Warum muss das Leben manchmal auch steinig sein?
Das erinnert mich gerade an das Lied von Xavier Naidoo, wo das Leben manchmal "steinig und schwer" wird. Jedenfalls frage ich mich manchmal, wieso wir Menschen negative Erfahrungen im Leben machen müssen, um damit Krisensituationen zu meistern.
Sobald jemand bei mir mit dem Satz "Aus Fehlern und (schlechten) Erfahrungen lernt man" kommt, so stimme ich mit dem Sinn dahinter absolut überein, aber nicht damit, dass es so immer zum Lernen kommen soll. Eine Möglichkeit, das Leben so zu gestalten, dass man Probleme gar nicht kriegt, gibt es nicht. Leider. Unmöglich sag ich jetzt nicht ...
Denn auch wenn das Bild von der Theorie her so sein könnte, dass wir Menschen alle tolerant, respektvoll usw. sind und dementsprechend die Welt ein friedvoller Ort zum Leben ist, so ist es heute so was von realitätsfremd. Es wird immer Konflikte geben, Ansichtsdifferenzen auch wenn es man nicht gewollt hat, und dann lernt man und es ist auch schön. Dass man solche Probleme, wenn sie antreffen, einfach mit einem andern Augen betrachtet und sie als Lernchance nutzt, mit dem bin ich zu 100% einverstanden.
Nun will ich von euch wissen: Was ist für euch der Grund, dass wir Menschen in missliche Situationen geraten, um so zu lernen und aufzustehen, wenn wir doch die Möglichkeit haben, im Vorhinein nicht zu stolpern? Was glaubt ihr? Wer hat das so gewollt oder vorausgesetzt? Gott? Die Menschen? Deren Gesetze? Der heutige Wissensdruck? Medien?
Oder auch anders gefragt: Wie kann man es so optimieren, dass man möglichst viele positive und möglichst wenige negative Erfahrung machen kann? Denkt man zurück, so ist die Erinnerung daran weniger schön, als ob sie mit einem schöneren Erlebnis dahergekommen wäre. Beispielsweise ist es doch gut und schön, wenn ein ehemaliger Alkoholiker jetzt gelernt hat, das Ganze sein zu lassen.
Aber der Entzug und der verbitterte Kampf hätte auch ausgelassen werden können, hätte man gewusst, Alkohol sollte nicht missbraucht werden. Nur trinken die Leute Alkohol zurecht und dadurch ist auch ein Grundboden für die negative Erfahrung da - auch wenn sie nicht deshalb zutreffen muss/wird. Das ist für mich der Knackpunkt, die unentdeckte Grenze, die verblendete Sicht. Meine Ansicht ist einfach die, dass wir in uns das Gespür haben, wann es genug ist und wann nicht. Wir hören ja auf uns.
Ich hoffe, ihr versteht in etwa, wie ich es meine. Ich bin auch kein Pessimist, sondern komplett das Gegenteil. Nur philosophiere ich manchmal gern und suche immer das, was vereinigt und zusammenbringt, zur endgültigen Harmonie bringt. Gut, ich merke auch, es ist spät, aber es ist so. Aber ich dachte, schaust du mal, wie andere dieses Thema sehen oder ob sie sich auch mal darüber Gedanken gemacht haben. Eure Ansichten und Ansätze würden mich nämlich sehr interessieren.
PS: Noch ein Danke an diejenigen, die mir vor ein paar Tagen die Antworten zum Problem meines Freundes geschrieben habe. Hat mir weitergeholfen.
Ich denke, dass es einfach in der Natur unseres Daseins liegt, dass das Leben nicht immer leicht erscheint. Wir könnten uns genauso gut fragen, wieso die Sonne scheint oder warum wir ausgerechnet Sauerstoff atmen und nicht etwa Helium oder was auch immer. Natürlich kann man sich diese Fragen stellen und darüber nachdenken. Dafür haben wir ja unser relativ gut entwickeltes Gehirn, das uns ermöglicht, über Vergangenheit, Zukunft und abstrakte Konzepte nachzudenken, während die meisten anderen Spezies auf diesem Planeten dies nur sehr bedingt auf die Reihe kriegen. Auch hier könnte man sich schon wieder fragen: Warum wir, und nicht die Eichhörnchen oder Eidechsen?
In jedem Fall glaube ich nicht, dass irgendein Gott oder sonstiges höheres Wesen jedem von uns seine individuellen Lernerfahrungen dadurch verpasst, dass er (oder sie) uns bildlich gesprochen in den Matsch tunkt. Natürlich kann man aus misslichen Erfahrungen und Katastrophen aller Art Lehren ziehen und in seiner Charakterentwicklung daran wachsen, oder auch scheitern. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass irgend jemand da oben das "mit Absicht" macht. In meinen Augen ist das Universum weder gnädig noch böse zu uns, sondern "weiß" gar nicht, dass es uns gibt.
