Warum sind wir so am Leben von Prominenten interessiert?
Wenn man zum Friseur geht, dann liegen dort sehr viele Zeitschriften, in denen von Prominenten berichtet wird. Es geht meistens um Belanglosigkeiten aus ihrem Leben. Auch in jedem Kaufhaus oder am Zeitungskiosk finden wir diese Zeitschriften. Im Fernsehen gibt es ganze Sendungen, wie Taff oder Exklusiv, die sich mit dem Leben der Prominenten beschäftigen.
Doch warum ist das eigentlich so? Warum lesen wir so etwas bzw. schauen uns das an? Das sind doch im Endeffekt ganz normale Menschen. Aus welchem Grund wird bei denen jedes Detail des Lebens ausgeschlachtet und von uns auch noch aufgenommen? Ist es einfach nur Neid oder woran liegt es?
Ich würde nicht sagen, dass man neidisch auf die Personen sind, die im Rampenlicht stehen. Man ist einfach interessiert, was eine Person so treibt, die es sich gutgehen lassen kann. Menschen sind von Natur aus sehr neugierig und viele beobachten auch gern. Das liegt einfach in uns tief verwurzelt drin.
Über Promis reden ist nichts anderes, als würde man mit der besten Freundin oder dem besten Freund über jemanden reden. Man tratscht, man tauscht sich aus, man lenkt sich von seinem Leben etwas ab. Wenn man ein stressiges oder langweiliges Leben hat, lenkt es einen oft davon ab, darüber nachzudenken. Das behaupte ich jetzt einmal, da ich dieser Meinung bin.
Ich denke, dass das so ein bisschen am Small Talk liegt. Wenn man zufällig Bekannte auf der Straße trifft, dann will man nicht unbedingt von den eigenen Hämorrhoiden erzählen oder vom Schlafwandeln der Tochter und den Wechseljahren der Ehefrau, sondern bedient sich eher oberflächlicher Themen wie zum Beispiel das Wetter.
Meldungen aus den Medien sind natürlich auch dankbare Themen und da man sich über Politik eher streitet, ist eben Britney Spears neue Frisur, Michael Schuhmachers Gesundheitszustand oder die Insolvenz von XY ein perfektes Thema um von persönlichen Problemen abzulenken.
Ja, das frage ich mich auch. Für mich sind Geschichten über Promis die Nachfolger der Märchen und Lagerfeuergeschichten, mit denen sich die Menschheit schon seit Jahrtausenden die Zeit vertreibt. Wahrscheinlich liegt es einfach in unserer Natur, zu träumen und sich Dinge vorzustellen, die anders und vermeintlich besser sind als der Alltag. Früher hat man eben den ganzen Tag Rüben gehackt oder die Gänse gehütet, heute starrt man in den Bildschirm. Beides nicht so glamourös.
Und so wie man sich früher vorgestellt hat, man könne Stroh zu Gold spinnen oder im Schlaraffenland die gebratenen Täubchen von den Bäumen pflücken, während man traurig in der Brotsuppe rührt, so gibt es eben heute die Geschichten von Menschen, die reich und schön sind und in ihrer ganz eigenen Welt leben. Wo sich niemand die Zehennägel schneiden muss, einen komischen Ausschlag beim Arzt begutachten lassen oder die Dunstabzugshaube entfetten. Geschichten aus dem Märchenland eben.
Und selbst wenn etwas "Schlimmes" passiert, ist es eben auch weit genug weg, dass es ein wohliges Gruseln auslösen kann und dennoch die Gewissheit erhalten bleibt, dass einem selber das nie passieren kann, weil man sich die Drogen z.B. gar nicht leisten kann. Oder weil es den Reichen und Schönen insgeheim "ganz recht geschieht".
Ich würde mich bei dem "wir" rauslassen weil mich das tatsächlich so gar nicht interessiert. Ich frage mich aber weniger warum sich andere dafür interessieren sondern meistens eher, wer diese sogenannten Prominenten überhaupt sind und für was genau die berühmt sind. Ich habe erst vor Kurzem gelernt, dass "der Wendler" einen Vornamen hat.
Es ist nicht so, dass ich keine Musik höre oder keine Serien oder Filme schaue, aber es interessiert mich einfach nicht besonders welche Schauspielerin welche Rolle spielt und noch weniger, was die so treibt wenn sie diese Rolle nicht spielt.
Warum das andere interessiert weiß ich deshalb nicht. Für viele ist das wahrscheinlich einfach leichte Unterhaltung, die man nebenher konsumiert. Die Artikel sind ja nie wirklich lang, lässt sich problemlos lesen während man auf den Zahnarzttermin wartet oder, dass die Blondierung einwirkt.
Solche Sendungen wie Dschungelcamp oder Promis unter Palmen etc. schaue ich schon gerne, weil es unterhaltsam ist. Es ist so wie wen man früher beispielsweise eine Fernsehserie geschaut hat und wissen wollte, wie es weiter geht, nur dass die präsentierten Personen sich selbst spielen und über Instagram oder Facebook auch tatsächlich ihr Leben noch präsentieren und zwar in einer Form, in der man es kommentieren kann.
