Warum haben so viele ein Problem mit Arbeit im Home Office?
Meine Cousine ist jetzt vier Mal die Woche im Homeoffice und ihr gefällt es richtig gut. Sie spart sich den langen Anfahrtsweg zu ihrer Arbeit, sie kann länger schlafen, sie kann entspannter Pause machen, und – nicht weitersagen – sie arbeitet auch „gechillter“. Also sie hat damit keine Probleme. Aber 100% nur von zu Hause zu arbeiten, wäre auch für sie nichts, sagt sie. Sie setzt sich dann in ein Kaffee oder in ein Restaurant. Was jetzt ja leider nicht mehr möglich ist …
Home Office ist eigentlich wirklich eine gute Sache, flexible Arbeitszeiten, freie Zeiteinteilung und Spritkosten sparen, aber es passiert oft, dass man komplett aus seinem Rhythmus verfällt egal wie sehr man sich etwas vornimmt. Hausarbeiterledigungen und andere Verantwortungen im Haus vermischen sich dann und es wird schnell unübersichtlich, vor allem wenn man noch Kinder hat. Wenn man feste Arbeitszeiten in einem Büro hat kann man sich von nichts ablenken lassen aber zuhause ist es schon schwieriger..
Nun, wenn du dich krank fühlst oder keine Lust hast, ins Büro zu gehen, dürfen wir 1 pro Woche von zu Hause aus arbeiten. Manchmal ist es wirklich praktisch, da viele meiner Kollegen freitags zu Hause bleiben.
Ich wohne mit meinem Partner zusammen und wir haben auch den Kater, der es liebt, auf meiner Tastatur zu schlafen. Natürlich werde ich dadurch abgelenkt, obwohl es wirklich süß ist. Ich muss ihn streicheln, füttern und mit ihm spielen. Zu Hause habe ich im Vergleich zum Büro nicht so eine Konzentration.
Außerdem ist es für mich sehr wichtig, einige Themen und Aufgaben persönlich und nicht über das Internet zu besprechen. Besonders, wenn der Lockdown passiert ist und wir alle gezwungen waren, die ganze Zeit zu Hause zu bleiben, fehlt es an Kommunikation. Ich habe wirklich die Zeit vermisst, in der ich in die Küche gehe, um eine Tasse Kaffee zu trinken und Smalltalk zu führen.
Ich bin im Wechsel im Home Office und vor Ort. Ich muss aber auch gestehen, dass ich absolut nicht der Typ für Home Office bin. Manchmal ist es recht angenehm, weil ich dann einfach spät anfangen kann und sozusagen vom Bett zum Schreibtisch fallen muss. Auch muss ich mich nicht wirklich frischmachen und kann auch mal morgens später eine Runde laufen gehen.
Aber ich muss gestehen, dass Home Office mich nervt. Ich muss aktuell zum Teil private Geräte verwenden und mein Monitor geht langsam in die Knie. Das Problem ist schlichtweg momentan, dass manche Materiallieferungen einfach nicht auf der Arbeit ankommen oder massive Verspätungen haben, wahrscheinlich weil die Mitarbeiter im Home Office sind?
Aber es macht schlichtweg keinen Spaß. Die Trennung Arbeit und Privatleben ist bei mir weg, meinen Schreibtisch verbinde ich mittlerweile nur noch mit Arbeit. Dabei muss ich an dem Tisch auch lernen, lesen, basteln, zeichnen, Videokonferenzen folgen, aber mein Kopf sieht darauf an sich nur noch Arbeit und fängt auch langsam an zu blocken.
Außerdem kann ich meine Arbeit nicht in dem Ausmaß verrichten, wie ich es direkt vor Ort kann. Ich muss mit vielen Menschen reden, ich muss viele persönliche Vor-Ort-Kontakte veranlassen, einen Teil meiner Arbeit kann ich schlichtweg nicht über das Home Office machen. Bürokram und Organisatorisches funktioniert, aber viele andere Dinge kann ich nicht machen.
Auch werde ich irgendwann komisch. Ich fange an in depressive Momente zu rutschen, es geht mir irgendwann einfach nicht mehr gut. Es ist für mich eine andere Form von Stress, es macht mich müde und anfälliger. Teilweise werde ich sogar verwirrter, auch wenn ich Kind und Mann zu Hause habe. Mir bekommt es nicht gut. Wenn es mal ein Tag oder zwei Tage die Woche sind, dann geht es, aber bei uns sind es etwas längere Zeiträume und da habe ich das Gefühl, dass es mir mehr schadet als gut tut, obwohl ich ein unglaublich strukturierter Mensch bin.
