Warum immer mehr Wohnungen bauen?
Es wird von Politikern und Städtebauplanern immer wieder auf ein Problem hingewiesen, dass Städte und Gemeinden mit dem geplanten Wohnungsbau nicht mehr hinterher kommen. Meine persönliche Frage an das Forum wäre nun:
Was sind die eigentlichen Gründe, wieso immer mehr Wohnungen gebaut werden müssen. Wieso kann die Bevölkerung nicht auf einem stabilen Niveau gehalten werden, so dass es eines ständigen Neubaus von Wohnungen nicht bedürfte. Die Nachkriegszeit mit dem Zuzug aus dem Osten und mit der Wohnungsbewirtschaftung ist doch vorbei.
Es ist eine interessante Frage, warum immer mehr Wohnungen gebaut werden müssen und warum es scheinbar so schwer ist, die Bevölkerung auf einem stabilen Niveau zu halten. In der Tat wäre es im Sinne der Nachhaltigkeit sicherlich sinnvoll, bestehende Objekte zu sanieren und den Boden nicht weiter zu versiegeln. Doch die Gründe für den stetigen Wohnungsbau sind vielschichtig und nicht immer offensichtlich.
Ein Grund für den anhaltenden Wohnungsbau ist sicherlich die wachsende Bevölkerung. Auch wenn die Nachkriegszeit mit dem Zuzug aus dem Osten und der Wohnungsbewirtschaftung vorbei ist, so wächst die Bevölkerung dennoch weiterhin, wenn auch langsamer. Dies liegt zum einen an der steigenden Lebenserwartung, zum anderen an der Zuwanderung aus dem Ausland. Insbesondere in Ballungsräumen und Großstädten wie Berlin, München oder Hamburg ist der Zuzug von Menschen aus dem In- und Ausland besonders stark. Dies führt zu einem steigenden Bedarf an Wohnraum und somit zu einem erhöhten Bauaufkommen.
Ein weiterer Grund für den stetigen Wohnungsbau ist die Veränderung der Lebens- und Arbeitsbedingungen. Immer mehr Menschen arbeiten in flexiblen Arbeitsverhältnissen, arbeiten von zu Hause aus oder pendeln zwischen verschiedenen Standorten. Dies führt dazu, dass der Wohnraum nicht mehr nur als reiner Schlafplatz genutzt wird, sondern auch als Arbeitsplatz und Freizeitbereich. Dieser veränderte Wohnbedarf erfordert neue Wohnkonzepte und eine Anpassung des Wohnungsangebots.
Ein dritter Grund für den stetigen Wohnungsbau ist die Veränderung der Wohnbedürfnisse. Immer mehr Menschen leben alleine oder in kleinen Haushalten, was zu einem erhöhten Bedarf an kleineren Wohnungen führt. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach barrierefreiem Wohnraum für ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen. Auch der Wunsch nach ökologischen und energieeffizienten Wohnungen nimmt zu, was den Bau neuer Wohnungen erforderlich macht.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass der stetige Wohnungsbau eine Folge der Veränderung der Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie der Wohnbedürfnisse ist. Um den Wohnungsbau nachhaltiger zu gestalten, sollten bestehende Objekte saniert und der Boden nicht weiter versiegelt werden. Es bedarf jedoch auch einer Anpassung des Wohnungsangebots an die veränderten Bedürfnisse der Bevölkerung. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Städtebau und Wohnungswirtschaft sowie eine aktive Beteiligung der Bevölkerung.
Die Dichte der Bevölkerung nimmt gerade in den Großstädten zu, das ist eine unstrittige Binsenweisheit. Das führt allerdings oft zu städtebaulichen Maßnahmen, die nicht immer eine Verbesserung der Wohnqualität insgesamt darstellen.
So konnte ich selber feststellen, dass massiv alles abgestritten wird, was eigentlich offen kommuniziert werden müsste, oder die Anwohner oder Bewohner des Hauses selbst mit in den Entscheidungsprozess eingebunden werden sollten. Es ging in dem zu schildernden Falle um den Ausbau des Dachgeschosses für weitere Wohneinheiten. Die angesprochenen Bauarbeiter sagten mir, es werde nur das Dach erneuert, weil es angeblich durchgeregnet hätte. Von einem Ausbau des Dachgeschosses für Wohnzwecke war überhaupt nicht die Rede.