Aber ob solche Überlegungen letzten Endes zielführend sind, weiß ich auch nicht. Mir persönlich bringt es wenig, darüber nach zu grübeln, wieso das Leben manchmal so mies ist oder scheint. Ich weiß ja nur zu gut, dass ich verglichen mit den meisten Leuten auf diesem Planeten im Paradies lebe, während andere versuchen, irgendwie zu überleben und gar keine Zeit und Energie haben, abgehoben darüber zu sinnieren, wieso sich ihre Freundin in letzter Zeit so komisch verhält, oder wieso Fußballspieler so viel mehr Geld verdienen als Bäcker.
Auch den allgegenwärtigen Wunsch, das Leben zu "optimieren" teile ich mitnichten, da es sich in meinen Augen um einen Kampf gegen Windmühlenflügel handelt. Natürlich kann man versuchen, sein Leben so zu arrangieren, dass es den eigenen Wünschen und Bedürfnissen möglichst gut entspricht, aber auch hier sind den Bestrebungen Grenzen gesetzt. Eine einzige Diagnose kann das ganze optimierte Dasein über den Haufen werfen, und auch die lieben Mitmenschen lassen sich nur sehr ungern optimieren und anpassen, sodass sie keinen Unfrieden mehr stiften können. Außerdem findet Optimierung generell auf Kosten Anderer statt, egal ob im persönlichen Umfeld oder global gesehen. In meinen Augen liegt hier die Wurzel zur ewigen Unzufriedenheit.
Statt dessen erscheint es mir eher sinnvoll, mir zu überlegen, wie ich an der Situation etwas ändern kann. Natürlich ist alles, was ein einzelner Mensch tut, immer nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber das braucht einen ja nicht daran zu hindern, zu tun, was man kann. Auch das etwas kleinere Elend in unseren Breiten kann so durchaus gelindert werden, was Selbstmitleid alleine natürlich nicht bewirken kann.
Es liegt doch in der Natur der Sache selbst, dass das Leben kein Wunschkonzert ist und alles auf Anhieb klappt wie man sich das vorstellt. Manchmal muss man eben auch Umwege gehen um bestimmte Ziele zu erreichen. Ich persönlich würde das Leben ziemlich langweilig finden, wenn manche Lebenswege und Ziele nicht schwerer zu erreichen wäre und einem quasi alles in den Schoß fallen würde. Man wüsste die Dinge weniger zu schätzen und würde sich vielleicht sogar langweilen, weil man eh wüsste, dass alles klappt ohne dass man groß etwas dafür tun muss.
Würde immer alles glatt laufen wäre es auch irgendwie langweilig. Ich meine, dann würde man immer nur in Friede Freude Eierkuchen leben und keiner hätte mehr eine eigene Meinung, keiner würde sich mehr streiten, jeder hat eine Meinung und kann auch nur zufrieden sein. Das wäre doch nichts. Das Leben liebt Vielfalt und damit einhergehend auch Punkte, mit denen man aneckt, die man diskutieren kann und so weiter.
Auch muss man Erfahrungen machen und aus denen auch lernen und diese macht man dann aus bestimmten Situationen heraus. Es ist ja zum Beispiel nicht so, dass man um die Wirkung von Alkohol und anderen Drogen nicht wüsste. Das weiß man und daher ist es die eigene Entscheidung, wie man damit umgeht. Entscheidet man sich falsch, dann wird man daraus lernen und damit umgehen.
Steinige Wege sind normal. Schon Kinder fallen beim Laufen lernen, nichts ist perfekt und man lernt aus den Dingen, die nicht richtig gelaufen sind. Man bildet sich Meinungen, man wird zu dem Mensch, der man sein möchte und passt das immer wieder an. Das ist einfach normal und diese Vielfalt ist schön und gut und damit es so sein kann, muss es auch mal steinig sein.
Das ist wirklich eine philosophische Frage. Ich denke, es gibt kein einziges Leben, welches ohne Hürden auskommt. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man das Schöne im Leben erst schätzen lernt, wenn man auch die Hürden kennt. Alles hat zwei Medaillenseiten. Das Gute wie auch das Schlechte.
Es kommt aber auch immer darauf an, wie man etwas betrachte. Sieht man die Hürden als etwas Negatives, als etwas Schlechtes an, dann ist mit dem Begriff auch etwas Negatives konnotiert. Geht man jedoch von etwas aus, was halt im Leben dazugehört, wo man durch muss und dadurch auch stärker wird, werden diese Hürden vielleicht auch nicht mehr so negativ betrachtet.
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