Warum kein Tempolimit auf deutschen Autobahnen?

In vielen Ländern gibt es bereits ein Tempolimit auf den Autobahnen und das hat auch sehr viel geholfen. So konnten in allen Ländern die dieses Tempolimit eingeführt haben die Unfallzahlen auf den Autobahnen merklich gesenkt werden und es gibt auch viel weniger Todesfälle.

Deswegen verstehe ich persönlich nicht, warum es in Deutschland nach wie vor kein Tempolimit gibt. Es gibt keinen plausiblen Grund dafür, dieses Tempolimit nicht einzuführen. Gemunkelt wird oftmals, dass die verantwortlichen Politiker mit der Automobilindustrie unter einer Decke stecken. Diese möchte natürlich auch schnelle Autos mit viel PS verkaufen und von diesen haben Kunden nichts mehr, wenn es ein Tempolimit gibt.

Findet ihr es gut, dass es in Deutschland nach wie vor kein Tempolimit auf den Autobahnen gibt? Könnt ihr dies nachvollziehen? Würdet ihr euch wünschen, dass dieses auch in Deutschland eingeführt wird oder findet ihr es gut, dass unsere Autobahnen bisher verschont geblieben sind?

Ob es plausible Gründe für die Einführung eines Tempolimits gibt, hängt wohl immer vom jeweiligen Standpunkt ab. Für mich gibt es beispielsweise keine plausiblen Gründe für eine solche Einführung.

Dass sich die Anzahl der Verkehrstoten durch ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen merkbar reduzieren lassen würde, ist Humbug. Die meisten Verkehrsunfälle mit Personenschäden passieren auf Landstraßen, in etwa 4.5x so viele wie auf der Autobahn.

Zudem ist die Zahl der Autobahnabschnitte, auf denen kein Tempolimit gilt, durch viele Baustellen ohnehin schon deutlich eingeschränkt. Weniger als 40% der deutschen Autobahnstrecken sind heute noch ohne Tempolimit - und diese auch nur an Teilabschnitten.

Der Richtwert von 130km/h gilt aber auch auf diesen Autobahnstrecken. Das bedeutet: Wer schneller als 130km/h fährt und in einen Unfall verwickelt wird, trägt automatisch eine Teilschuld. Egal ob er letztendlich für den etwaigen Unfall verantwortlich ist oder nicht.

Das hindert ohnehin schon viele Autofahrer daran, schneller zu fahren, obwohl es erlaubt wäre. Zumal ja niemand dazu gezwungen wird, auf offenen Autobahnabschnitten auch mit 200km/h zu fahren.

Unfälle passieren vor allem dann, wenn der Fahrer bei hohem Tempo das Auto nicht mehr beherrscht, seine eigenen Fahrfertigkeiten überschätzt oder Witterungsumstände unterschätzt. Ein fehlendes Tempolimit kann dafür nicht verantwortlich gemacht werden, denn ein solcher Fahrer, dem es schlicht und ergreifend an den entsprechenden Fahrfähigkeiten fehlt, wird früher oder später auch bei geringerem Tempo einen Unfall bauen.

Ich fahre mehrfach im Jahr Nachts auf der Autobahn durch halb Deutschland. Welchen logischen Grund gibt es, bei freier Fahrbahn und maximal einem oder zwei anderer Autos auf 30km mit 130km/h zu fahren, wenn ich durch gute Witterung und wenig Verkehr auch 220km/h fahren könnte?

Ist man auch bei hohem Tempo ein sicherer Fahrer und gefährdet damit nicht sich selbst oder andere Verkehrsteilnehmer, ist doch rein gar nichts dagegen einzuwenden. Ob ich den erhöhten Spritverbrauch möchte, muss ich selbst wissen. Wenn ich mit 100km/h in den Sekundenschlaf falle bin ich genau so am Arsch wie mit 200km/h.

Rein theoretisch jedenfalls, denn die Wachsamkeit nimmt mit höherem Tempo deutlich zu, was wissenschaftlich bewiesen ist. Man fährt also mit 200km/h wesentlich konzentrierter und umsichtiger als mit 100km/h.

Letztendlich muss jeder selbst wissen, wie schnell er fahren will und überhaupt kann, ohne dabei in unsicheres Fahrverhalten abzugleiten. Diese Entscheidung darf einem nicht von der Politik abgenommen werden, die muss man selbst treffen.