War Autor Aldous Huxley ein Prophet?

vom 29.03.2016, 05:42 Uhr

Ich habe vorhin über eine britische Feministin gelesen, die meiner Ansicht nach ziemlich absurde Forderungen gestellt hat. Sie bezeichnete es als "Schande", dass es in der Gegenwart zwar möglich ist, ein Kind außerhalb des Mutterleibes zu zeugen, aber nicht, es auch außerhalb einer Gebärmutter wachsen zu lassen. Sie fordert eine technische Alternative zur natürlichen Schwangerschaft.

In einem Forum, in dem dieser Artikel diskutiert wurde, meinte dann ein User, dass nicht nur Autoren wie George Orwell mit ihren Zukunftsvisionen recht gehabt haben, sondern auch Aldous Huxley. Huxley veröffentlichte 1932 den Roman "Brave New World". Ich habe das Buch gelesen und weiß wovon ich spreche. In diesem Buch geht es darum, dass natürliche Schwangerschaft als etwas "ekelhaftes" dargestellt wird und ausgelagert worden ist. Babys werden künstlich gezeugt und in künstlichen Brutkästen gezüchtet, aber auch von Designer-Babys ist die Rede, also Babys, die so gen manipuliert sind, dass sie mehr oder weniger standardisiert produziert werden können und es keine Abweichungen gibt.

Dort geht der Autor auch so weit, dass die Menschen nach Kategorien gezüchtet werden, je nach Aufgabenbereich, den sie erfüllen sollen. Hinterfragen ist verpönt. Huxley prophezeite dieses Szenario für das Jahr 6500, aber es scheint jetzt schon Realität zu werden, wenn ich solche Forderungen wie die der Feministin lese oder eben auch weiß, dass es Designerbabys gibt.

Habt ihr den Roman von Huxley gelesen? Seid ihr der Ansicht, dass der Autor damit zutreffende Zukunftsprognosen gemacht hat oder hat das mit der Realität nicht viel zu tun?

» Capri » Beiträge: 658 » Talkpoints: 8,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Wie schon bei der Frage, ob manche Autoren generell prophetische Gaben haben, ist auch hier die Überlegung, ob Huxley ein solcher war, für mich nicht gegeben. In meiner Wahrnehmung ist eine Dystopie immer die völlig auf die Spitze getriebene Darstellung von bereits real bestehenden Missständen oder sich abzeichnenden Entwicklungen, daher ist bei Brave New World genauso ein wahrer Kern enthalten, wie man ihn in den meisten Büchern dieser Schreibweise finden kann.

Nimmt man die Grundaussagen des Buchs etwas auseinander, sieht man, dass die Themen zum Teil zeitlose Allgemeingültigkeit haben, wie das Vorhandensein einer "Herrschenden Klasse" und den "Degenerierten", die ersteren zu dienen haben. Das Verhalten aus der Kolonialzeit und der erstarkende Nationalsozialismus und Faschismus in dieser Zeit werden den Autoren natürlich geprägt und beeinflusst haben.

Die Phantasie Embryos von Beginn der Schwangerschaft in künstlichen Aufzucht-Stationen heranwachsen zu lassen, ist zum Glück nur eine Phantasie, und wird hoffentlich auch in der Zukunft so bleiben, unabhängig von den provokanten Thesen mancher Feministin. Andererseits könnte man des Autoren Gedankenkonstrukt auf dem Prinzip der Brutkästen aufgebaut sehen, denn diese hat es schon in den ersten Anfängen im ausgehenden neunzehnten Jahrhundert gegeben.

So eine Erfindung wird vielen Leuten unheimlich gewesen sein. Anderes, wie zum Beispiel das Faktum Menschenkinder nicht bei den Eltern, sondern in speziellen Einrichtungen zu einer höher anzusiedelnden Art von Rasse heranzuzüchten, haben die Nationalsozialisten nur ein Jahrzehnt später mit gewissen Institutionen dann ja auch praktiziert. Aber auch hier sehe ich keine prophetische Voraussage, sondern allenfalls eine Ahnung von dem, was kommen wird, aufgebaut auf dem damaligen Zeitgefühl.

» Verbena » Beiträge: 4956 » Talkpoints: 0,44 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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