Warum den Partner manipulieren?

Ich habe mal eine Situation mitbekommen in meiner Teenagerzeit, die mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist und die ich einfach nicht vergessen kann. Ich war damals 16 Jahre alt und meine Mutter hatte zu diesem Zeitpunkt Besuch von einer Freundin. Sowohl meine Mutter als auch ihre Freundin waren zu dem Zeitpunkt über ein Jahrzehnt verheiratet und sogar noch etwas länger mit dem Ehepartner vor der Hochzeit zusammen gewesen. Die beiden waren unter sich, sodass sie meinten, in Ruhe ihre "Frauengespräche" führen zu können.

Allerdings bin ich da nach einiger Zeit unbeabsichtigt reingeplatzt. Ich weiß selbst nicht mehr was ich wollte. Wollte ich was aus dem Raum holen, in dem sich die beiden befunden haben? Oder wollte ich meine Mutter etwas fragen? Ich weiß es echt nicht mehr, es spielt aber auch keine Rolle wie ich finde. So bekam ich dann eher durch Zufall und unbeabsichtigt mit, worüber sich die beiden unterhalten haben. Es ging bei ihrem Gesprächsthema nämlich darum, wie man seinen Ehepartner am besten den eigenen Wunschvorstellungen formt und manipuliert. Ich war ziemlich entsetzt und habe bis heute kein Verständnis für so eine Einstellung. Begründet wurde das dann damit, dass Männer nicht immer wüssten, was gut für sie sei und dass man als Ehefrau dann eben dazu verpflichtet sei, da etwas "nachzuhelfen".

Ich habe meiner Mutter damals direkt vor der Freundin die Meinung gegeigt und habe ihr gesagt, dass ich so eine Einstellung wirklich unmöglich und falsch finde und überhaupt kein Verständnis für sowas habe. Daraufhin kam als Antwort nur die eher abwertende Reaktion, dass ich keine Ahnung vom Leben hätte und irgendwann würde ich die nötige Reife haben um zu kapieren, dass das Verhalten richtig und notwendig ist.

Das ist mittlerweile 10 Jahre her und ich würde mich mit 26 durchaus als erwachsen und reif bezeichnen, zumindest viel reifer als noch vor 10 Jahren. Dennoch habe ich immer noch kein Verständnis für so eine Einstellung und ich empfinde das immer noch als falsch, wenn man den Partner manipulieren und ändern will. Wenn man das wirklich vor hat, ist das in meinen Augen keine Liebe, sondern es geht nur um Macht, weiter nichts. Wenn man jemanden wirklich liebt, dann nimmt man ihn so wie er ist und versucht nicht ihn komplett umzukrempeln damit er liebenswert wird.

Warum gibt es überhaupt Menschen, die ihren Partner manipulieren müssen? Ich finde so ein Verhalten ziemlich hinterlistig und von Hinterlist halte ich nicht viel. Ich finde es besser, wenn man seinen Willen dadurch durchsetzt, in dem man eben alles ausdiskutiert und dann eben der "gewinnt", der die besseren Argumente hatte. Alles andere finde ich falsch und habe da kein Verständnis für. Wie seht ihr das ganze? Habt ihr Verständnis für Menschen, die ihren Partner immer manipulieren müssen, um ihren eigenen Willen durchzusetzen? Ich finde, es hat was von Charakterschwäche, dass man nicht die offene Konfrontation sucht, sondern eher von hintenrum versucht seinen Willen zu bekommen.

Um welche Manipulationen geht es denn? Manche finde ich durchaus legitim. Wenn man seinen Partner durch "Manipulation" dazu bringt, seine Strümpfe nicht im Wohnzimmer zu verteilen, sondern gleich in die Schmutzwäsche zu bringen, weil es einen sonst nervt, finde ich das legitim. Ein paar Regeln des Zusammenlebens sollten beide Partner nach und nach lernen, damit man gut miteinander auch auf dauer auskommt.

