War ein Haustier schon einmal schlecht für eure Gesundheit?

vom 06.11.2022, 18:35 Uhr

Ich helfe nun schon seit einiger Zeit ehrenamtlich im Tierschutz aus und dabei habe ich in den letzten Monaten öfters gehört, dass ein Tier wieder abgegeben werden müsste, weil es schlecht für die eigene Gesundheit wäre. Während ich das bei einer Tierhaarallergie natürlich noch verstehe, so erschließt es sich mir nicht, wie ein Tier (abgesehen davon) schlecht für die eigene Gesundheit sein soll. Oftmals wird dann mit psychischen Problemen argumentiert, für mich ist diese Argumentation aber tatsächlich leider eher weniger nachvollziehbar.

Aus diesem Grund interessiert mich, ob ihr schon einmal die Situation hattet, dass ein Haustier schlecht für eure Gesundheit war. Falls ja, wie seid ihr damit umgegangen? Habt ihr das Tier abgegeben oder andere Mittel und Wege gesucht, damit zurecht zu kommen? Falls nein, könnt ihr euch vorstellen, dass so etwas (abseits von einer Allergie) möglich ist?

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Nicht nur mein Haustier, nämlich mein Kater, musste ausziehen, weil ich eine Allergie entwickelt habe. Das allergische Asthma hat mich auch gezwungen, meinen Beruf aufzugeben.

Aber warum sollte ein Haustier nicht auch ansonsten schlecht für die Gesundheit sein. Junge Hamster sind bekannt dafür, Erreger für Meningitis zu verbreiten. Da schätzen Eltern den Fellball meist nicht mehr. Eine Vogelhalterlunge ist ebenso wenig witzig wie eine Schwangere mit Wellensittich mit Papageienkrankheit und so weiter.

Mein Mann hat eine nach einem Kapselriss nicht mehr ganz einsatzfähige Hand, meine Freundin hatte ein gebrochenes Jochbein und ein Bekannter hat einen Hoden verloren. Alles waren Unfälle mit den eigenen Hunden. Nicht jeder will den danach behalten. Ich zähle meine Narben da gar nicht. :whistle:

Und auch psychisch kann es schnell mal tricky werden, wenn der Vierbeiner oder Federträger nicht so will sie er soll. Wenn der Hund plötzlich draußen kaum zu bändigen ist und im Übersprung in dein Bein hackt, der Vogel nur schreit und der Wohnungsverlust droht, oder die Katze die Kinder massiv angeht, hat nicht jeder das robuste Nervenkostüm, um das Problem zu lösen.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Um das Offensichtliche in den Raum zu stellen: Klar werden etliche "Tierfreunde" psychische Probleme vorschützen, um ihre unüberlegt angeschafften und/oder schlecht sozialisierten Haustiere gesichtswahrend wieder loszuwerden.

Es kostet schon Überwindung, offen zuzugeben, dass man schlicht und ergreifend die Arbeit unterschätzt oder doch nicht die Freude an der Kreatur aufbringt, die man sich vorgestellt hat. Oder (brutal ehrlich) nur Beschäftigung während der diversen Lockdowns gesucht hat und sowieso nie vorhatte, das Vieh zu behalten, sobald Fernreisen wieder problemlos möglich sind oder der Arbeitgeber das Homeoffice wieder einkassiert.

Aber davon abgesehen kann ich mir außer den schon genannten Hauptgründen (Allergie und Unfälle) auch vorstellen, dass ein Haustier schlecht für die Gesundheit sein kann, wenn man die psychische Gesundheit mitzählt. So ein Welpe zum Beispiel macht anscheinend (ich kenne nur Erzählungen) gerade am Anfang fast genauso viel Arbeit wie ein menschliches Baby, und die bringen ihre Eltern bekanntlich auch gerne mal an ihre psychischen Grenzen.

Und bei einem Hund kann man Schlafmangel, Stress und schlimmstenfalls kaum noch kontrollierbare Aggressionen nicht über den Brutpflegeinstinkt kompensieren. Der lächelt dich nicht an und alles ist wieder gut. Und auch andere Tiere können bestimmt ganz schön stressen, und wenn das Nervenkostüm sowieso schon auszufransen droht, ist es oft tatsächlich besser, das Tier abzugeben, bevor man etwas Unüberlegtes macht.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Dann fehlt einem Lebenserfahrung oder Empathie, wenn man nicht versteht, dass es neben manch augenscheinlichen Ausreden für den wahren Grund "keinen Bock mehr" tatsächlich Menschen gibt, die psychisch komplett mit der Haltung eines Tieres überfordert sein können. Ich kann mir viele Beispiele ausmalen, ob und wann jemand psychisch von seinem Tier zu gestresst ist, um die durchaus gegebenen Belastungen und Arbeitsanforderungen noch kompensieren zu können.