Zudem führen die natürlich ein Leben, was ich vielleicht auch gerne hätte. Für zwei Wochen Dschungel 100.000 Euro bekommen oder einfach bekannt sein und nicht nur irgendein niemand, für den sich keiner außerhalb des Bekanntenkreises interessiert, ist zumindest für mich schon reizvoll. Ich habe zwar auch regional eine gewisse Bekanntheit, weil ich im Landkreis die einzige bin, die bestimmte Beratungen anbietet und sonst macht das keiner, aber prominent bin ich deswegen nicht. Mich würde das schon reizen, einen gewissen Prominentenstatus zu erreichen, ich wüsste jetzt aber auch nicht, wie ich das anstellen soll.
Ich glaube es ist manchmal einfach nur die Flucht aus dem Alltag und bei vielen ist es ja das Drumherum was Menschen fasziniert. Entweder ist es das Prinzessinnen Leben wie im Märchen, es ist das viele Geld und der damit verbundene Konsum von Luxusgütern die man vielleicht selbst gerne hätte oder einfach nur die dämlichen Geschichten wo man sich denkt man sind die doof und man braucht es zur Unterhaltung.
Menschen interessieren sich für Menschen. Das liegt schon in unserer Biologie begründet. Wir sind darauf angewiesen, uns mit anderen Leuten zu beschäftigen und ihre Motive, ihr Wohlergehen und ihre Absichten zu ergründen. Und Prominente können im weiteren Sinne so etwas wie bekannte Gesichter sein, zu denen man einen Bezug entwickelt, wie man es auch zu einer fiktiven Figur haben könnte oder einer Person aus dem Alltag, mit der man zwar nicht spricht, die man aber immer wieder sieht.
Ich glaube, dass sich viel mehr Leute für das Leben und Wirken Prominenter interessieren als ihnen bewusst ist. Das muss ja gar nicht die Frage sein, ob die Schauspielerin ihr drittes Kind nun Sky-Aurelia oder doch Johanna nennt oder wer gerade mit wem durch die Horizontale springt. Ich denke da auch an Dinge wie Harvey Weinstein, Rose McGowan und die Metoo-Debatte, die Wellen geschlagen hat. Das Leben der Prominenten ist nicht immer nur ein Zerrspiegel, der mit uns so gar nichts zu tun hat, sondern kann auch Schlaglichter auf gewisse Aspekte werfen oder ein Thema ansprechen, welches uns beschäftigt und berührt oder mit dem wir uns identifizieren können.
Mich zum Beispiel interessiert es regelhaft nicht, wer gerade ein Kind bekommen hat, wie viele Kinder jemand überhaupt hat oder welcher Sänger in amouröse Verstrickungen involviert ist. In solchen Bereichen habe ich abgrundtiefe Wissenslücken. Wenn ich aber einen gewissen Bezug zu einem Prominenten habe und dann vielleicht ein Thema aufkommt, mit dem man direkt oder indirekt selbst schon zu tun hatte, dann weckt das mein Interesse.
So hat mir eine Freundin vor kurzem Instagram-Videos von Alyssa Milano und ihrem Kampf gegen Long Covid geschickt, ein Thema von dem wir indirekt ja seit letztem Jahr alle geplagt sind. Und zufällig bekam ich mit, dass der Krebs bei Shannen Doherty wieder zurück ist, ein Schicksal, was mich ehrlich gesagt berührt, auch wenn es das nicht müsste. Wahrscheinlich liegt es daran, dass all die hier zitierten Damen auf dem Bildschirm einen Teil meiner Jugend geprägt hatten und so ein Gefühl von Bezug entstanden ist. Wenn dann noch Themen wie die schon geschriebenen aufkommen und man Dinge nachvollziehen kann, ist das Interesse am Leben dieser Person da, auch ohne Häme oder Neid.
Das ist eine gute aber schwere Frage. Ich vermute einfach, dass Menschen zur Neugier neigen und immer mehr am Leben von Anderen interessiert sind als Informationen von sich selbst preis zu geben, außer man ist Prominent und ist auf die Aufmerksamkeit angewiesen.
Wenn es etwas kostenlos gibt, dann sind viele Menschen sofort zur Stelle, das gilt auch für Informationen. In der Regel kosten die nichts, unterhalten einen und sind auch schnelllebig. Informationen zu Anderen sind oft auch Teil unserer Kultur und Kommunikation.
Gäbe es kein Tratsch so würde es auch weniger Smalltalk geben. Als Fans von Stars möchte man ja auch am liebsten alles wissen, gerade wenn sie Vorbilder sind oder was können, was man nicht kann, berühmt sind dann bewundert man sie auch. Von Menschen die einem nicht gefallen, würde man keine Zeitungsausschnitte sammeln oder Poster aufhängen, sondern sie versuchen, aus seinem eigenen Leben rauszuhalten, nicht die Filme wo sie mitspielen sehen oder deren Musik hören wollen.
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