Ein paar Monate später zogen dann Mieter in die neu geschaffenen Mansardenwohnungen ein. Wer lügt da andere an? Und warum? Weil alles ex cathedra einfach so von oben herab entschieden wird. Vogel friss oder stirb. Darüber habe ich mich geärgert. Nicht nur, dass plötzlich keine ausreichende Parkmöglichkeit für Anwohner gegeben war, nein, die Verkehrsführung so geändert wurde, dass nur noch in Schlangenlinien zwischen den so per Fahrbahnmarkierungen "neu" geschaffenen Abstellplätze gefahren werden musste. Der Linienbus kam oft wegen zusätzlich noch unglücklich geparkter Fahrzeuge nicht durch, die Verspätungen summierten sich.
Will sagen, wenn schon Wohnungen neu geschaffen werden, dann müssten alle Dinge, die das Wohnen ausmachen, also auch die Infrastruktur, mit in die Planungen einbezogen werden. Einfach Blockinnenbereiche, die früher begrünt waren, so wie in Frankfurt im Gallusviertel geschehen, noch zubauen, nein, das verbessert die Situation kaum. Im Gegenteil Konflikte werden so erst recht heraufbeschworen, und die viel beschriebene gesteigerte Aggressivität der Stadtbewohner hat hier ihre eigentliche Ursache.
In Frankreich zum Beispiel wurden Hochhausviertel in den berühmt-berüchtigten "Banlieue" wieder rückgebaut, weil man höheren Orts zu der Erkenntnis gelangt war, dass allein die Schaffung von Wohnraum (in Hochhäusern) nicht die Lösung sozialer Probleme bedeutet. Daraus folgte für eine Wohnungsbaupolitik hierzulande, dass gut überlegt werden sollte, wo sozialverträglich neugebaut werden kann. Einfach Hochhäuser auf den grünen Acker zu setzen, wie beispielsweise in Meschenich Auf dem Kölnberg geschehen, wird schnell zum Negativbeispiel und verkommt zum sozialen Brennpunkt. Daran änderte auch eine für Deutschland normalerweise unübliche eingebaute Videoüberwachung nichts.
Aufgrund der hohen Nachfrage scheint die Frage nach Wohnqualität gegenüber der Quantität wieder in weite Ferne gerückt zu sein. Zu Zeiten des großen Nachkriegsbaubooms hieß es immer, man müsse an Ausstattung sparen. Das führte dazu, dass sich die Bewohner hauptsächlich über die Hellhörigkeit der Wohnungen beklagten. Das war so eine Standardbeeinträchtigung der Wohnqualität, die man als Kriegsverlierer gefälligst reumütig in Kauf zu nehmen gehabt habe. Auch, dass die soliden dicken Mauern der Altbauten durch "Pappwände" in den Neubauten ersetzt wurden, wäre völlig normenkonform. Man müsse eben billig bauen.
Ein paar Jahre später wurde das Thema Wohnqualität wieder in den Vordergrund gerückt. Man hatte wohl feststellen müssen, dass sich die Leute in der Privatsphäre gestört fühlten, und man wolle etwas dagegen unternehmen.
Eng an eng leben, in Wohnungen, die so hellhörig sind, dass man auch das Familienleben vom Nachbarn noch mithören kann – solche Einschränkungen der persönlichen Lebensqualität müssen auch in preisgünstigen Wohnungen eines Tages vielleicht nicht mehr hingenommen werden. Konfliktfreies Wohnen durch eine nachhaltige Reduzierung des nachbarschaftlichen Störungspotentials wird zukünftig bei dem Umbau bestehender Wohneinheiten mehr Beachtung finden, glauben die Wissenschaftler –– denn das große städtebauliche Thema des 21. Jahrhundert wird einerseits der Rückbau von überschüssigem Wohnraum und andererseits die Verbesserung des verbleibenden Baubestandes sein - wenn man den Prognosen der Architekten, der Städteplaner und Ökonomen glauben darf
Quelle: Nachbarschaften im Blickpunkt der Wissenschaften von Judith Grümmer
Und genau um 180 Grad wurde dann wieder das Steuer herumgerissen, als 2015 die politisch Verantwortliche, Frau Merkel, nicht mehr wusste, wie sie das von ihr angezettelte Chaos des massenhaften Zuzugs in den Griff bekommen sollte. Es wurde in der Presse berichtet, dass Frau Merkel sogar Eigentumswohnungen zwangsenteignen lassen wollte, um sie den Zugezogenen zur Verfügung stellen zu lassen. Solche Formulierungen waren dann sicherlich auch mit der Auslöser von Veränderungen in der politischen Parteienlandschaft. Und gebaut werden sollte plötzlich wieder gefälligst so billig wie möglich unter Abänderung bislang geltender strenger Bauvorschriften.
