Wann und wie Kinder an Intrumente heranführen?
Eine gute Freundin hat einen Sohn, der mittlerweile 6 Jahre alt ist und grade in die Schule gekommen ist. Nun liegt die Frage im Raum, ob das Kind ein Instrument erlernen soll. Beide Eltern haben nie ein Instrument ordentlich erlernt und bereuen dies nun.
Ich finde das es noch sehr früh ist mit 6. Das Kind ist grade in die Schule gekommen und lernt dort schon sehr viel. Andererseits ist das doch ein gutes Alter um etwas zu erlernen. Ich persönlich habe nie ein Instrument gespielt und bereue es bis jetzt auch nicht. Sollte die Initiative nicht von dem Kind kommen? Also das es die Eltern fragt ob es ein Instrument lernen darf. Ich finde nicht das die Eltern ihr Verpasstes auf ihre eigenen Kinder abwälzen sollten. Außerdem bringt es ja nichts, wenn das Kind "gezwungen" wird, ein Instrument zu erlernen, was bei ihr oder ihm gar kein Interesse weckt.
Ein anderer Punkt ist die Wahl des Instrumentes. Ich würde es langweilig finden, wenn mein Kind, wie alle anderen, z.B. Flöte erlernt. Auch Klavier finde ich schon kritisch, jedoch ist dies auch ein Instrument, wo viele noch später Spaß dran haben. Oder so etwas wie Geige oder Cello. Aber da kann ich mir vorstellen, dass das recht schwierig für Kinder ist. Zudem muss das Instrument bezahlbar sein und insgesamt mit allem drum und dran nicht zuviel kosten.
Das führt auch zu der Frage des Lehrers. Es gibt ja mehrere Möglichkeiten ein Instrument zu erlernen. Die Eltern könnten es dem Kind beibringen, was in meinem Fall nicht gehen würde. Eine andere Option wäre in eine Musikschule, wo mehrere Kinder gleichzeitig Unterricht haben. Das würde auch das soziale Leben stärken. Am produktivsten fände ich aber Privatunterricht, der aber sehr teuer sein kann.
Ich finde, Eltern müssen da echt viele Dinge beachten. Was denkt ihr? Habt ihr selber ein Instrument erlernt? Wenn Ja, Wann, Wo, Was und Wie?
Ich selbst habe ein Instrument gelernt und durfte mir mein Instrument zum Glück selbst aussuchen. Es gibt nichts schlimmeres als dem Kind ein Musikinstrument aufzudrängen. Das Kind muss es freiwillig machen und Spaß daran haben. Hier dürfen sich Eltern nicht zu arg einmischen. Bei der musikalischen Früherziehung haben manche Musikschulen schon einige Instrumente zum Probieren da. Hier können sich Kinder schon etwas orientieren. Normalerweise wissen Kinder allerdings schon, welche Instrumente eher für sie in Frage kommen. Bei mir war das nie eine Diskussion. Es gab für mich nur eine Wahl und ich würde sie immer wieder treffen.
Ich finde es auch komisch ein Instrument nach dem Preis auszusuchen. Ich verstehe natürlich die Gründe, aber dann fallen die meisten Instrumente ja schon weg. Es bleiben die üblichen übrig darunter auch die Blockflöte. Flöte sollte es dann aber auch nicht sein, also noch eins weniger. Was ich ehrlich gesagt auch nicht verstehe, wenn jemand schön Blockflöte spielen kann, klingt das auch gut. Wenn man so an die Sache ran geht, gibt es einfach zu viele Dinge die von vorne herein ausgeschlossen werden. Das finde ich nicht gut. Dann sollte man es besser lassen.
Wenn ein Kind Fußball spielt oder ein anderes Hobby hat müssen doch auch Kleidung oder andere Sachen im Laufe der Zeit angeschafft werden. Die kosten auch Geld. Das sieht man nur nicht so sehr, weil die Kosten nicht geballt auf einmal anfallen.
