passiert danach, wenn sich ein Land einer Diktatur unterwirft? Mir fallen jetzt keine wirklich passenden Vergleiche ein. Mit Hitler möchte ich nicht vergleichen. Jedenfalls wird die Weltordnung nicht besser, wenn solche Überfälle ohne Gegenwehr bleiben. Andere Länder werden dem nacheifern und es gibt durchaus Regimes, die dann Minderheiten umbringen oder Systeme einführen, in denen man wirklich nicht leben möchte.
Wir leben in einer heilen Welt und solche existentiellen Fragen konnte man bisher hier gut verdrängen. Wie weit bist du bereit, eine Demokratie gegen eine Diktatur zu verteidigen? Frauen, Kinder und Alte werden doch außer Landes gebracht. Als Mann, aber auch als alleinstehende Frau würde ich auch kämpfen, obwohl ich mich früher auch als Pazifisten bezeichnet habe. Aber mittlerweile finde ich es gar nicht mehr so abwegig, sein Leben für etwas zu opfern. Jeder Soldat, jede Soldatin, jeder Polizist und jede Polizistin muss sowieso grundsätzlich dafür bereit sein.
Fragen wir doch mal anders rum? Würdest du deine Wohnung oder dein Haus aufgeben, weil es der böse Nachbar einfach so übernehmen will? Und jetzt behaupte nicht, dass du nur das nötigste zusammen packst und dein Heim einfach dem Nachbarn überlässt.
Und genauso wollen viele Menschen da ihr Land nicht aufgeben. Noch dazu, da der Ukrainische Präsident sein Volk hinter sich weiß. Das wird aus deren Sicht zwar eher ein Heckenschützenkampf, aber sie wehren sich. Noch dazu, da sie wissen, dass sie zumindest mit Material von der NATO versorgt werden.
Dazu kommt, dass Putin mit der Ukraine nicht zufrieden sein wird. Weitere Länder, welche früher mal zur Sowjetunion gehörten und nicht in der NATO sind, werden die nächsten Ziele sein. Putin will einfach sein Machtterritorium ausweiten. Und aktuell steht ja auch nicht ganz Russland hinter seinem Präsidenten. Je größer also auch die Reaktion vom eigenen Volk gegen Putin wird, desto schwieriger wird es für ihn.
Tatsächlich bin ich nicht so ganz dahinter gestiegen, was Putin eigentlich in der Ukraine möchte. Zunächst behauptet er, dass seit acht Jahren ein Genozid an russischen Menschen in der Ukraine stattfinden würde, was ich für völligen Blödsinn empfinde. Davon hätte man in jedem Fall etwas mitbekommen und mir muss bei einem irren wie Putin niemand erzählen, dass er dann nicht längst früher begonnen hat.
Nun droht er bereits Schweden sowie Finnland, dass sie dasselbe zu befürchten hätten, wenn diese einen NATO-Beitritt in Erwägung ziehen würden. Somit geht es doch ganz klar um ganz andere Bedürfnisse, aber auch seine machtgeile Despoten-Inkompetenz ist hier natürlich ein Grund, wirklich vorsichtig sein zu müssen.
Dennoch kann man der Ukraine eines niemals nachsagen, kampflos dem Despoten das Land zu überlassen. Wieso sie kämpfen? Weil es ein vorgeschobener und strategischer Krieg von Putin ist, um auch geopolitisch Einfluss zu nehmen. Gleichzeitig ist der Nato-Beitritt in der Ukraine ein Thema gewesen, was er auch verhindern möchte.
Und natürlich der Nationalstolz. Die Ukrainer sind Stolz für ihr Land zumindest alles in die Waagschale zu werfen. Aus ganz nachvollziehbaren Gründen. Wer möchte sein Land einfach jemanden überlassen, der sich das Recht herausnimmt im Jahr 2022 einfach überall einzumarschieren und das vor den Augen der gesamten Welt?
Aus unserer Sparte aus mag es von der Kraft her lebensmüde sein, aber diese Menschen haben nichts zu verlieren. Drüber hinaus ist es ihr Recht, sich zu verteidigen. Während die Welt nur feige zuschaut und dem Russen in jedem Fall eines signalisiert, wo ich inkludiert bin, passiert gar nichts, weil sie Angst vor mir haben. Wenigstens werden Waffen und Gelder losgeschickt, um die Ukraine zu unterstützen.
Was kommt als nächstes? Wenn er die Ukraine hat, hätte er dann gerne noch ein paar andere Länder unter Kontrolle? Ich bin nicht für ein militärisches Eingreifen unsererseits, aber dafür, dass man die dortige Armee tatsächlich mit Mitteln unterstützt, denn der Kampf ist rein von der Manneskraft sowie von den militärischen Gegebenheiten ein Kampf gegen Windmühlen. Trotzdem will man natürlich nicht sein Land kampflos aufgeben.
EU-Sanktionen wurden von Putin ohnehin eingeplant. Muss mir auch niemand erzählen! Das war von langer Hand und sehr sorgfältig geplant. Den Widerstand hat er jedoch keineswegs beachtet, sodass dies auch ein Grund mehr ist, wieso die Ukrainer kämpfen sollten. Was bleibt ihnen sonst auch als fliehen?
SonjaB hat geschrieben:Ich finde diesen Gedankengang sehr interessant und den könnte man ja eigentlich gleich noch etwas weiter spinnen: Mit diesem Argument könnten wir eigentlich unsere ganze Polizei auflösen. Wie die Verbrecherzahlen zeigen, bringt die ja eh nichts. So viele Menschen, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten, immens viele unaufgeklärte Diebstähle, Waffen und Drogen. Lassen wir also das mit der Polizei, weil sie eh nichts bringt und sie Menschenleben gefährdet.
Mit dem Wirken der Polizei würde ich das nicht vergleichen. Denn die meisten Verbrechen werden erfolgreich aufgeklärt und Täter gefunden, die auch bestraft. Das ist doch recht erfolgreich. Der Gradmesser ist ja nicht, ob neue Täter neue `Verbrechen` begehen, sondern die Aufklärungsquote und der Bestrafung der Täter. Na klar hat die Polizei die Übermacht gegenüber einem einzelnen Täter.
SonjaB hat geschrieben:Dann sollten wir auch allen Opfern sagen, dass sie sich nie wehren sollen. Nie gegen übermächtige Gegner, die eventuell Waffen haben, in einer höheren Position sitzen oder einfach stärker sind. Wenn man sich wehrt, könnte man ja Menschenleben gefährden, nämlich insbesondere sein eigenes.
Ist das nicht die offizielle Empfehlung, sich nicht gegen jemanden zu wehren, der einen mit einer Waffe bedroht? Abhauen oder Geld rausrücken, aber nicht den Helden spielen, wenn man überleben will?
SonjaB hat geschrieben:Wozu das ganze führt, kann man recht gut sehen, wenn man in Geschichte mal aufgepasst hätte. Das hatten wir nämlich schon mal: einen übermächtigen Führer, gegen den relativ wenige auch nur versucht haben, etwas zu unternehmen und die es dann recht häufig mit dem Leben bezahlt haben und eventuell noch ihre Familien in Gefahr gebracht haben.
Wenn man in Geschichte aufgepasst hätte, wusste man, dass auch der gegen Russland verloren hat. Und es sind viele Menschen sinnlos gestorben.
Das Ende wird eh so aussehen, dass Russland die Ukraine besetzt. Oder erwartet da jemand ernsthaft einen anderen Ausgang? Warum sollte man sein Leben riskieren, um sich gegen etwas Unvermeidlichen aufzulehnen?
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