Und auch Partner sind nicht perfekt. Ich kenne auch aus der Bekanntschaft eine Ehe, da war der Mann einer, der mehrere Berufsausbildungen hatte und als technischer Mitarbeiter an einem Forschungsinstitut gute Arbeit geleistet hat. Mitten unter studierten Herrschaften, vor denen er einen ungesunden und übertriebenen Respekt hatte. Weil die seine Arbeit so toll fanden, haben sie ihm allerlei Fortbildungsmöglichkeiten angeboten, wie er nach und nach auf der Karriere-Leiter hätte kletter können. Das hat er sich aber nicht zugetraut, weil er eben kein Studierter war. Vielleicht auch, weil er Angst hatte, sich zu blamieren. So als Außenstehender fragt man sich dann schon, warum er so ein Problem mit dem Selbstbewusstsein hatte, dass er solche Angebote einfach rundweg ausschlug?

Klar hat seine Frau auch versucht ihn zu "manipulieren" und dazu zu bringen über seinen Schatten zu springen. Wer aber lag da in der Beziehung falsch? Die Frau, die ihrem Mann was gutes tun wollte und ihm bei der Chance seines Lebens unterstützen wollte und meinte zu wissen, was gut für ihren Mann sei? Oder der Mann, der angeblich am besten wusste, was gut für ihn sei und sich nicht überreden lassen wollte? Hätte sie einfach wortlos zusehen sollen statt ihn zu manipulieren auch in dem Wissen, dass er das vielleicht in ein, zwei Jahren bereuen wird? Ich stelle das einfach mal in den Raum.

Ein ganz großer Punkt ist auch das anerzogene Rollenverhalten von Männern, was Gesundheitsvorsorge angeht. Ganz besonders in der Generation unserer Eltern. Heute Männer stehen da ja in der Regel zum Glück drüber. Aber ich kenne einige Männer in der Generation meines Vaters, die nicht eher freiwillig zum Arzt gingen, bevor sie nicht liegend dort hin transportiert werden mussten, weil man sonst als Schwächling gilt. Idiotisch, wie ich finde und ganz schön fahrlässig, seine Gesundheit nur wegen einem Image so in Gefahr zu bringen.

Ich kenne auch einige Frauen in der Generation, die ordentlich Terror zu Hause machen mussten, bis deren Gatten um des lieben Friedens willen zum Arzt gingen. Ist das Manipulation? Könnte man so nennen. Aus weiblicher Sicht würde ich das eher als Liebe und Fürsorge beizeichnen. Und manchmal muss man sich in der Partnerschaft eben gegenseitig unterstützen, das ist für mich einer der Sinne von Partnerschaft.

Ich finde, es spielt durchaus eine Rolle, aus welchem Motiv man da "manipuliert". Wenn es eigennützig ist, würde ich es durchaus verurteilen. Oder weil man fest gestellt hat, dass der Charakter des Partners nicht so ist, wie man es vom Traummann erwartet hätte und man ihm dann andere Hobbies oder Denkweisen überstülpen will. Aber wenn das ganze einen tieferen und fürsorglichen Sinn hat, würde ich es nicht von vorne herein unbesehen verurteilen, sondern einen gründlicheren Blick auf die Fakten wagen. Manches stellt sich auch anders da, wenn man es neutral mit Distanz betrachtet.

Als Kind der eigenen Eltern ist man natürlich geneigt Partei zu ergreifen oder Gefühle ins Spiel zu bringen, die einen unsachlich werden lassen. Zudem neigen Kinder Natur bedingt auch dazu, ihre Eltern als perfekter zu sehen, als sie meist tatsächlich sind. Auch Väter und Mütter haben Schwächen und schaffen längst nicht alles aus eigener Kraft. Aber wenn man das ganze als allgemeines Beispiel zu betrachten versucht, wird einem manches vielleicht ersichtlich, was man vorher als Kind eher schnell ausblendet. Ich würde da noch mal mit meiner Mutter reden, wie sie es damals gemeint hat.