Es gibt bei einigen Musikschulen mittlerweile die Möglichkeit ein Leihinstrument für kleines Geld zu erwerben. Hier kann das Kind dann testen, ob es das Instrument auch wirklich mag. Wenn nicht, hat man nur eine Leihgebühr bezahlt. Diese Variante finde ich eigentlich sehr gut. Das Kind kann dann ausprobieren, welches Instrument am besten passt ohne gleich viel Geld ausgeben zu müssen. Es gibt auch die Möglichkeit gebrauchte Instrumente zu kaufen. Bei Blasinstrumenten ist das natürlich weniger attraktiv aus Hygienegründen, aber es ist machbar.
Ich würde aber erst einmal abwarten, ob das Kind diesen Wunsch überhaupt äußert. Man kann auch nachfragen. Kinder in dem Alter sind zum Glück ehrlich und sagen, wenn sie etwas nicht mögen. Dann kann man schauen wo es Leihinstrumente gibt und einfach mal ausprobieren.
Meine Tochter hat die normale Früherziehung durchlaufen und sich dann ohne Instrumentenkarusell für Klavier entschieden. Instrumentenkarusell geht hier ein Jahr und die Kinder lernen schon ein paar Noten und probieren verschiedene Instrumente jeweils vier Wochen lang aus. Danach entscheiden sie sich für ihr Instrument.
Mein Sohn wollte schon mit zwei Jahren unbedingt Geige spielen und hat sich das immer bei Youtube angeschaut. Mit gerade vier Jahren hat er angefangen und hat jetzt anderthalb Jahre später immer noch sehr viel Spaß daran. Er ist auch schon sehr weit, auch im Vergleich mit älteren Kindern. Wobei seine Lehrerin gesagt hat, dass das nicht die Regel ist. Normalerweise brauchen so Kleine viel länger als Grundschulkinder. Er ist aber ein Naturtalent und hat auch schon bei Veranstaltungen gespielt. Üben tut er aber trotzdem nur die üblichen 10-15 Minuten am Tag.
Beide Kinder haben Einzelunterricht, da Gruppenunterricht meiner Meinung nach wenig Sinn macht. Da geht einfach viel Zeit rum, bis alle fertig sind. Außerdem sind nicht alle Kinder gleich gut und schnell.
Ich finde 6 Jahre ein gutes Alter um anzufangen. Wenn die Kinder früh anfangen besteht natürlich die Gefahr, dass sie später ein anderes Instrument spielen möchten. Dem war ich mir bei der Entscheidung ob mein Sohn mit 4 Jahren Geige lernen darf durchaus bewusst. Ich würde es zwar schade finden wenn er aufhören würde, aber mit vier konnte er nun mal noch nicht einsehen, dass es Jahre dauert ein Instrument wirklich zu lernen. Von daher dürfte er aufhören oder sich für ein anderes Instrument entscheiden. Das Kind zu zwingen bringt sowieso nichts und es ist rausgeschmissenes Geld.
Instrumente spielen fördert die Gehirnentwicklung und das logische Denken, von daher möchte ich meinen Kinder schon die Möglichkeit geben, ein Instrument zu lernen. Aber man sollte immer die Neigungen des Kindes beachten und wenn es dem Kind keinen Spaß macht, ist vielleicht eine Sportart das richtige.
Bei uns war es so, dass man schon im Kindergarten die Musikschule in der Einrichtung hatten und so haben wir dort schon musikalische Grundlagen gelegt. Mit 6 Jahren kann man auf jeden Fall einiges machen, aber man kann auch das Kind fragen, was es machen will. Es ist ja nicht so, dass man alles immer über den Kopf des Kindes entscheiden muss. In dem Alter weiß man schon ein bisschen, was man mag.
Ansonsten finde ich, dass man in eine Musikschule gehen sollte, weil die sich damit sehr gut auskennen und vor allem ist da das Kind nicht alleine und kann durchaus auch noch mal etwas anderes erlernen, wenn es das eine Instrument nicht mag.
