Warum darf Johnny Depp in Harry Potter Spin-Off mitspielen?

Ich habe mir vor einiger Zeit den Harry Potter Spin-Off "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" angesehen und ich fand den Film richtig Klasse. Mir ist jedoch aufgefallen, dass da einige Unstimmigkeiten sind in Bezug auf die Aussagen von J. K. Rowling. Sie hatte zumindest bei den Harry Potter Filmen immer darauf bestanden, dass die Schauspieler ausschließlich Briten sein sollen. Ich habe das nie großartig überprüft aber ich gehe schon davon aus, dass das der Fall ist.

Bei dem Spin-Off ist mir allerdings aufgefallen, dass ja Johnny Depp in einer Szene kurz zu sehen ist. Der ist aber US-Amerikaner. Collin Farrell spielt auch mit, allerdings ist der gebürtiger Ire. Weicht J. K. Rowling also von ihrer Überzeugung ab, nur britische Schauspieler engagieren zu wollen? Habe ich irgendetwas nicht mitbekommen? Warum wurden bei diesen beiden Schauspielern eine Ausnahme gemacht?

Versteht mich nicht falsch, die beiden haben ihre Rollen richtig Klasse verkörpert und da habe ich auch nichts zu meckern. Ich bin auch nicht der Meinung, dass die Briten die besseren Schauspieler wären oder so. Es geht mir nur um die Aussage von der Autorin. Robbin Williams wollte ja auch den Hagrid spielen, aber der wurde eben abgelehnt, weil er "zu amerikanisch" war. Ich finde das irgendwie widersprüchlich, wenn ich ehrlich bin.

Meine Güte, irgendwie muss sie ja ablehnen. Ich finde auch, dass er nicht zu Hagrid gepasst hätte, aber wie soll man das denn begründen? Sein Gesicht ist nicht passend? Das klingt auch nicht besser, deswegen dann wahrscheinlich so etwas. Generell finde ich es nicht schlimm, wenn man solche Rollen dann vielleicht doch mal anders besetzt, es muss einfach passen und man sollte es nicht vom Land abhängig machen, in dem jemand geboren wurde. Ich denke, dass sie einfach eine gewisse Vorstellung hatte und dann niemanden beleidigen wollte.

Rollenbesetzungen sind doch sowieso immer rein subjektiv, und es kommt bei Weitem nicht nur auf die schauspielerische Qualität oder die Herkunft des Schauspielers an. Bestimmt spielt Vetternwirtschaft auch eine Rolle, oder ob jemand zwar für die Rolle perfekt passen würde, aber menschlich unerträglich ist. Oder der Regisseur möchte frische, unverbrauchte Gesichter und rekrutiert nette junge Leute fast ohne Berufserfahrung, oder umgekehrt werden dem Publikum irgendwelche abgewrackten Hackfressen vorgesetzt, die bis auf ein paar Fans keiner mehr sehen möchte, die jedoch genug Routine mitbringen, dass auch mal etwas voran geht.

Gerade bei Harry Potter kann ich mir durchaus erklären, wieso die Schöpferin einen britischen Schwerpunkt haben wollte. Schließlich spielt das Setting in Großbritannien oder generell dem "alten Europa" eine unübersehbare Rolle. Hogwarts ist eine britische boarding school, die kann man nicht einfach irgendwo im Fantasy-Nirgendwo ansiedeln, und bei einer ordentlichen Verfilmung muss man darauf auch Rücksicht nehmen.

Die Figur des Seamus Finnigan ist übrigens auch Ire (soviel zum Thema Collin Farrell), und in Hogwarts wird in meinen Augen auch sehr schön die britische Gesellschaft mit ihrer kolonialen Vergangenheit abgebildet. Deswegen gibt es auch dunkelhäutige, asiatisch- und indischstämmige SchauspielerInnen, aber die USA spielen eben zufällig keine große Rolle für das Setting. Und deswegen war man wohl halbwegs konsequent und hat Briten engagiert. Schauspieler gibt es schließlich auch außerhalb von Hollywood wie Sand am Meer.

Außerdem spielt der Spin-Off sowieso nicht mehr im ländlich-sittlichen Britenland, wo die Leute dieses knuffige Englisch verwenden, sondern in Amerika, was in meinen Augen die Rekrutierung us-basierter Mimen mehr als rechtfertigt. Damit ist der Fall doch eigentlich geklärt.

Ich sehe da einen großen Unterschied zwischen der Rolle des Hagrid, der in sehr vielen Szenen zu sehen war und einem kleinen Auftritt in einer einzigen Szene. Johnny Depp hätte vielleicht keine größere Rolle bekommen, weil er eben Amerikaner ist. Aber für einen so kleinen kleinen Auftritt hat das entweder gar keine Rolle gespielt oder er ist für J.K. Rawling kein typischer Amerikaner. Immerhin hat er lange in Paris gelebt und übrigens hat er auch irische Wurzeln.

Und wie schon angemerkt wurde, gab es auch Schauspieler mit indischen, asiatischen oder anderen Wurzeln, wenn es eben zur Rolle passt. Nur, wenn die Rolle einfach "kaukasischer" Abstammung sein sollte, wurde eben der Schwerpunkt auf Briten gesetzt, weil das mehr Sinn ergibt als sie mit einem kaukasischen US-Amerikaner zu besetzen.

Von der Aussage wusste ich nicht mal was, würde es aber ganz einfach begründen: Harry Potter spielt in Schottland, ergo Großbritannien, und es ist recht unwahrscheinlich, dass ein amerikanisches Zaubererkind quer durch die Welt nach Hogwarts geschickt wird statt Ilvermory in den USA zu besuchen. Fantastische Tierwesen spielt dagegen in den USA, demnach macht es Sinn, da dann auch amerikanische Schauspieler einzusetzen. Die Schauspieler von Queenie und Jacob sind auch Amerikaner, die von Tina ist, wenn ich das beim Überfliegen richtig gelesen habe, zwar in England geboren, aber mit ihren amerikanischen Eltern in den USA aufgewachsen.

Es ist also weniger "Alle Potterverse-Schauspieler sollen aus dem Vereinigten Königreich stammen!" und mehr "Die Schauspieler sollen aus dem der Rolle entsprechenden Gebiet stammen." Der Britische Newt Scamander wurde ja auch von einem Engländer gespielt. Mit dem Aspekt könnte man allerdings die Wahl von Depp für Grindelwald dennoch anzweifeln. Wir erfahren zwar nie, woher genau Grindelwald kommt, aber die landläufige Theorie ist entweder deutsch oder skandinavisch, letzteres da Durmstrang, seine Zauberschule, in Skandinavien liegt.