Warum nimmt der Hausarzt bei einem Infekt keine Blutprobe?
Wenn ein Kind krank ist und man mit ihm zum Kinderarzt geht, wird dort immer über den Finger eine kleine Menge Blut abgenommen, um die Blutwerte zu überprüfen und festzustellen ob es sich um einen Virus oder eine bakterielle Infektion handelt. So kann der Arzt entscheiden ob es wirklich notwendig ist bestimmte Medikamente, wie zum Beispiel Antibiotika zu verordnen.
Diese Methode finde ich super, da man so nicht unnötig Medikamente zu sich nimmt und den Körper so weniger belastet. Deshalb habe ich mich schon öfter gefragt weshalb das auch die Hausärzte bei ihren Patienten nicht so machen. Geht man als Erwachsener zum Arzt wird man einfach befragt und bekommt meistens gleich ein Antibiotikum verschrieben, obwohl man nicht mal weiß ob man dieses Medikament wirklich braucht.
Ich war im Laufe meines Lebens schon bei mehreren praktischen Ärzten und noch nie war einer dabei, der für die Stellung einer genauen Diagnose eine Blutprobe abgenommen hat. Bei den Kinderärzten bei denen ich bis jetzt mit meinem Sohn war, wurde das jedoch immer gemacht. Wie erklärt ihr euch das? Würdet ihr es nicht auch besser finden, wenn der Arzt vor Ort eure Blutwerte kontrolliert und so eine angemessen Diagnose stellen kann?
Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass bei mir als Kind mal eine Blutprobe über den Finger entnommen wurde. Wenn ich krank war, wollte ich nur eine Krankschreibung und ansonsten habe ich ohnehin nur freiverkäufliche Medikamente genommen, Mucosolvan und so. Und ich hätte das als Kind garantiert auch nicht gewollt, dass man mir in den Finger sticht.
Wenn ich nun erkältet bin, dann gehe ich auch nur wegen der Krankeschreibung zum Arzt, Mein Arzt fragt mich, ob ich was verschrieben haben will, was ich meistens verneine und gut. Da wäre eine Blutprobe für mich auch nicht notwendig.
Das kommt eindeutig auf den Arzt an. Ich habe in meinem Leben schon mehrere Ärzte gehabt, immer bedingt durch Umzüge. Als Studentin hatte ich eine Hausärztin, die immer eine Blutprobe bei Beschwerden genommen hat und darauf basierend hat sie dann auch eine Medikation verordnet. So konnte sie eben einiges daraus ableiten, dass zum Beispiel die Leukozyten erhöht sind und dergleichen. Die Ärztin fand ich ziemlich klasse, aber irgendwann ist das Studium vorbei und man zieht dorthin, wo man Arbeit findet. Weder davor oder danach hatte ich aber Hausärzte, die da auch jedes Mal Blutproben genommen haben. Möglicherweise ist die Analyse zu teuer und das Personal fehlt?
Ich denke auch, dass das eine Kosten- und Nutzenfrage und eine des Budgets sein wird, die Ärzte sind in dem, was sie ausgeben dürfen, ja mittlerweile seitens der Krankenkassen stärker reglementiert. Mein Hausarzt macht das auch nur auf Nachfrage, meine Internistin ist da ganz anders, die nimmt große Profile ab, aber ich denke, ihr Budget wird um einiges höher liegen.
Ich war mal in einer Notfallpraxis, wo es ein Gerät gab, das mittels einer kleineren Probe die Leukozyten fast sofort auszählen konnte, allerdings war das eine große dezidierte Praxis nur für Notfälle, wo so etwas finanziell natürlich Sinn hat. Die meisten Hausarztpraxen haben gar nicht die Möglichkeiten für derlei Equipment.
Soweit ich weiß, gibt es auch Praxis-Tests in einer Art Streifenform für das CRP, ein Wert, der vor allem bei bakteriellen Entzündungen ansteigt, vielleicht macht dein Kinderarzt ja auch so einen Test. Diese Tests kosten nicht sonderlich viel und man kann sie quasi zeitnah ablesen, sodass man nicht mal auf ein Laborergebnis warten muss. Sie zeigen zwar nur eine grobe Richtung an, aber das reicht ja oft schon, um zu gucken, ob ein Antibiotikum angezeigt wäre oder nicht.
Verbena hat geschrieben:Ich war mal in einer Notfallpraxis, wo es ein Gerät gab, das mittels einer kleineren Probe die Leukozyten fast sofort auszählen konnte, allerdings war das eine große dezidierte Praxis nur für Notfälle, wo so etwas finanziell natürlich Sinn hat. Die meisten Hausarztpraxen haben gar nicht die Möglichkeiten für derlei Equipment.
Nein das macht finanziell eben keinen Sinn, da die Notfallbehandlung noch wesentlich schlechter vergütet wird als die normale Behandlung beim Hausarzt. Auch die Labortests werden schlechter vergütet und wenn man dann in so einer Notfallpraxis bei vielen Patienten Blutproben entnimmt, macht es das Defizit nur noch schlimmer. Der Hintergrund wird wohl eher der sein, dass der Hausarzt sich im Grunde jeden Patienten, wenn er denn will in 2 oder 3 Tagen nochmal anschauen kann und sich die, bei denen er kein gutes Gefühl hat, einfach noch einmal einbestellt und klinisch beguckt. Das kostet ja erstmal außer Arbeitszeit nichts und dann macht er die Bluttests eben dann, wenn er sieht das die rein symptomatische Behandlung es nicht besser macht.
