Warum tun sich Menschen lange laufende Kredite an?

Ich habe in letzter Zeit öfters Menschen getroffen, die vielleicht so um die 50 Jahre alt sind und aus verschiedenen Gründen ihren Beruf nicht mehr ausüben konnten. Das konnten die vielleicht nicht mehr, weil der Betrieb ihnen gekündigt hat oder weil es auch gesundheitliche Einschränkungen gab, die bei körperlich anstrengenden Berufen die Folge hatten, dass die Betroffenen ihre Tätigkeit nicht mehr machen können.

Wer etwa als Handwerker arbeitet, schwer heben und tragen muss, und dann Probleme mit den Gelenken oder der Wirbelsäule bekommt, der muss ja den Job oftmals aufgeben, weil das ansonsten zu einer Verschlimmerung der Beschwerden führt. Und wer gekündigt wird, der findet in dem Alter oft nichts Neues.

Nun könnte man ja sagen, ok, dann machst du eben den Beruf nicht mehr, wenn er dir gesundheitlich schadet und entweder du findest etwas anderes oder du lebst eben von ALG I und nach einer Weile von ALG II. Wenn man über 50 Jahre alt ist, muss man ja normalerweise keine kleinen Kinder mehr versorgen, sondern ist nur für sich selbst verantwortlich und da müsste man damit doch hinkommen.

Genau das klappt aber nicht, wenn jemand noch Hauskredite abbezahlen muss. Denn um die Raten zu tilgen, muss derjenige dann eben weiter arbeiten, auch wenn es der Gesundheit schadet und auch wenn er keine richtige Motivation oder Kraft mehr für seinen Job hat. In dem Alter bekommt man ja oft keine andere Stelle mehr, also macht man das weiter.

Das habe ich schon mehrfach nun gehört, dass mir jemand sagte, er würde gerne den Job aufgeben, aber es geht eben nicht, weil da noch Kredite laufen. Und da fragt man sich dann schon, ob es für denjenigen so sinnvoll war, nun unbedingt eine Kredit aufzunehmen. Wäre es nicht besser gewesen, der hätte seine Mietwohnung behalten, auf das Haus verzichtet und dann dafür im Alter keinen Stress?

Genauso ist es auch mit Autokrediten. Genau die gleiche Variante habe ich auch bereits mit Bezug auf einen Autokredit gehört, dass jemand meinte, er könne nicht aus dem Berufsleben ausscheiden, weil der Autokredit noch laufe. Das ist das Gleiche Problem nur in einer leicht anderen Variante. Und das muss doch nicht sein.

Warum sind Menschen so unvorsichtig und nehmen Kredite auf, auch wenn das Risiko besteht, dass sie die irgendwann nicht mehr bedienen können? Gerade in handwerklichen Berufen oder als Krankenschwester und Altenpfleger muss man doch damit rechnen, dass man wahrscheinlich nicht bis zum normalen Renteneintrittsalter arbeiten kann und dann das Problem besteht, dass die Raten nicht mehr bedient werden können.

Warum geben sich die Leute nicht in weiser Voraussicht mit etwas weniger zufrieden, mit einer normalen Mietwohnung, die im Falle der Arbeitslosigkeit das Amt bezahlt und einem kleinen Gebrauchtwagen statt dem neuesten Modell des Premium-Autoherstellers? Warum tun sich das Menschen an, über Jahrzehnte Kredite abbezahlen zu müssen? Das verstehe ich nicht. Bei mir würde mir mein Bauchgefühl entgegenschreien, niemals solche Kredite aufzunehmen, aber andere scheinen das anders zu sehen.

Überlege doch mal, wie lange man im Schnitt für ein Haus zahlt. Das sind rund 30 Jahre. Wenn also heute jemand 50 Jahre ist und da noch einen Kredit bedienen muss, bedeutet das ja nicht, dass der Kredit erst zwei Jahre vorher aufgenommen wurde. Meist laufen die dann schon zehn Jahre und länger. Von daher kann man doch nicht unbedingt sagen, dass man da unvorsichtig gehandelt hat.

Mein Ex-Mann und ich haben da auch zwei Kredite laufen. Auch wenn ich selbst, auch per gerichtlicher Bestätigung, nicht zahlen muss. Die Kredite wurden aufgenommen, als ich 27 war. Mein Ex-Mann war damals 30 und die Planung zur Abzahlung war damals auch noch anders, als sie heute ist. Wären wir zusammen geblieben, hätten wir zumindest einen Kredit in diesem Jahr komplett ablösen können. Und wir sind noch lange keine 50 Jahre.

Allerdings wird es wohl meinen Ex-Mann treffen, dass er mit 60 Jahren noch zahlen muss. Es sei denn, dass sich in seinem Leben so viel ändert, dass er da anders planen kann. Daher wird es wohl so sein, dass diese Leute, auf die du dich beziehst, den Kredit für das Haus eben auch schon sehr lange haben und die Lebensplanung damals komplett anders aussah.

Beim Auto kann ich es da allerdings nicht verstehen, wenn man sich sehr lange mit Kreditzahlungen bindet. Da wäre bei mir persönlich mit fünf Jahren die Obergrenze erreicht. Länger würde ich für ein Auto nicht zahlen wollen. Aber es gibt da eben auch Menschen, die sich lieber sehr lange an einen Kredit binden, nur damit sie eben ein tolles und vor allem teures Auto fahren können.

An sich kann man schon Kredite aufnehmen. Allerdings sollte man dann auch bedenken, wie lange man wie viel abzahlen muss. Einen Hauskredit zahlt man nicht mal eben ab, das dauert schon einige Jahre und wenn man im Alter nicht mehr arbeiten will, muss man eben mehr abzahlen und im Leben mehr sparen. Wobei man ja auch durchaus andere Arbeit finden kann.

Meiner Meinung nach sollte man sich aber genau überlegen, ob man in dem Alter noch ein Auto abzahlen muss. Das kann man ja wirklich mit einer hohen Summe anzahlen und dann einen Kredit nehmen oder sein bisheriges Auto gegen ein gebrauchtes tauschen, je nachdem.

Meiner Meinung nach ist ein lang laufender Kredit kein Untergang, aber man muss eben viele Dinge beachten und mal so eben nebenbei sollte man eh keinen Kredit abschließen. Die wenigsten Menschen werden aber das Geld für ein Haus einfach so nebenbei zahlen können und es auf dem Konto haben, da muss man einen Kredit nehmen und Eigentum zu besitzen kann auch nicht schaden.