Warum setzen sich Leute Leseziele?

vom 29.11.2022, 10:32 Uhr

Nach einem Thread hier, welche Leseziele man sich für einen gewissen Zeitraum setzt, frage mich, warum man sich ein Leseziel setzen sollte. Welchen Sinn macht das überhaupt? Die Zahl der Bücher, die man gelesen hat, ist doch völlig bedeutungslos. Ich habe als Kind Bücher verschlungen. Meine Schwester hat gar nicht gelesen. Manchmal habe ich ihr vorgelesen, obwohl sie nur knapp zwei Jahre jünger ist als ich und durchaus schon selber lesen konnte. Sie liest immer noch nicht gerne, sondern geht lieber raus, während ich eher ein Stubenhocker bin.

Was bedeutet das jetzt? Keine Ahnung. Bin ich gebildeter, weiser, wissender? Glaube ich nicht. Sie geht auch ab und zu in Museen oder schaut sich auf YouTube was an, schaut Fernsehen und bekommt von ihrer Außenwelt vielleicht sogar mehr mit als ich. Was steckt also dahinter, dass sich manche Leute Leseziele setzen oder die Bücher zählen, die sie gelesen haben? Welche Rückschlüsse sollte ich ziehen, wenn ich in einem Jahr nur ein Buch gelesen habe oder 234?

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich denke eher, dass diese Leseziele eine persönliche Bedeutung haben. Wenn ich zum Beispiel am Anfang eines Jahres sehe, dass ich im Vorjahr sehr wenig gelesen habe, obwohl ich wirklich gerne lese, dann setze ich mir für das neue Jahr auch ein gewisses Ziel. Ob ich es dann erreiche oder nicht, liegt alleine bei mir.

Ich habe immer gerne und viel gelesen. Lesen war immer eine Art Ausgleich zum Job und ich habe an sich immer viel nach der Arbeit oder in den Pausen gelesen. Seit einiger Zeit bemerke ich, dass ich weniger lese und somit auch insgesamt weniger abschalte. Somit ist Lesen bei mir zum Beispiel ein guter Indikator dafür wie es mir insgesamt geht und ein Leseziel stellt sozusagen eine Art Ausweg aus der Tretmühle dar.

Du musst also gar keine Rückschlüsse ziehen, es kann dir also auch scheißegal sein, wie viele Bücher jemand gelesen hat. Außer er reibt es dir auf die Nase, spammt deine Pinnwände damit zu und labert dich in jedem Gespräch damit zu. Bei mir werden auch nur die digitalen Bücher mitgezählt, also auf dem iPad. Das sind wahrscheinlich noch nicht mal alle Bücher, die ich insgesamt gelesen habe. Aber bei mir ist ein Leseziel an sich ein guter Indikator dafür, wie gut ich abgeschaltet habe oder wie sehr ich mich mit der Arbeit beschäftigt habe.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Du kannst gar keine Rückschlüsse aus der Zahl der gelesenen Bücher ziehen und ich denke, dass das auch überhaupt nicht Sinn und Zweck der Übung ist. Ich meine, es gibt Bücher, die intellektuell in etwa genauso anspruchsvoll sind wie eine RTL Dschungel Sendung. Die ließt man einfach zum Spaß an der Freude, weil man leichte Unterhaltung möchte. Genau aus dem gleichen Grund, wie andere Leute wahrscheinlich RTL einschalten.

Viele Leute setzen sich wahrscheinlich auch einfach aus Spaß an der Freunde ein Leseziel. Und es gibt wahrscheinlich Leute, die gerne mehr lesen möchten, denen es aber schwer fällt sich nicht ablenken zu lassen. Da ist ein Ziel vielleicht ganz hilfreich, zusammen mit bestimmten Maßnahmen, die die Ablenkung zu bestimmten Zeiten minimieren. Genauso wie man wahrscheinlich aktiver ist wenn man seine Schritte zählt und von der Uhr eine Rückmeldung bekommt.