Vor einiger Zeit habe ich mitbekommen, dass einige Hotels inzwischen die Möglichkeit anbieten, tagsüber ein Zimmer zu buchen, um dort arbeiten zu können, wenn man zum Homeoffice verpflichtet wird, aber zuhause keine Gelegenheit dazu hat oder es nicht gern machen möchte. Ich denke, wenn ich zum Homeoffice verpflichtet werden würde, würde ich versuchen, dieses Angebot zu nutzen, wobei es natürlich einiges an Geld kosten dürfte.
Trotzdem wäre natürlich das Problem mit der schlechteren Kommunikation mit den Kollegen nicht gelöst. Diese Problematik stelle ich immer wieder fest: einige meiner Kollegen arbeiten an einigen Tagen im Homeoffice, und irgendwie kommen wir an diesen Tagen mit den Aufgaben nicht so recht weiter, weil es viel effektiver ist, wenn man sich gemeinsam besprechen kann, sich gegenseitig mal schnell etwas am Bildschirm zeigen kann, und so weiter. An den Tagen, an denen wir im Büro anwesend sind, besteht ein größerer Teil der Arbeit auch in wechselseitiger Kommunikation - das kann mit Videokonferenzen nur unzureichend ersetzt werden.
Ich persönlich habe etwas das Problem, dass ich im Home Office kaum Arbeit von Freizeit trennen kann. Im Büro habe ich halt naturbedingt diese Trennung. Im Home Office ist es so ein Mischzustand, der sich jetzt nach mittlerweile 9 Monaten im Home Office auch wirklich als anstrengend herausstellt. Mir fällt es teilweise wirklich schwer mich manches Mal auf die Arbeit zu konzentrieren. Auf der anderen Seite bin ich dann auch manchmal bis 23 oder 24 Uhr mit der Arbeit beschäftigt.
Zu Beginn habe ich das Home Office geliebt. Bisschen länger schlafen und ich habe morgens kein Stress mit dem Verkehr und bin nicht schon in der früh gereizt. Habe keinen langen Heimweg und bin irgendwie bisschen flexibler. Mittlerweile hätte ich das aber fast schon gerne wieder. Ich empfinde es momentan als unangenehm Arbeitsplatz und Wohnort als dasselbe zu haben.
Ich habe gerne eine "Grenze", was meine Arbeit und was mein Zuhause ist. Außerdem bin ich im Büro weitaus produktiver. Daheim lässt man sich dann doch vielleicht durch mehr Kleinigkeiten ablenken. Außerdem ist mir vor allem auch der soziale Aspekt immer wichtig gewesen. Ich verstehe mich gut mit meinen Arbeitskollegen. Die kleinen Kaffeepausen oder Diskussionen auf dem Flur, die fehlen mir schon manchmal.
schmiddi45 hat geschrieben:Außerdem ist mir vor allem auch de soziale Aspekt immer wichtig gewesen. Ich verstehe mich gut mit meinen Arbeitskollegen. Die kleinen Kaffeepausen oder Diskussionen auf dem Flur, die fehlen mir schon manchmal.
Gerade auch für Menschen wie mich, die allein leben, führt Homeoffice auch durchaus zu verstärkter Isolation und Vereinsamung. Je weniger Gründe es gibt, die Wohnung zu verlassen, umso seltener kommuniziert man noch mit anderen Menschen. Das ist zwar virologisch gesehen momentan erwünscht, aber jenseits der Pandemie-Situation finde ich das alles andere als angenehm. Außerdem befürchte ich ehrlich gesagt eine zunehmende Entfremdung der Menschen voneinander. Wenn man immer weniger miteinander zu tun hat, wird man wahrscheinlich im Lauf der Zeit tendenziell misstrauischer und misanthropischer.
Ich kann da schon viele Menschen verstehen. Man lässt sich schneller ablenken, man neigt eher dazu auch nach der Arbeitszeit den Laptop nochmal hochzufahren und Mails zu checken, und ich persönlich bin im Büro produktiver. Ich finde es gut eine räumliche Distanz zwischen Arbeit und eigener Wohnung zu haben. Finde das sehr wichtig. Außerdem ist da ja auch noch der soziale Aspekt. Mir fehlt der Kontakt zu meinen Arbeitskollegen schon. Klar telefoniert man ja, aber das ist nicht das gleiche finde ich.
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