Wart Ihr schon einmal Teil einer Intervention?
Es gibt für den Begriff „Intervention“ sicherlich viele Begriffe und Auslegungssachen. Die mir bekannte ist die, dass man einem Menschen mit Familie, Freunde und/oder einem Experten zur Seite zieht und vor vollendeten Überraschungstatsachen stellt. Das heißt im Klartext, ich komme heute zu Euch mit Euren Verwandten und vielleicht einem Experten auf dem Gebiet Alkoholismus und jeder sagt in der Runde, was ihn zur Person bedrückt etc.
Genau solch eine Intervention wird in meiner Familie derzeit geplant, aber ich bin da generell erst einmal vollkommen gegen. Begründung? Ich empfinde diese als eine Art „Einengung“ und bin nicht gerade die Freundin davon, jemanden vor versammelter Mannschaft und einem „Experten“ wie Psychoklempner entsprechend unter Druck zu setzen und familiären Heulattacken auszusetzen. Meine Familie kann meine Ansicht nicht verstehen, aber gleichzeitig ist sie der Meinung, dass ich Recht haben könnte, dass die Person vollkommen ausflippt.
Niemand von ihnen war jemals Teil einer Intervention und alle kennen diese Szenario nur aus Filmen. Aus diesem Anlass möchte ich von Euch gerne erfahren, ob Ihr Teil einer Intervention wart und wie diese in etwa abgelaufen ist? Habt Ihr da positive oder negative Erfahrungen?
Ich war noch nie Teil einer Intervention und würde das auch nicht gut heißen, weder als "Opfer", das bearbeitet werden soll noch als "Rudel", das sich gemeinsam verbündet um dem "Opfer" ins Gewissen zu reden. Bei mir würde so etwas auch nicht funktionieren, ich würde mich eher eingeengt fühlen und dann auch ausflippen. Ich finde, das hat etwas demütigendes, wenn sich alle gegen einen verbünden. Da bekommt man nicht den Eindruck, als wären die Menschen für einen da.
Ich ziehe es bei solchen Sachen eher vor, mit der Person unter vier Augen zu sprechen und nicht als Rudel auf eine Person loszugehen. Wenn man dann noch einen Psychologen oder Experten im Schlepptau hat, dann ist der Streit doch perfekt und kurz vor der Eskalation. Leute, die das so handhaben, haben meiner Ansicht nach zu viel ferngesehen und nehmen sich amerikanische Sendungen und Filme zu sehr zum Vorbild.
Ich kenne solche Interventionen bisher auch nur aus dem Fernsehen und finde sie furchtbar, wenn es um echte seelische Probleme geht. Ich kann sie mir höchstens als hilfreich oder vor allem lehrreich vorstellen, wenn es "nur" darum geht, dass der Sohn aus Hotel Mama ausziehen soll oder etwas vergleichbar Harmloses, wo alle psychisch auf festen Beinen stehen.
Wenn das Opfer wirklich Probleme haben sollte, etwa mit Alkohol, Drogen oder vielleicht magersüchtig ist, dann kann ich mir vorstellen, dass der Betroffene auch so geschockt ist, keinen Ausweg mehr sieht und die Reißleine zieht - aber anders, als sich die Intervenierenden das vorstellen. Ich befürchte bei so etwas eher, dass der Betroffene da Selbstmord begehen könnte, wenn er so bloßgestellt wird vor allen und mit den Problemen konfrontiert wird.
Bei echten Problemen bin ich deshalb ein absoluter Gegner dieser öffentlichen Anprangerung. Da würde ich nur mit der Person allein sprechen und ihr Hilfe anbieten, ihr Auswege aufzeigen. Höchstens bei psychisch gefestigten Personen, die nur zu faul oder dickfällig sind, würde ich es vielleicht tolerieren, aber auch da nicht selbst mit machen. Und auch da sollte man aufpassen, ob die Person nicht doch vielleicht sensibler ist, als viele vorher denken.
Ich kenne so etwas aus Filmen, aber nicht aus dem echten Leben. Ehrlich gesagt finde ich es ziemlich bescheuert, wenn man einen Menschen auf diese Art und Weise mit seinen Problemen konfrontiert, denn dieser kann sich nicht wehren und steht alleine gegen eine Gruppe, zwar eine, die einen liebt, aber das bringt ja auch nichts.
Ich würde an so etwas nicht teilnehmen wollen, weil ich es einfach blöd und albern finden würde. Ich kann den Gedanken dahinter schon verstehen, aber ich gehe nicht davon aus, dass es einem Menschen besser geht, wenn man ihn bloßstellt und in die Ecke drängt. Selber würde ich das als Betroffener auch nicht gut finden und wahrscheinlich einfach wieder gehen.
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