Warum sind manche Menschen nicht zu Selbstreflektion fähig?

vom 08.05.2015, 13:13 Uhr

Ich persönlich hasse es, wenn manche Menschen immer andere Menschen für eigene Fehler verantwortlich machen und kaum zu Selbstkritik und Selbstreflektion fähig zu sein scheinen. So ein Beispiel habe ich erst gestern wieder erleben dürfen in einem meiner Seminare.

Ich habe ja in wenigen Wochen eine Exkursion und es sind drei Termine vor der Exkursion angesetzt, wo besagte Exkursion thematisch und inhaltlich ausführlich besprochen wird. So erfahren wir organisatorische Details aber auch inhaltliche. So sollten letzte Woche drei Studenten Referate vortragen, die thematisch mit der Exkursion zu tun hatten. Aber weil der Dozent so viel trödelte und unnötig paraphrasierte, kamen wir mit der Zeit gar nicht hin. Letztendlich haben wir nicht ein Referat geschafft und auch nichts über die Organisation erfahren, obwohl das eigentlich Programmpunkt an dem Tag war.

Diese Woche, also gestern, hatte ich wieder dieses Seminar, sodass ich wieder mit demselben Dozenten zu tun hatte. Der Dozent gab aber diesmal uns die Schuld an seiner Unorganisation letzte Woche und meinte, dass wir Studenten nicht so „unorganisiert“ sein sollen, damit er alles schafft, was er sich vorgenommen hat. Das fand ich schon ein wenig dreist, vor allen Dingen weil er ein Mensch ist, der sehr gerne Reden hält und sich selbst gerne Reden hört. Beim letzten Mal konnte man da kaum ein Wort zwischen stellen und dann sind wir Schuld?

Kennt ihr auch solche Menschen, die immer nur andere für eigene Fehler verantwortlich machen? Gehört ihr möglicherweise selbst zu diesen Menschen? Merken diese Leute das gar nicht, dass sie die Wahrheit irgendwie verdrehen? Warum sind manche Menschen absolut nicht zu Selbstreflektion fähig und geben immer anderen die Schuld? Kann man Selbstreflektion lernen?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das Problem kenne ich sehr gut! Ich leide auch oft unter solchen Leuten, oft kann ich es aber auch zu meinem Vorteil oder zum Vorteil Dritter ausnutzen. Da ich Rechtsanwalt bin, habe ich es bisher unter Berufsrisiko eingeordnet, da man in dem Beruf verstärkt mit solchen Leuten zu tun hat.

Die meisten Nullreflektierer, wie ich sie nennen, sind oft die Leute auf der Gegenseite, die derart verstockt auf ihrer Position beharren, dass sie mit offenen Augen in das eigene Verderben rennen. Aber ich habe auch schon Richter erlebt, die immer wieder auf ihrer Rechtsansicht beharrten, egal wie oft deren Urteile schon von höheren Instanzen aufgehoben wurden. Ich fragte mich oft, warum die Leute so verstockt sind und warum die ihre eigene Position nicht kritisch überdenken können. Aber mittlerweile begegne ich denen nur noch mit Schulterzucken.

Wenn man auf das Seminar angewiesen ist und der Dozent seinen eigenen Zeitplan nicht durchziehen kann, weil er zuviel redet, ist das natürlich sehr bitter. Da hilft meines Erachtens nur noch offene und direkte Kritik, da man Selbstreflektion durchaus lernen kann, wenn man will. Aber man benötigt natürlich Anreize dafür. Wenn ein Dozent nie entsprechende Kritik erhält und immer weiter gebucht wird, hat dieser Dozent natürlich keinen Anreiz zur kritischen Selbstreflektion.

Was das Verdrehen der Wahrheit angeht, so bin ich mittlerweile der Ansicht, dass es keine Wahrheit gibt, sondern nur Tatsachen und die Wahrnehmung dieser Tatsachen. Wenn man nun aber aus Verunsicherung, Nachlässigkeit oder übersteigertem Selbstbewusstsein die Tatsachen nicht korrekt wahrnimmt, bastelt man sich absichtlich oder unabsichtlich eine falsche Wahrheit und handelt dementsprechend realitätsfern. Ich selber gehöre natürlich nicht zu solchen Menschen, es sind stets die Anderen, die falsch liegen (Wer den Logikfehler findet, darf ihn behalten :)).

» littleviking » Beiträge: 133 » Talkpoints: 63,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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