Warum sind Psychiater in Filmen oft selber gestört?

vom 06.01.2019, 09:11 Uhr

Es gibt viele Filme, besonders Krimis, in denen Psychiater selber wahnsinnig sind oder sich mit ihren Patienten so stark identifizieren, dass sie wahnsinnig werden. Erst kürzlich sah ich die alte Kommissar-Folge "Traum eines Wahnsinnigen", in dem ein Psychiater zumindest nahe am verrückt werden war.

Ich denke nicht, dass diese Darstellung der Psychiater in irgendeiner Weise der Realität entspricht. Warum werden sie aber oft so dargestellt?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich glaube als normaler Mensch kann man sich schwer vorstellen, wie es ist den ganzen Tag vom Leiden anderer Menschen hau hören, von deren tiefgründigen Ängsten zu hören, zu hören was ihnen angetan wurde und so weiter und deswegen geht man davon aus, dass eine Seele das nicht verarbeiten kann. Außerdem wirkt es vielleicht auch lustig für den Zuschauer und erfüllt vielleicht auch Klischees.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Dir ist schon klar, dass Filme davon leben, dass Charaktere darin thematisiert werden, die irgendwie "irre" oder außerhalb der Norm und durchschnittlichen Vorstellungskraft bzw. dem typischen Klischee liegen oder? Wenn Psychiater da immer freundlich, rational und nüchtern dargestellt würden und mega hilfsbereit und intelligent und so als würden sie keiner Fliege was antun können, dann würden die Zuschauer sich doch früher oder später total langweilen, mal ehrlich. Die Zuschauer wollen unterhalten werden und das kriegt man nicht hin, wenn man immer dasselbe unscheinbare und langweilige Zeug zeigt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Weil das Publikum die üblichen Klischees erfüllt sehen will, und weil sich manche Figuren eher als extreme Charaktere anbieten als andere. Bei einem Psychiater oder sonst einer fiktiven Figur, die tagaus, tagein mit "Irren" zu tun hat, glaubt das Publikum eher, dass die Person einen an der Waffel hat als bei der braven Kindergärtnerin oder netten Oma von nebenan. Natürlich gibt es auch genügend fiktionale Kindergärtnerinnen oder nette Omas, die sich als die wahren Psychopathen herausstellen, aber die Sorte Figur ist dann oft schon zu "extrem" für den biederen Tatort am Sonntagabend.

Mit der Realität hat das, wie schon oft erwähnt, gar nichts zu tun. Die Zuschauer wollen schließlich, dass man ihnen Geschichten erzählt und nicht mit dem langweiligen, drögen Alltag konfrontiert werden bzw. handfest schockiert darüber, wie es in manchen Berufen so zugeht. Nicht umsonst haben Krimis im Fernsehen mehr Erfolg als "24 Stunden im Leben der Sachbearbeiterin Erna B. im Finanzamt Bottrop-Mitte", obwohl es da sicher auch genügend Verrückte gibt.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Warum sind Wissenschaftler in Filmen immer irgendwie exzentrisch? Warum findet man in Thrillern keine Ermittler, die ein stinknormales, halbwegs glückliches, Privatleben haben? Warum sind Vertreter des Militärs in Katastrophenfilmen immer irrationale Idioten, die auf alles am liebsten eine Bombe werfen würden? Warum verliebt sich der Quotenschwule in der Soap immer in einen eigentlich Heterosexuellen aus dem Cast anstatt sein Glück mal bei Tinder zu versuchen?

Ganz einfach - lazy writing. Das bedeutet, dass sich die Schreiberlinge einfach bei anderen bedient haben wenn es um die Entwicklung der Handlung oder die Charakterisierung ihrer Figuren geht.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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