Ich selber mag es einfach eine Übersicht über das Jahr zu haben. Ich schaue mir am Ende des Jahres gerne an, was ich so gelesen habe. Es ist schon interessant wenn sich dann bestimmte Themen oder Trends abzeichnen, die mir teilweise gar nicht so bewusst waren. Hilft manchmal auch bei der Suche nach neuen Büchern.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Größtenteils zum Spaß. Wie Cloudy mal wieder so schön festgestellt hat, gibt es genügend Bücher, ja ganze Literaturgenres, die dich beim Lesen so viel "weiser und wissender" machen wie RTL2 Mittwoch nachmittag um halb vier. Es geht hier nicht um einen intellektuellen Wettbewerb, und ich finde auch nicht, dass man sich dafür rechtfertigen muss, zur Entspannung auch mal "leichte Lektüre" zu konsumieren, um dann eilig zu versichern, dass man natürlich zum Ausgleich ins Museum geht und arte-Reportagen über Fetischkünstler anschaut. :roll:

Ich bin bei goodreads angemeldet, weil meine Schwester da auch mitmacht und versage Jahr für Jahr bei der "Reading Challenge", während besagte Schwester locker 50 Bücher schafft. Aber daraus entsteht natürlich keine Konkurrenz oder gar Neid. Bei mir ist es nur so, dass ich wirklich gerne lese, aber mich oft genug nicht aufraffen kann. Wenn ich zumindest eine Liste von interessanten Titeln habe, die mich anlacht, fällt es mir leichter, die Zeit für mein Hobby freizuschaufeln. Und wenn ich mal wieder interessanten Lesestoff entdeckt habe, ist die Freude groß, nur zum ersten Anschubser ist es für mich hilfreich, ein "Leseziel" zu haben. Aber letzten Endes ist es wirklich nur Spaß an der Freude, sonst nichts.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Interessant. Das sind drei für mich nachvollziehbare Gründe für das Tracking des eigenen Leseverhaltens, Warnsignal, "Selbst"erkenntnis, Motivation.

Wibbeldribbel hat geschrieben:Somit ist Lesen bei mir zum Beispiel ein guter Indikator dafür wie es mir insgesamt geht

Verhaltensänderungen, die eventuell langsam vor sich gehen, merkt man ja oft selber gar nicht. Manchmal ist es gut, wenn man auch von außen eine Kontrolle hat. Wenn man zum Beispiel die Veranlagung dazu hat, leicht an Gewicht zuzulegen, stellt man sich ja auch regelmäßig auf die Waage. Sonst würde man die langsame Zunahme gar nicht merken. Das ist auch eine Kontrolle von außen. Die Mitmenschen merken es vielleicht, aber man selber weiß vielleicht nicht so recht, warum man immer unzufriedener wird.

Cloudy24 hat geschrieben:Es ist schon interessant wenn sich dann bestimmte Themen oder Trends abzeichnen, die mir teilweise gar nicht so bewusst waren. Hilft manchmal auch bei der Suche nach neuen Büchern.

Das verstehe ich sehr gut. Amazon und YouTube wissen auch oft besser, was mir gefällt und ich freue mich ab und zu, wenn YouTube mir aufgrund meines Konsums ein interessantes Video vorstellt. Die Gefahr ist allerdings, dass man dadurch in eine bestimmte Richtung gedrängt wird.

Gerbera hat geschrieben:Wenn ich zumindest eine Liste von interessanten Titeln habe, die mich anlacht, fällt es mir leichter, die Zeit für mein Hobby freizuschaufeln. Und wenn ich mal wieder interessanten Lesestoff entdeckt habe, ist die Freude groß, nur zum ersten Anschubser ist es für mich

Das ist auch ein nachvollziehbarer Grund. Ich brauche zum Beispiel oft einen Anschubser, um in eine Ausstellung oder in ein Museum zu gehen, obwohl ich das wirklich gerne mache.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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