Wartezeit als unterlassene Hilfeleistung empfinden?

vom 30.11.2017, 07:54 Uhr

Eine Bekannte von mir war neulich mit ihrer Tochter in der Notaufnahme. Was das Kind hatte, weiß ich gar nicht, ich habe da nicht nachgefragt. Nun meinte meine Bekannte, dass sie sehr lange gewartet hätte ohne dass man sich um sie kümmerte. Seitdem ist sie der Meinung, dass eine Wartezeit von mehr als 15 Minuten ohne eingehende körperliche Untersuchung wie EKG, Blutbild und dergleichen, eine unterlassene Hilfeleistung darstellt.

Was haltet ihr von einer derartigen Aussage? Empfindet ihr Wartezeiten in Krankenhäusern, Notaufnahmen und vielleicht sogar Arztpraxen grundsätzlich als unterlassene Hilfeleistung oder findet ihr das maßlos übertrieben?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Mal ehrlich, wenn das Kind am sterben gewesen wäre oder wirklich etwas schlimmes gehabt hätte, wäre es auch eher dran gekommen, sterben wird da niemand. Ich würde deswegen nicht nur mich sehen, sondern auch andere Menschen. Man ist nicht die einzige Person, die dort wartet und da kommen auch richtige Notfälle herein. Soll man nun eine Person, die beispielsweise gerade verblutet einfach liegen lassen, weil 15 Minuten vergangen sein könnten? Das ist doch Quatsch.

Ich kann solche Menschen wirklich nicht sonderlich leiden, man muss doch auch mal sehen, dass es schlimmere Fälle gibt. So hat mein Mann es auch beispielsweise mal erlebt, dass ein Mann auf dem Gang wiederbelebt werden musste, was auch einige Zeit andauerte und dann stellte sich jemand daneben und hat gefragt wann es Essen gibt und sich über das Essen beschwert. Da dann ruhig zu bleiben könnte ich wohl auch nicht, aber das nur mal nebenbei, Man darf nicht immer nur sich sehen. 15 Minuten Wartezeit sind doch nicht schlimm, wenn man sich nur etwas gebrochen hat oder man in einem guten Allgemeinzustand ist. Man könnte sich auch besser kümmern, wenn es bessere Kapazitäten geben würde, aber das ist nunmal nicht so.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Also ich kenne deine Bekannte nicht, aber sie wirkt deinen Erzählungen nach ziemlich schwierig. Sie soll froh sein, dass sie in der Notaufnahme warten hat müssen. Wäre sie sofort dran gekommen, dann wäre es um ihr Kind wahrscheinlich ziemlich schlecht gestanden. Da warte ich lieber etwas länger und bin froh, dass nicht mehr passiert ist.

Außerdem sind 15 Minuten Wartezeit gar nichts. Vor allem beim Notdienst. Die Ärzte haben ja sonst auch noch was zu tun als den ganzen Tag zu warten, bis deine Bekannte hereinspaziert kommt weil ihre Tochter ein Wehwehchen hat.

Manche Eltern sind generell überhysterisch und fahren wegen jedem blauen Fleck in die Kinderklinik. Der Körper von Kindern hält mehr aus, als wir glauben. Die stecken den ein oder anderen Sturz beim Laufen locker weg. Man muss ja nur mal überlegen, unsere Eltern sind wahrscheinlich auch nicht wegen jedem Quatsch in die Klinik gefahren. Die Zeit hätte doch gar niemand gehabt. Außerdem fährt man von uns zu Hause fast 60 Minuten bis zur nächsten Kinderklinik. Da überlegt man es sich zweimal ob man wegen einer Lappalie eine Fahrzeit von zwei Stunden auf sich nimmt.

Ich bin vor kurzem mal beim Kinderarzt neben einer vollkommen aufgelösten Mutter gesessen, weil ihr Kleiner beim herumhüpfen im Gitterbett sich mit der Lippe an den Gitterstäben verletzt hatte. Er hatte ein wenig Blut an der Lippe und hat mit den anderen Kindern gespielt und Kekse gegessen während er auf den Arzt gewartet hat. Hätte der Kleine wirklich Schmerzen gehabt, wäre er bestimmt nicht so brav und ruhig gewesen. Was soll der Kinderarzt bei so einer kleinen Schramme machen? Man kann es eben auch wirklich übertreiben.

» Birdy93 » Beiträge: 767 » Talkpoints: 10,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge



In so einer Notaufnahme findet sich im schlimmsten Fall mehr als ein Mensch der verletzt ist und Hilfe braucht und dann ist Wartezeit keine unterlassene Hilfeleistung, weil so ein Krankenhaus nun mal auch nicht unendlich viele Ärzte und Geräte besitzt. Es kommt vor, dass jemand dann auch zu spät behandelt wird und stirbt, das ist leider so und dann auch kein Verschulden der Ärzteschaft.

Ich finde es heute teilweise eher dreist, wie sich die Menschen den Ärzten gegenüber verhalten. Es wird erwartet das einem auch bei Lappalien direkt und gut geholfen wird und Wartezeiten werden schon als Anmaßung empfunden. Dabei bekommen die Ärzte hierzulande von den Krankenkassen wirklich nicht großartig viel bezahlt. Wer eine so tolle Leistung will, sollte auch bereit sein entsprechend zu zahlen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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