Das oben schon erwähnte Instrumenten Karussell finde ich auch fast die sinnvollste Möglichkeit das Kind an eine Entscheidung heran zu führen, wenn die Eltern keine eigenen Erfahrungen haben. Da kann das Kind dann relativ frei entscheiden, was ihm gefällt.
In der ersten Klasse ist der Leistungsdruck für die meisten Kinder noch nicht so hoch. Jeden Tag etwa eine viertel Stunde zu üben, ist auch nicht so viel, wenn man keinen Leistungsdruck aufkommen lässt. Und wenn wirklich mal ein stressiger Tag ist, kann man das Üben ja auch ausfallen lassen.
Instrumente gibt es in verschiedenen Preisklassen. Mittlerweile kann man ja auch schon gut gebrauchte Instrumente kaufen. Beispielsweise über Kleinanzeigen. Aber man sollte auf jeden Fall jemanden mit nehmen, der sich mit dem Instrument auskennt und vor dem Kauf die Qualität einschätzen kann.
Und auch Klavier ist nicht unbedingt ein Problem. Es gibt heute schon recht gute Digitalpianos oder Keyboards, die man gut nutzen kann. Zudem kann man Instrumente auch gebraucht gut verkaufen, wenn sie noch intakt sind. So ist das auch kein Beinbruch, wenn das Kind recht schnell fest stellen sollte, dass es sich falsch entschieden hat.
Ich kann hier nur aus meiner persönlichen Erfahrung sprechen: Mit 4 Jahren hat mich meine Mutter in die musikalische Früherziehung gesteckt, mit 5 begann ich dann, Klavier zu spielen (und zugegebenermaßen hat meine Mutter das ausgewählt). Falls ihr jetzt erwartet, dass ich sage: "Und das habe ich hier bis heute nicht verziehen!" ... falsch gedacht! Ich bin ihr nämlich noch heute dankbar dafür. Dank ihres frühen Einsatzes bin ich jetzt fast 20 Jahre mit diesem Instrument verbunden und es hat mich und meine komplette Jugend sehr stark geprägt.
Ich würde mit niemandem tauschen wollen und habe tatsächlich auch aus meinem Freundeskreis mehrfach mit Bedauern gehört "ich wünschte, meine Eltern hätten mich zur Musikschule geschickt, jetzt habe ich keine Zeit mehr, anzufangen". Ich glaube also, das Alter (ca. 4-8) Jahre ist ideal. Da haben die Kinder noch viel Freizeit, die Schule ist eher spielerisch und sie wachsen wirklich mit dem Instrument auf.
Bei der Wahl des Instrumentes denke ich aber auch, dass es schöner ist, wenn das Kind zum Instrument findet. Bei mir war es Glück, meine Schwester zum Beispiel konnte sich aber mit dem Klavier nie so recht anfreunden.
Diese Instrumentenkaruselle sind ja ein super Angebot und ich glaube, die sollte man durchaus testen. Aber ich denke auch, da sollte man dann versuchen, denselben Lehrer zu bekommen, der das Instrument dort unterrichtet hat. Denn oft knüpfen Kinder ja auch positive Empfindungen an Personen und vielleicht ist die Klarinette gar icht so wichtig, sondern erst einmal die liebe Lehrerin.
Außerdem glaube ich, dass es hilft, viel Musik im Haus zu haben. Man könnte sich zum Beispiel angewöhnen, häufiger mal ein Konzert im Fernsehen laufen zu lassen oder etwas klassische Musik, wo man wirklich hört, welches Instrument wie klingt. Vielleicht sagt der kleine irgendwann selbst "Oh Mama, ich will das auch spielen, was der Mann da spielt."
Also: Aus meiner Sicht auf jeden Fall die richtige Entscheidung ein Kind sehr früh ein Instrument lernen zu lassen, aber am besten ohne Zwang (wenn auch mit etwas Nachdruck, ständig zu sagen "ach nein, du musst nicht zum Unterricht, wenn du nicht wilst", bringt niemandem etwas!) und optimalerweise mit einer Initiative vom Kind, das sich für ein Instrument entscheidet.
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