Warum sagen Menschen oft, dass sie nicht 100 werden wollen?

Wenn man mit älteren Menschen spricht und sie fragt, wie alt sie werden möchten, dann sagen die meisten von ihnen, dass sie nur so um die 80 bis 90 Jahre alt werden möchten. Die meisten lehnen es aber ab, 100 Jahre alt zu werden. Das machen auch die Menschen, die eigentlich noch bei bester Gesundheit sind.

Wenn man sie dann fragt, warum sie nicht so alt werden wollen, kommt meistens eine Antwort, mit der man nichts anfangen kann. Häufig sagen sie nur so etwas: "Nein, so alt will ich nicht werden. Das wünsche ich keinem". Vielleicht kennt ihr ja solche Antworten?

Aber warum wollen viele Menschen keine 100 Jahre alt werden? Woran liegt das? Welche Theorien oder Erfahrungen habt ihr?

Man kann eben jederzeit auch zu einem Pflegefall werden und wenn man 100 wird, dann bekommt man sicherlich auch in er Familie immer mehr Todesfälle oder Krankheiten mit. Manchmal ist es einfach schöner, wenn man schon stirbt, wenn es einem noch einigermaßen gut geht. Zumal man ja trotzdem Probleme bekommt, auch wenn man das nicht mit jedem besprechen will, tut einem immer mehr weh.

Ich denke, man hat halt die Vorstellung, dass man mit dem Alter immer gebrechlicher wird und in so einem Zustand möchten die meisten wohl nicht allzu lange verweilen. Wobei man das eigentlich gar nicht so pauschalisieren kann, da einfach jeder anders altert. Es gibt Leute, die mit Mitte 70 schon komplette Pflegefälle sind, während andere tatsächlich bereits weit über 90 sind und dabei sogar noch einigermaßen alleine zurecht kommen. Daher kenne ich von älteren Leuten durchaus auch Aussagen wie "So lange möchte ich nur leben, wenn es mir dabei auch noch gut geht".

Was ich mir aber auch schwierig vorstelle, wenn man so alt wird, ist, dass man nach und nach alle Menschen sterben sieht, die einem nahe stehen, denn es schafft ja nun mal bei weitem nicht jeder bis nahe an die 100. Wenn dann Ehepartner, eventuell Geschwister und alle engen Freunde schon gestorben sind, fühlt man sich wahrscheinlich auch ziemlich einsam. Auch wenn man noch Kinder, Enkel, Urenkel hat, die haben ja in den meisten Fällen auch nicht immer Zeit.

Es gibt ja durchaus Menschen, die 100 Jahre und älter werden und noch verhältnismäßig fit und gesund sind. Aber was heißt das schon? Reisen, den Enkel hochnehmen, lange stehen, ein paar Stunden ein gutes Buch lesen. So viele Sachen sind einem verwehrt. Selbst wenn man noch relativ fit ist, ist man einfach sehr beschränkt. Wenn man 100 ist, ist man schon seit Jahrzehnten einigermaßen eingeschränkt.

Es gibt mehrere Abschnitte im Leben. Kindheit, Jugend und so weiter. Das Alter ist auch so ein Abschnitt und ist sicherlich eine Erfahrung. Und hat sicherlich auch Vorteile. Aber selbst wenn man von schweren Krankheiten verschont bleiben sollte, ist es doch irgendwann einfach mal genug. Genausowenig wäre ich gerne 30 Jahre lang Kind geblieben oder 30 Jahre lang in der Pubertät oder auf der Uni.

Und die Tatsache, dass alle deine geliebten Menschen um dich herum sterben wie die Fliegen, wurde hier ja schon angesprochen. Ich weiß noch, wie traurig meine Großeltern bei jedem weiteren Todesfall waren. In dem Alter hat man dann Freunde, die man seit 60, 70 Jahren kennt. Ich kann mir den Schmerz gar nicht vorstellen, da eine Einladung nach der anderen zu Beerdigungen zu bekommen. Wenn man 100 wird, werden auch die eigenen Kinder schon richtig alt und könnten gut vor einem sterben.

Und jeder Todesfall erinnert dich daran, dass die Wahrscheinlichkeit, dass du der nächste bist, verdammt hoch ist. Einerseits eine Erleichterung, weil dann alles vorbei ist. Die Hoffnung, noch die Hochzeit der Enkel mitzubekommen oder den Schulabschluß oder weiß der Geier was, hält zwar etwas lebendig. Aber ich stelle es mir auch sehr anstrengend vor, so am Abgrund zu leben.

Also ich möchte auch definitiv nicht 100 Jahre alt werden. Denn quietschfidel fällt einfach flach. Und alles andere ist über Jahrzehnte wahnsinnig anstrengend.

Mit 100 denkst du sicherlich jeden Tag an den Tod, nicht mal aus dem Grund das man vielleicht sterben will, nein man hört einfach immer, dass man in diesen Jahren stirbt und das ist auch vielen klar. Wäre für mich wirklich kein schönes Gefühl, immer Angst zu haben, den nächsten Tag nicht zu erleben.

Ich würde nicht 100 werden wollen, weil man da zu viel gesehen hat. Ich finde den Gedanken nicht so schön, wenn man mitbekommt, wie die Freunde und Klassenkameraden alle sterben und man kaum noch Freunde im gleichen Alter hat. Die Cousins und Cousinen sterben und die eigene lebende Generation wird immer dünner und dünner.

Hin zu kommt, dass die Wahrscheinlichkeit mit zunehmendem Alter steigt, dass man seine eigenen Kinder sterben sieht bzw. deren Tod mitbekommt und ich persönlich würde nicht miterleben wollen wie ich mein eigenes Kind überlebe. Wenn man 100 ist, sind die Kinder ja oft schon 70 oder teilweise 80 je nachdem wann man sie bekommen hat.

In dem Alter zu sterben ist auch nicht so selten. So hatte ich einen Großonkel der mit knapp über 70 einen Schlaganfall hatte und dann im Rollstuhl gelandet ein absoluter Pflegefall war. Nach einigen Jahren ist er dann auch gestorben bevor er die 80 erreicht hatte. Ich würde so etwas bei meinem Kind nicht miterleben wollen.

Hinzu kommt der eigene geistige und körperliche Abfall. Mich würde das voll fertig machen, wenn ich körperlich plötzlich auf andere angewiesen wäre und mich nicht mehr selbstständig waschen und nicht mehr selbstständig essen könnte. Je älter man wird, desto wahrscheinlicher ist es auch, dass man Demenz oder andere Erkrankungen bekommt und dieser geistige Abbau wird für die Angehörigen auch schwer zu verkraften sein wie ich finde.