Bin der Meinung, die Wohnungsbaupolitik sollte heute nicht nur den vordergründigen Aspekt der Anzahl an Wohnungen, sondern vor allem neben Klimaneutralität auch die Wohnqualität im Sinne einer erhöhten Grundschalldämmung, die nicht als Luxus deklariert wird, mit in ihre Planung aufnehmen.
Es werden mehr und mehr neue Wohnungen gebaut, weil der Bedarf besteht und wie möchte man die Dichte der Bevölkerung denn bitte kontrollieren? Immer wenn einer geht, darf ein neuer kommen? Das kann und wird einfach keiner durchsetzen. Ich wohne in einer typischen Studentenstadt. Die Wohnungen hier sind wahnsinnig teuer und tatsächlich für normale Familien kaum zu bezahlen- für Studenten hingegen schon, weil sie sich die Miete ja teilen. Hier gibt es sogar 12er Wohngemeinschaften, das muss man sich erstmal durch den Kopf gehen lassen.
Immer wieder werden hier vor allem neue Studentenwohnungen hochgezogen. So richtig feierlich ist es eigentlich nicht, eben weil es für Familien so kaum bezahlbaren Wohnraum gibt und der ist auch nicht vorgesehen. In den letzten Jahren habe ich nicht einen Neubau beobachtet, der für Familien ist. Für diese ist das Neubaugebiet vorbehalten, aber nicht jede Familie kann oder will bauen.
Es scheinen auch durchschnittlich immer mehr Studenten zu kommen und weniger welche zu gehen. Ich vermute, dass viele einfach hier bleiben und sesshaft werden, während dann eben neue dazu kommen. Außerdem vergrößert man hier ständig die Universitätsgebäude und hat sicherlich auch mehr Kapazität, um mehr Studenten aufzunehmen.
Ich frage mich, wieso in Amerika beim Ortsschild neben dem Namen der Stadt unten sogar die "Population", also Anzahl der Einwohner angegeben wird. Warum kann man so etwas nicht in Deutschland auch einführen. Ich interpretiere die Einwohnerzahlangabe dort als deutliches Statement: So und soviel Einwohner pro Wohnort sind sozialverträglich, mehr eben nicht. Wer keine Wohnung bekommt, zieht eben woanders hin. Und die USA sind ziemlich groß im Vergleich zu Deutschland. Wieso müssen Länder, die an Überbevölkerung schon ächzen immer noch mehr vollgestopft werden? Es dauert nicht mehr lange, und wir haben es in Deutschland mit einer massiven Slumentwicklung zu tun.
Dasselbe gilt beispielsweise auch für die Niederlande, wo das Zusammenwachsen sogar einen offizielle Bezeichnung bekommen hat: "Randstadt". Der Bereich im "echten" Holland zwischen Amsterdam und Rotterdam. Aber auch dort ist irgendwann einmal Schluss. Ausweichen wie Hausboote, Wohnwagen und Container auf ehemaligen Truppenübungsplätze werden ebenso als Notbehelfe angesehen wie in Deutschland. Irgendwann ist in Deutschland auch Schluss mit der Verdichtung der Innenstädte.
Das Ende der Fahnenstange ist abzusehen, spätestens, wenn die Bevölkerung nicht mit der Wachstumspolitik einverstanden ist. Irgendwann haben alle ihren Schnitt gemacht, Baubranche, Gemeinden mit Grundsteuer, mehr oder weniger auf wirtschaftlichen Gewinn abzielende Unternehmungen. Und der Rest sind leerstehende Büroräume, und Ladenlokale, die luxussaniert keiner mehr bezahlen kann. Etwas mehr "Bürgernähe" würde wohl Auswüchsen abhelfen.
Ein Recht auf Wohnung überall wird nicht realisierbar sein, wenn auch eine Meldepflicht zur Anmeldung eines festen Wohnsitzes oder Zweitwohnsitzes besteht, Und so zum Beispiel als Voraussetzung für ein festes Arbeitsverhältnis gilt.
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