Ich glaube, dass das eher etwas mit Bequemlichkeit zu tun hat, wenn ich ehrlich bin. Man hat einen Partner, der überhaupt nicht zu einem passt, möchte allerdings den perfekten Partner haben. Aus Faulheit oder Bequemlichkeit möchte man den Partner nicht verlassen, immerhin teilt man sich auch materielles Eigentum. Deswegen versucht man sich den Partner so zu verbiegen und zu formen, dass er zu einem passt und sucht irgendwelche "logischen Begründungen" für etwas, in dem es keine einzige Spur von Logik gibt. Bösartigkeit muss da wirklich nicht im Spiel sein, wobei viele vielleicht sogar unbewusst das Machtgefühl genießen, aber das einfach nicht im Vordergrund steht.

Wobei man auch ganz deutlich erwähnen muss, dass nicht nur die Ehefrauen die Ehemänner manipulieren. Es gibt Männer, welche ihre bereits schönen Freundinnen und Frauen zur Brustvergrößerung drängen. Es gibt auch Männer, die Frauen ständig ein schlechtes Gewissen machen und sie so manipulieren. Es gibt aber auch genauso viele Männer, die sich von Frauen auf die sexuelle Art manipulieren lassen, andere machen das wohl eher mit so einer bemutternden Eigenschaft. Wahrscheinlich kann deine Mutter auch keine Gespräche mit deinem Vater führen, Diskussionen verlaufen im Sand und man schweigt einfach. Schweigen ist für viele eine angenehme Lösung, wobei man das natürlich nicht direkt als Lösung betrachten kann.

Ich weiß auch nicht, wie deine Mutter erzogen wurde. Vielleicht hat sie das von deiner Großmutter so vermittelt bekommen? Vielleicht war deine Großmutter aber auch genauso wie du gewesen, Olly173, und deswegen hat sie sich zum totalen Gegenteil entwickelt. Kannst du vielleicht einige Beispiele für die Manipulation deiner Mutter entwickeln? Wenn dein Vater X haben möchte, redet sie so lange auf ihn ein, bis er seine Meinung verändert? Hast du deinen Vater vielleicht einmal gefragt, warum er sich so manipulieren lässt oder findet er es so okay? Es scheint auch viele Menschen zu geben, die so passiv sind, dass sie das Gedränge des Partners gar nicht zu stören scheint.

Normalerweise ist es doch so, dass man einen Partner findet, der zu einem passt. Sicherlich muss dazu gesagt werden, dass man nie einen Partner finden kann, der den eigenen Wünschen entspricht, denn sonst wäre es doch der "Traumprinz", den man sich wohl selber backen müsste. Gleiches gilt auch für die Männer im Umkehrschluss. Wir sagen zwar des Öfteren, dass es mein Seelenverwandter oder Traummann ist, aber letzten Endes könnte man, wenn man mag, immer etwas Negatives finden.

Das was Deine Mutter sowie ihre Freundin machen, ist nichts neues. Das tun wirklich viele Frauen und hier muss man wirklich sagen, es machen mehr Frauen als Männer. Oder die Männer stellen sich bewusst geschickt an, damit es niemanden auffällt. Doch auffällig ist eben, dass gerade viele Frauen sich den perfekten Partner am liebsten schnitzen würden und zurecht manipulieren, damit dieser ihren Wunschvorstellungen entspricht.

Den Partner mit kleinen sowie verstecken Winks auf etwas hinweisen, um es zu bekommen, würde ich nicht schlimm finden. Natürlich nur, wenn es um so Dinge, wie Geburtstagsgeschenke, Präsente im Allgemeinen oder schüchterne Erwartungen beim Geschlechtsakt betreffen. So als Beispiel bei einem Film mit einem leichten SM-Touch. Da kann man ruhig als Frau mal anmerken, dass es doch interessant sei und irgendwie anregend war. Dies könnte als Wink verstanden werden.

Viel schlimmer finde ich es, wenn Frauen sich ihren Partner zurechtdrehen, weil die Charaktereigenschaften nicht dem eigenen Interesse entstehen. So zum Beispiel die nicht vorhandene romantische Ader, die Höflichkeit immer die Türe aufzuhalten, der Gentleman und mehr. Man kann es als Frau, wie ich finde, auch übertreiben.