Soweit ich weiß, gibt es auch Praxis-Tests in einer Art Streifenform für das CRP, ein Wert, der vor allem bei bakteriellen Entzündungen ansteigt, vielleicht macht dein Kinderarzt ja auch so einen Test. Diese Tests kosten nicht sonderlich viel und man kann sie quasi zeitnah ablesen, sodass man nicht mal auf ein Laborergebnis warten muss. Sie zeigen zwar nur eine grobe Richtung an, aber das reicht ja oft schon, um zu gucken, ob ein Antibiotikum angezeigt wäre oder nicht.
Auch das ist ein Trugschluss. Über das CRP allein kann man überhaupt keine Aussage treffen, ob es sich um eine bakterielle oder virale Entzündung handelt. Das CRP steigt bei jeglichem Entzündungsprozess im Körper an, egal ob dieser durch ein Trauma, ein Virus, ein Bakterium, einen Tumor oder auch banales Erbrechen ausgelöst wird. Mit der Höhe des Wertes kann man aber ganz grob abschätzen, wie schwerwiegend die Entzündung ist. Und dann wird man natürlich bei sehr hohen Entzündungswerten lieber erstmal blind ein Antibiotikum verabreichen als gar nichts zu tun.
Wenn man einigermaßen abschätzen will ob es sich um bakterielle oder virale Erreger handelt, müsste man schon das PCT bestimmen. Mit diesem Wert kann man bei sehr niedrigen Werten zumindest mit hoher Sicherheit bakterielle Entzündungen ausschließen und dementsprechend auch auf Antibiotikagaben verzichtet. Das kostet aber wieder deutlich mehr Geld und ist eben nicht in jeder Praxis tagesaktuell verfügbar.
So wie eben sehr viele Blutproben weggeschickt werden und in großen Laboren untersucht werden. Damit hat der Hausarzt in aller Regel also sowieso die Werte nicht zeitnah zur Verfügung und muss sich die Patienten für die Folgetage wieder einbestellen. Damit macht es eben oft auch gar keinen Sinn, da die Erkrankungen oftmals schon wieder im Abklingen sind, wenn der Hausarzt einem dann die Blutergebnisse mitteilen würde. Genauso wie es eben auch nur wenig Sinn macht, Blut abzunehmen und vor dem Ergebnis mit einer Therapie anzufangen. Dann hätte man sich das auch gleich sparen können, wenn sich eh nichts ändert.
Bei meinen Kindern wurde auch bei jedem Infekt einmal in die Finger gestochen. Dann wurde mit einem kleinen Röhrchen Blut in das kleine Röhrchen aufgefangen und dieses kleine Röhrchen kam in ein kleines Gefäß mit einer Flüssigkeit, die geschüttelt wurde. Dann ging das in das Praxislabor und wurde untersucht. Das ging innerhalb weniger Minuten.
Ich habe hier schon einige Mütter mal gefragt, ob das bei ihrem Kinderarzt auch gemacht wird und keiner der Mütter hat das bestätigt. Hier wird auf Verdacht kein Antibiotikum oder eben Antibiotikum gegeben, was ich schon komisch finde. Ich weiß nicht, was so ein Test kostet. Aber so würden die Ärzte auch bestimmt sparen etwas aufzuschreiben, wenn man einen Virus hat und die Medikamente man einfach so in der Apotheke bekommen würde.
Diamante hat geschrieben:Ich weiß nicht, was so ein Test kostet. Aber so würden die Ärzte auch bestimmt sparen etwas aufzuschreiben, wenn man einen Virus hat und die Medikamente man einfach so in der Apotheke bekommen würde.
Auch hier noch einmal. Mit diesen Schnelltest kann man eben nicht zwischen Virusinfektion oder bakterieller Infektion unterscheiden. Man kann damit nur eine Abschätzung über die Schwere der Entzündungsreaktion, die im Körper stattfindet treffen und auch das nur recht ungenau. Insbesondere wird es schwierig, wenn man die Werte nur einmal bestimmt und keinen Verlauf hat.
Zumal man dann ja immer nicht einwerfen kann, dass man selbst wenn man durch die Werte zu der Überzeugung gekommen ist, dass es sich um eine vermeintlich bakterielle Infektion handelt, man bei vielen Sachen, dann auch noch keinen echten Infektfokus hat und somit die Auswahl des Antibiotikums immer noch blind trifft nach Erfahrungswerten.
Also alles in allem, sind das eben in vielerlei Hinsicht nur Hilfsmittel, die eine gefühlte Sicherheit geben sollen. Wirklich verlässlich ist das nicht und im Grunde bringt es nur dann etwas, wenn man mit viel klinischer Erfahrung und der klinischen Untersuchung schon eine Tendenz hinsichtlich der Erkrankungsursache treffen kann.
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