Wann zu hohe Ansprüche an sich selbst haben?

Ich habe oft hohe Ansprüche an mir selbst, da ich mir eigentlich ganz gerne hohe Ziele setze. Ich würde schon sagen, dass ich motiviert und ehrgeizig bin, wobei es mir hilft, wenn ich auch hohe Ansprüche habe, die ich zu erfüllen versuche. Natürlich klappt das nicht immer, aber das ist mir lieber, als wenn ich mir sehr geringe Ziele setze, da ich dann auch einfach nicht so motiviert bin.

Habt ihr öfter mal hohe Ansprüche an euch selbst? Wenn ja, in welchen Bereichen ist das so? Oder achtet ihr eher immer darauf, euch eure Ziele nicht so hoch zu stecken, damit ihr sie auch auf jeden Fall erreichen könnt? Bei sehr hohen Zielen oder großen Ansprüchen ist man ja doch öfter mal enttäuscht von sich selbst.

Ich habe sehr oft, sehr hohe Ansprüche an mich selbst. Doch leider meistens so hoch, dass der Erfolg kaum machbar ist und ich dann vorzeitig resigniere. Leider bin ich sehr perfektionistisch und manchmal mache ich Dinge einfach nicht zu Ende, wenn ich merke, dass sie meinen Vorstellungen nicht genügen.

Ich lerne aber gerade, dass auch das unperfekte seinen Reiz hat und manchmal besonders Charmant ist. Hierbei spreche ich jetzt zum Beispiel von künstlerischen Tätigkeiten. Ich finde es gut, wenn man hohe Ansprüche an sich selbst stellt, aber sie sollten nicht utopisch sein.

"Perfektionismus" ist für mich etwas, womit man beim Vorstellungsgespräch scheinbar bescheiden eine Schwäche zugibt, und zugleich dann doch damit prahlt, wie hohe Ansprüche an die eigene Leistung man doch habe. Für mich selbst habe ich mich davon schon länger verabschiedet. Als ich noch jünger war, habe ich auch geglaubt, alles "perfekt" oder gar nicht machen zu müssen, aber im Laufe der Jahre sind mir doch die ganzen Nachteile an dieser Haltung aufgefallen.

Sehr oft, gerade im Job, fällt es meiner Erfahrung nach nicht auf oder interessiert schlicht nicht, ob ich mit 80 Prozent an Einsatz und Engagement eine solide Leistung abgeliefert habe oder mich abgerackert, verkünstelt und an unwichtigen Details gefeilt habe, um das Ergebnis mit völlig unverhältnismäßigem Aufwand auf 88 Prozent hochzufiedeln. Dafür tätschelt mir keiner die Ohren.

Und auch bei meinen Hobbys und sonstigen Tätigkeiten bin ich mittlerweile bei der Erkenntnis, dass der Spruch: Erledigt ist besser als perfekt doch irgendwo stimmt. Gerade beim Sport tue ich mir wirklich schwer, weswegen ich mir abgewöhnt habe, allzu sehr auf die Ergebnisse zu schielen, weil Bewegung grundsätzlich gut für die Gesundheit ist, egal ob man seine Leistung rasant steigert oder im Schneckentempo dahinkraucht. Und wenn ich etwas Kunsthandwerkliches anfertige oder schreibe oder male macht es mir auch mehr Spaß, wenn ich nicht immer darauf schiele, was daran alles schlecht ist und besser gemacht werden könnte.

Ich halte zu hohe Ansprüche für kontraproduktiv. Meiner Ansicht nach führt das nur zu einem Burnout, wenn man nicht aufpasst. Daher habe ich mir natürlich Ziele gesetzt, aber es reicht mir im Prinzip auch schon, wenn ich durchschnittliche Leistungen erbringen muss, um das Ziel zu erreichen. Ich peitsche mich also nicht zu überdurchschnittlichen und übermenschlichen Leistungen an, wenn ich weiß, dass ich auch mit weniger Aufwand und Einsatz meine Ziele genauso gut erreichen kann. Man muss eben immer für sich selbst abwägen, ob sich das überhaupt lohnt, sich übermäßig anzustrengen oder nicht.

An sich selbst hohe Ansprüche? Puh, ich habe keine Ansprüche an optischen Belangen, aber an zielstrebigen Angelegenheiten. Bei mir muss immer alles sofort klappen, selbst themenfremde Geschichten. Das kann natürlich überhaupt nicht gut gehen, sondern auch mal schief gehen. Das ist aber etwas, was mich persönlich immer zur Weißglut bringt. Ich versuche es dann auch 200 Mal hintereinander, statt einfach mal einen Tag Pause bei gewissen Themen zu halten und dann weiter zu machen.

Ich erwarte also eigentlich von mir immer, dass alles sofort klappt. Vom Laminat legen über Tapeten anbringen, Möbel aufbauen usw. Selbst wenn ich das nie vorher konnte, muss es sofort sitzen. Das habe ich schon immer gehabt und ist auch nur schwer bei mir zu ändern. Das ist eine wirklich große Macke, wo mein Partner echt die Krise kriegt. Der ist da lieber etwas ruhiger und wenn die Anleitungen zum Aufbau unserer Kratzbäume (manche sind so komplex und undurchsichtig gleichzeitig) macht, der es aus dem Kopf und es klappt.

Ich wieder bin so der Typus Frau, der dann auch alles kaputtmachen würde, wenn es nicht klappt. Keine allzu gute Angewohnheit an mir und ein Anspruch gleichermaßen. Ich weiß nicht, woher es kommt, aber vielleicht kriege ich das ja nochmal gebacken, nicht so auszuticken, weil es überhaupt nicht schlimm ist, Dinge nicht sofort zu können. Aber an mir selber finde ich das mega schlimm.

Ich bin auch eher der Typ, der sich selbst immer viel zu große Ziele steckt, aber sie dann meist nicht genug verfolgt (meine Pferde mal außen vor gelassen). Ich übernehme mich gerne, sowohl im privaten als auch beruflichen Bereich, und bin dann enttäuscht, dass es alles nicht so klappt, wie ich mir das vorgestellt habe. Das führt dann oft dazu, dass ich am Ende total demotiviert bin und noch weniger als wenig für ein Ziel mache - das ist auch eine meiner schlechtesten Angewohnheiten, dann noch mal meinen Schweinehund zu überwinden.

Ich denke aber, dass es im Allgemeinen besser ist, wenn man ständig zu hohe Ansprüche an sich hat als wenn die Ansprüche zu niedrig sind. Sind die Ansprüche zu hoch, dann scheitert man zwar oft, aber man ist dennoch dabei und versucht sich ständig zu verbessern und zu einer besseren Version seiner selbst zu machen. Wenn man sich die Ziele jedoch permanent zu niedrig steckt und sich nicht aus seiner eigenen Komfortzone heraustraut, dann wird man wahrscheinlich nie etwas großes erreichen.