Im Laufe der Jahre mögen viele Dinge, die am Anfang vorhanden waren, abklingen, aber dazu ist der Mund da, um so etwas anzusprechen. Da muss ich einfach niemanden manipulieren, um das zu bekommen, was ich möchte. Ich kann so etwas nicht leiden, weil ich weiß, dass die Gegenperson das auch nicht klasse finden würde.

Man stelle sich vor, dass der Mann die Initiative ergreift, und versteckt an einem herum doktort. Was glaubst Du, wie Deine Mama reagiert hätte? Sätze wie, Du hast mich so geheiratet also leb damit, gefalle ich Dir nicht, so wie ich bin und vieles mehr, wären sicherlich vorhanden.

Es hat einfach nichts mit Reife zu tun, wenn man dieses Verhalten nicht für gut heißen kann. Diesen Schuh hättest Du dir auch damals nicht anziehen lassen müssen. Du hast ein anderes Weltbild von einer Beziehung, als Deine Mutter. Sie ist wohl der Typ Frau, der gerne an einer Beziehung arbeitet, aber eben nur so, dass sie zufrieden ist. Dies tut sie, indem sie manipulativ die Geschehnisse beeinflusst, was mir persönlich auch missfallen würde.

Sie hat ihren Mann schon länger, wie Du geschrieben hast. Also kennt sie seine Macken, seine Vorzüge, seine Verhaltensweisen und mehr. Der Mann verändert sich, genau wie wir Frauen, auch in einer Beziehung. Man lernt voneinander, die Freunde und Bekannte zeigen einem vielleicht auch, was einem fehlt. Doch trotzdem sollte man die Kirche im Dorf lassen und den gegenüber so akzeptieren wie er/sie ist und nicht den eigenen Wünschen anpassen.

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich es nicht unbedingt immer so schlimm finde, wenn man den Partner manipulieren möchte. Obwohl sich das natürlich sehr negativ anhört, gibt es dennoch Situationen im Alltag, in denen so eine Manipulation durchaus für beide Seiten positiv sein kann.

Ich finde nicht, dass man das grundsätzlich immer als etwas Schlechtes ansehen muss und ich denke, dass man mit so einer kleinen Manipulation durchaus auch den einen oder anderen Streit vermeiden kann. Wenn man es geschickt angeht, kann man damit vielleicht sogar schaffen, dass die ganze Beziehung besser läuft, was ja auch für beide Seiten positiv ist.

Manipulation ist meiner Meinung nach, völlig unangebracht, wenn man den Partner dazu bringen möchte, etwas für einen zu tun, was er in Wirklichkeit gar nicht möchte. Ich fände es absolut nicht richtig, zu lügen, nur um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen oder den Partner in eine bestimmte Richtung zu lenken, nur weil man es selbst so haben möchte. Das geht meiner Meinung nach, überhaupt nicht.

Der Partner ist ja schließlich keine Marionette, die sich so verhalten soll, wie man es selbst möchte. Man muss auch akzeptieren, dass der Partner ein eigenständiger Mensch mit eigenen Entscheidungen ist und man kann und darf nicht alles kontrollieren und manipulieren, was er macht. Stattdessen sollte man den Partner so lieben und akzeptieren, wie er ist und wenn man das nicht schafft und die Unterschiede zu groß sind, dann ist es wohl nicht der richtige Partner für einen.

Allerdings denke ich, dass es durchaus auch Situationen gibt, in denen ein wenig Manipulation auch ganz hilfreich sein kann. Wenn der Partner beispielsweise immer mit den Schuhe in die Wohnung kommt, die Zahnpastatube nicht zumacht oder im Stehen pinkelt, dann darf man ruhig ein wenig manipulieren, wie ich finde. Immerhin hat das im Endeffekt ja auch einen Vorteile für beide.

Man streitet sich dann nicht mehr wegen solchen Kleinigkeiten und die Beziehung läuft dann vielleicht auch gleich besser, wenn man sich gegenseitig keine Vorwürfe macht. Von daher ist Manipulation in so einem Fall völlig in Ordnung, wie ich finde.