Wann Vergangenheit als belastend empfinden?

vom 09.07.2018, 13:08 Uhr

Die Vergangenheit betrifft in der Regel nicht nur das Individuum, sondern auch die ganze Gesellschaft. Aber wann empfindet ihr persönlich Vergangenheit als Belastung? Findet ihr sie nur dann belastend, wenn es eure eigene, individuelle Vergangenheit ist? Oder empfindet ihr auch die Vergangenheit einer ganzen Gesellschaft als Belastung? Wo zieht ihr die Grenze und warum?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Eine komplette Vergangenheit habe ich selbst noch nicht als belastend empfunden. Eher höchstens bestimmte Abschnitte darin. Ich empfinde die deutsche Vergangenheit teilweise als belastend. Was da vorgefallen ist, wird nie vergessen werden und es leiden teilweise noch Menschen darunter, die eigentlich damit nichts zu tun haben. Aber ich denke, dass in jedem Land solche vergangen Ereignisse durchaus die Gesellschaft belasten und es ist nicht nur speziell in Deutschland so ist.

In meiner Vergangenheit finde ich auch einiges, dass mich belastet. Aber ich würde deswegen nicht sagen, dass ich meine komplette Vergangenheit als Belastung ansehe. Ich habe natürlich auch viele gute und schöne Erinnerungen daran.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Mal ehrlich - wir Deutschen werden doch gerade im Ausland immer wieder mit dem zweiten Weltkrieg in Verbindung gebracht. Ich selbst hatte damit noch nie Probleme, allerdings weiß ich von einigen meiner Freunden und Bekannten, dass sie sich diesbezüglich auch schon blöde Sprüche auf Urlaubsreisen anhören mussten. Ich kann mir schon vorstellen, dass das dann belastend sein muss, zumal man ja selbst nichts damit zu tun hat und nichts dafür kann.

Ich kann mir auch vorstellen, dass gerade ältere Menschen sich da auch immer wieder etwas dazu anhören müssen oder mussten, die selbst in dieser Zeit aufgewachsen sind. Vielleicht machen sie sich auch selbst Vorwürfe, weshalb sie dies und jenes getan und anderes wiederum nicht getan haben.

Ansonsten kann man ja auch einfach so in der heutigen Zeit als junger Erwachsener die Vergangenheit als belastend empfinden, weil man vielleicht schlimme Situationen aus der Kindheit nie richtig verarbeiten konnte und immer wieder daran erinnert wird. Viele wurden ja in der Kindheit missbraucht und können das als Erwachsener dann noch immer nicht richtig verarbeiten, so dass sie dann auch als Erwachsener vielleicht psychische Probleme aufgrund des Erlebten aus der Kindheit haben.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Mein Vater ist Deutscher und somit wurde ich auch beim Aufwachsen immer mit der deutschen Vergangenheit konfrontiert. Da ich selbst jedoch keine Deutsche bin, ist dies zum Glück spurlos an mir vorbeigegangen und ich muss gestehen, dass ich bei den entsprechenden Aussagen immer gesagt habe, dass man die Jugend nicht für den Zweiten Weltkrieg und die Ideologie gewisser Diktatoren verantwortlich machen sollte, sondern sie eher unterstützen sollte, dass solche Dinge nie wieder passieren.

Meine eigene Vergangenheit belastet mich jedoch auch heute noch. Von sexuellem Missbrauch bis hin zur Demütigung, Isolation, Gewalt habe ich alles miterlebt und ich habe auch als Erwachsene Momente, in denen mir diese Sachen nachhängen und lege Verhaltensweisen an den Tag, die ein selbstbewusster Mensch niemals zeigen würde. So laufe ich an manchen Tagen wie ein geprügelter Hund herum, ziehe mich zurück, meide Menschen, kann kaum soziale Kontakte aufrechterhalten. Das mag für einige Leute normal klingen, aber es ist teilweise verdammt belastend.

Teilweise gebe ich mir auch die Schuld an den Dingen, die passiert sind, aber mal ehrlich, als Kind bin ich in die Fänge der falschen Erwachsenen geraten, das konnte ich nicht wissen. Man kommt über solche Dinge nicht einfach hinweg und daher empfinde ich meine Vergangenheit oft als belastend, versuche sie jedoch als Teil von mir wahrzunehmen und langsam zu überwinden, was nicht einfach ist. Bei mir besteht halt das Problem, dass ich nicht sonderlich viele schöne Situationen in Kindheit-Jugend hatte, an denen ich festhalten kann, daher versuche ich eher schöne Momente in der Gegenwart einzufangen und davon zu zehren.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Wenn wir nicht von der eigenen Vergangenheit reden, dann empfinde ich den 2. Weltkrieg in der Tat als belastend. Denn es ist der Mittelpunkt der Erde, wenn es darum geht, Meinungen zu unterdrücken, sonst wird man gerne mit dem Nazi-Deutschland verglichen oder auch einfach darauf hingewiesen. Man darf spätestens seit 2015 nichts mehr sagen, was auch nur im Ansatz gegen die Flüchtlingspolitik, gegen gewisse Zuwanderer ist usw. Dann kommt nur noch sowas daher.

Mit Einzug der AFD in die Politik, und ich betone es nochmals, eine freie demokratisch gewählte Partei, wurde es schlimmer. Seither versucht man auf vielen Weisen jemanden förmlich mundtot zu machen. Man möchte behaupten, dass es salonfähig sei, rechtsradikal zu sein oder ein rechtes Gedankengut zu tragen, obwohl die Meinung einiger Personen nichts davon hergeben, aber aufgrund unserer Geschichte ersticken wir jetzt Meinungen neuerdings im Keim und vor allem dann, wenn sie auch von AFD-Wählern und mehr kommen. Ist ja gleich jeder ein „altwaschechter Nazi“.

Ich kann das nicht mehr hören. Ich hatte genug Verwandte, die den 2. Weltkrieg kennen, erlebt haben und eben auch Tribut gezollt haben dafür, das sie das mit erleben mussten. Sie sind nicht allesamt stolz auf die Sachen. Ganz im Gegenteil. Doch sie nervt es auch, dass sie ständig eine Art Rechtfertigung auf den Tisch legen müssen, wenn es um deren Meinung geht.

Und den 2. Weltkrieg empfinden erstaunlicherweise viele als belastend. Ich habe den Krieg nicht angefangen, bin ihn nicht mit gegangen, teile nicht die KZ-Geschichten und begrüße nichts davon. Trotzdem, wenn ich sage, dass ich dagegen bin, weitere Flüchtlinge aufzunehmen, wenn ich sage die gehören abgeschoben (bestimmte Klientel) usw. dann kommt immer eine ähnlich idiotische Debatte, die auch stets auf den 2. Weltkrieg zurückzuführen ist.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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