Warum lassen sich so wenig gegen Grippe impfen?
Irgendwie leben wir derzeit in einem Impfzeitalter. Ich staune immer wieder, wie viele Impfungen viele ihren Kindern oder sich selber verpassen. Klar, man will natürlich nur das Beste für seine Kinder und für sich selber. Wer sich nicht impfen lässt, wird oft sehr skeptisch oder gar entsetzt angesehen.
Interessanter Weise ist die Impfmüdigkeit bei der Grippeimpfung aber sehr groß. Trotz zahlreicher Werbekampagnen und Empfehlungen gibt es im Vergleich zu anderen Impfungen nur sehr wenige, die sich gegen die Grippe impfen lassen.
Meine Frage ist nun: warum eigentlich? Bei anderen Impfungen denken viele gefühlsmäßig gar nicht darüber nach, ob eine Impfung sinnvoll ist oder nicht. Der Arzt sagt, also macht man. Fertig. Es steht ja im Impfpass, also impft man. Fertig. Das gehört sich so.
Dabei wird auch sehr oft davon berichtet, dass auch die Grippe zu zahlreichen Todesfällen führt, zu Langzeitkomplikationen, dass es oft mehrere Monate bis Jahre dauern kann, bis man sich ganz erholt hat, dass man eine Grippe verschleppen kann und es dann sehr böse enden kann und es oft auch böse endet.
Hinzu kommt, dass die "Gefahr" sich mit der echten Grippe anzustecken vor allem in den Wintermonaten ja wesentlich höher ist, als sich mit anderen Krankheiten anzustecken, gegen die man sich oft ohne Überlegen impfen lässt. Also: Warum ist die Impfmüdigkeit bei Grippe so hoch?
Vielleicht ist das so, weil manche Grippe einfach nicht ganz so schlimm und ernst einstufen wie die anderen Krankheiten gegen die geimpft wird. Teilweise wird dieser Begriff ja auch ins Humoristische gezogen in den man ironisch von einer "Männer-Grippe" spricht. Ich stelle mir also die Frage, wie viele Menschen haben tatsächlich vor Augen dass Grippe auch mit langfristigen Folgeerkrankungen wie Herzmuskelschwäche oder sogar Tod in Verbindung zu bringen ist. Oft wird dabei ja auch kommuniziert, dass speziell Kinder, Senioren und "Immunschwache" Personen betroffen sind. Ein gesunder, kräftiger Mann denkt also eher weniger an die Folgen einer Grippe.
Außerdem wird die Grippeimpfung immer noch als eine "Kann man machen"-Impfung kommuniziert während es bei anderen Krankheiten ja immer wieder als Impfpflicht kommuniziert wird. Gerade in den letzten Jahren jetzt.
In meinem Fall ist es zum Beispiel auch so dass ich Grippe als solche Gott sei Dank auch gar nicht kenne. Mehr als ein bisschen Halskratzen und Husten hatte ich bisher auch im Winter nicht. Das verführt auch schnell zur Leichtgläubigkeit dass einen die Grippe selbst so schnell bestimmt nicht erwischt.
Der Unterschied ist doch schon mal, dass eine Grippeimpfung nur für Risikogruppen empfohlen wird und von manchen Krankenkassen deshalb auch nur für diese Gruppen übernommen wird. Und im Gegensatz zu anderen Impfungen musst du dich jedes Jahr aufs neue impfen lassen weil sich die Viren verändern.
Das ist auch der große Unterschied zu anderen Krankheiten, gegen die du dich "ohne Überlegen" impfen lässt. Mit denen steckst du dich deshalb eher selten an weil das Virus stabil ist und durch die hohe Impfquote eine Herdenimmunität herrscht. Das bekommt man bei Grippe so leider nicht hin.
Dazu kommt, dass viele Leute den Unterschied zwischen Grippe und grippalem Infekt nicht zu verstehen scheinen. Ich habe schon oft Geschichten nach dem Motto "ich habe mich impfen lassen und dann hat es mich doch erwischt" gehört. Hat "es" natürlich nicht. Die Personen hatten keine Grippe sondern nur eine dicke Erkältung, aber da ihnen das niemand erklärt oder sie sich damit nicht näher befassen wollen, fällt die Impfung im nächsten Jahr dann natürlich aus.
Das letzte Mal habe ich mich glaube ich vor etwa 20 Jahren gegen Grippe impfen lassen und das war auch mehr nur auf Wunsch meiner Eltern. Damals wohnte ich noch zu Hause und war etwa 18 oder 19 Jahre alt. Ab und zu habe ich seitdem darüber nachgedacht, mich gegen Grippe impfen zu lassen, aber habe es nicht gemacht. Warum nicht, kann ich im Prinzip gar nicht wirklich sagen. Vermutlich habe ich sehr oft erst zu spät daran gedacht oder ich war leicht erkältet und dann soll man sich ja auch nicht impfen lassen.
Ein weiterer Grund wird aber auch sein, dass ich die Kosten dafür einfach nicht zahlen möchte, da meine Krankenkasse die Grippeschutzimpfung, glaube ich, nicht übernimmt. Zudem sehe ich keinen so großen Sinn darin, mich gegen etwas impfen zu lassen, wobei man noch gar nicht genau weiß, ob man denn gegen den richtigen Grippevirus impft. Und das ist ja dann jedes Jahr aufs Neue notwendig.
Meine Eltern lassen sich weiterhin jedes Jahr gegen Grippe impfen. sie gehören aber mittlerweile auch aufgrund ihres Alters und vermutlich auch wegen ihres Allgemeinzustandes zu einer Risikogruppe.
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