Über die körperlichen Bedrohungen, die durch Tierhaltung entstehen könnten, wurde ja schon geredet, aber mir fallen gerade zwei Beispiele aus dem echten Leben ein, wo Menschen von ihrem Tier überfordert waren oder bei einer Anschaffung so einiges übersehen haben. Eine meiner Freundinnen, der Sauberkeit und Ordnung überdurchschnittlich wichtig ist, wollte sich vor etlichen Jahren spontan ausgerechnet eine Katze anschaffen, weil sie bei einem Freund gesehen hat, wie zauberhaft, putzig und lustig diese Tiere sein können. Da ich meine Freundin aber schon lange kenne, habe ich ihr das Zusammenleben mit ein oder mehreren Katzen in den schillerndsten bzw. haarigsten Schattierungen erzählt.

Dass es eben nicht mehr mit einmal die Woche Saugen getan ist, sondern man bei einer Wohnungshaltung einen täglichen Kampf gegen die verlorenen Tierhaare an den unmöglichsten Orten ausfechten muss. Selbst das tägliche Saugen verhindert nicht, feine Vellushaare in der hintersten Ecke des Kleiderschranks, in einem aufgeschlagenen Buch oder sogar im Kühlschrank zu finden. Das Zeug fliegt überall hin. Nicht zu sprechen von stinkenden Katzenklos, Dreckeln um den Napf, durch die Wohnung fliegender Klumpstreu, hervorgewürgtem Gewölle auf dem Fußboden.

Die Nerven mit diesen Marotten umzugehen und ständig fürs Putzen bereit zu stehen, um das Chaos zurückzudrängen, muss man erstmal haben. Als ich ihr das echte Leben mit einer Katze abseits von der niedlichen Seite schilderte, wurde sie ganz blass um die Nase, weil sie sich das alles in der Form nicht ausgemalt hat. Ich bin der festen Überzeugung, dass sie das Tier nach einigen Monaten abgegeben hätte, weil ein fast schon zwanghaftes Bedürfnis nach Sauberkeit und Katzenhaltung in der Wohnung nicht zusammengehen. Sie wäre psychisch überfordert gewesen, weil Sauberkeit ein wichtiger Faktor für sie ist.

Eine andere Person, die ich kenne, hat Depressionen und einen Hund. Theoretisch sollte man denken, dass das gut zusammengeht und sie durch das Tier Antrieb und Ablenkung hat. In der Realität ist sie aber sehr überfordert mit den Anforderungen der Haltung, der Verantwortung und dem ständigen Imperativ, das Tier auszuführen. Wenn man am Küchentisch heult, weil man nicht weiß, wie man sich überhaupt noch eine Scheibe Brot schmieren soll, ist diese Verpflichtung dann mehr Bürde als Spaß.

» Verbena » Beiträge: 4955 » Talkpoints: 0,23 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Während Corona wurden einfach viele Tiere angeschafft, die so hätten nie in den Haushalten hätten landen dürfen, weil die Leute sich damit einfach zu wenig beschäftigt haben. Letztendlich ist der Grund der Abgabe dann auch recht egal, Hauptsache ist doch dass dann dem Tier jemand gerecht werden kann. Ich denke aber schon, dass neben den Allergien auch andere Gründe vorhanden sein können. Wenn man merkt, dass man es nicht schaffen kann, dann ist eine Abgabe ja immer noch die beste Lösung.

Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass sich Menschen gerne mal verschätzen, was den Aufwand angeht und dann schnell überfordert sind oder einfach in eigenen Problemen so sehr belastet sind, dass sie dem Tier nicht mehr gerecht werden können. Wie gesagt es gibt wirklich schlimme Zustände, in denen Tiere leben müssen und da finde ich es gut, wenn man seine Probleme erkennt und das Tier dann vor so einem Leben schützt.

Natürlich sollte man sich vor dem Kauf Gedanken machen, aber so ist nun mal nicht jeder und man weiß ja auch selber nie in welcher Krise man mal landen wird. Das kann die eigene Psyche angehen, aber auch finanzielle Mittel oder man hat einfach nicht mehr die Hilfe, die man vielleicht mal hatte. All das kann dazu führen, dass es einem psychisch nicht gut genug geht, um sich um das Tier zu kümmern.

Mir selber ging es nicht so. Ich hatte Wellensittiche und einen Hund. Beim Hund merkte ich schon, dass das durchaus stressig sein kann in gewissen Phasen, aber letztendlich waren es die positiven Dinge, die überwogen haben und eine stressige Phase ist immer irgendwie blöd, da hat es der Hund auch nicht schlimmer gemacht. Bei den Wellensittichen war es so, dass meine Mutter genervt von ihnen war und sie dann nach ein paar Jahren weggegeben hat. Wobei sie sich eigentlich gar nicht darum gekümmert hat, aber die Lautstärke war ihr zu hoch.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^