War die Entkolonialisierung Schwarzafrikas ein Fehler?

vom 25.02.2016, 20:13 Uhr

Ich lese zur Zeit einen sehr interessanten Artikel über die medizinische Versorgung in Schwarzafrika. In dem Artikel heißt es, dass es vom medizinischen Standpunkt aus ein Fehler gewesen sein soll, Schwarzafrika zu entkolonialisieren. Denn das hatte zur Folge, dass Krankheiten, die zur Kolonialzeit dank systematischer medizinischer Versorgung eingedämmt worden waren, wieder zurückkehren und sich ausbreiten konnten. Zu diesen Krankheiten zählt unter anderem die Schlafkrankheit, die 1960 so gut wie ausgerottet war.

Mittlerweile geht die WHO davon aus, dass etwa eine halbe Millionen Menschen infiziert sind und mehr als 60 Millionen von dieser Krankheit bedroht werden.

Mir ist klar, dass die Kolonisierung kontrovers diskutiert werden kann und sicherlich ist nicht alles positiv, wie im Fall der medizinischen Versorgung zu betrachten. So gibt es auch Anhänger der Dependenztheorie, die den Westen und seine Kolonialpolitik für mangelnde Entwicklung verantwortlich machen.

Mich würde mal interessieren wie ihr das seht. Findet ihr, dass es ein Fehler war, Schwarzafrika zu entkolonialisieren? Oder konnte diesen Ländern nichts besseres passieren? In welcher Hinsicht war das positiv und wo negativ und warum?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Zum einen war die Kolonialisierung ein Fehler, aber das brauchen wir ja hier nicht zu diskutieren. Ich finde, das vor allem die Art und Weise der Entkolonialisierung ein Fehler war. Wenn man die Schlafkrankheit als Beispiel nimmt, dann waren die Kolonien eben auf einem recht hohen Niveau. Dieses Niveau zu halten, war den unabhängig gewordenen Staaten aber unmöglich.

Und diese Unmöglichkeit hatten die Kolonialmächte zu verantworten. Die Bewohner dieser Länder waren nämlich nicht Teil dieses hohen Niveaus. Auf ihre Bildung wurde zu Kolonialzeiten keinen Wert gelegt. Die Weißen mit der Bildung gingen wieder nach Europa und hinterließen den Schwarzen ein System, in dem sie bisher keine Rolle spielten. Sie waren klein gehalten worden und sollten plötzlich Großes bewältigen.

Es hätte ein lange Übergangszeit geben müssen, in der eine Elite ausgebildet hätte werden müssen. Das mussten sie aber dann allein nachholen. Dass sie das in 60 Jahren nicht schafften, ist kein Wunder. Das hat in Europa Jahrhunderte gedauert.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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