Wann und warum mutet ihr euch zu viel zu?

vom 23.04.2019, 16:49 Uhr

Es kommt ja durchaus vor, dass man mal stressige oder weniger stressige Phasen im Leben hat, die verschiedene Lebensbereiche betreffen können. Habt ihr schon mal Lebensphasen gehabt, wo ihr euch eurer Ansicht nach zu viel zugemutet habt? Oder kennt ihr eure Grenzen und zieht rechtzeitig die Notbremse? In welchen Situation war das der Fall und wie äußert sich das, wenn euch alles zu viel wird?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Das eigentliche Problem ist doch, dass man das selbst lange gar nicht bemerkt. Erst wenn die Bandscheibe droht oder es in der Brust schmerzt, wird es kritisch für einen. Dabei war es das schon seit längerem so. Dann ist es schon nach Zwölf. Wer noch den Absprung aus dem Hamsterrad bekommt, hat echt Glück.

Aber manchmal muss man im Rad drinnen bleiben, weil andere auf einen angewiesen sind. Als mein Partner im Ausland tätig war, musste ich nun alles allein stemmen. Das was sich vorher zwei Partner teilten, lag nun allein bei einem. Da musste man mindestens acht Stunden am Tag arbeiten oder auch mal zehn, damit man Freitag schon Mittag heimgehen konnte.

Dann hatte man noch unterwegs Besorgungen zu erledigen. Nun musste man das Kind abholen, sich mit ihm beschäftigen, das Haus in Ordnung halten, Essen machen. Das Kind für das Bett fertig machen. Spätestens neun Uhr war man total erledigt. Am Wochenende war dann die totale Action.

Putzen, Waschen, Kochen, Bügeln und mit dem Kind beschäftigen. Da stand ich schon immer 6 Uhr morgens auf, um das alles irgendwie zumutbar zu gestalten. Aber was blieb mir übrig? Eine Notbremse gab es da nicht.

Ich stand es zum Glück durch und erlitt keine gesundheitlichen Schäden. Es war eben nur so, wie ich mal woanders schrieb, dass ich Weihnachten das Bett nicht mehr verlassen konnte. Aber nach 24 Stunden ging es mir dann schon wieder besser.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich denke auch, dass man so etwas oft erst später merkt, dass man sich zu viel zugemutet hat. Mir ist das bisher hauptsächlich bei der Arbeit so gegangen, dass ich mir zu viel zumuten musste, weil Kollegen gegangen sind oder krank waren und die Arbeit natürlich trotzdem gemacht werden musste. Sicher geht das dann nicht immer, aber über eine gewisse Zeit habe ich es dann schon immer ausgehalten, auch wenn ich gespürt habe, dass es eigentlich zu viel war, was ich mir zugemutet habe.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Es gab durchaus schon so Phasen bei mir und da habe ich dann auch geschaut, dass ich den Ausgleich finde. Ich habe es zum Glück gemerkt, denn oft merkt man es einfach nicht und dann geht das jahrelang so weiter und irgendwann crasht man dann. Man sollte schon versuchen sich zu reflektieren und das habe ich mir irgendwann angewöhnt. Man kann Stress aber auch nicht immer verhindern. Einfaches Beispiel, wenn nun die Schule zu ist und man muss Home Office machen, dann ist das stressig und schlecht machbar, das überfordert einen und man muss es dennoch aushalten, weil man keine Alternative hat.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Die Grenzen werden oft vergessen, wenn man gerade am Tun und machen ist, die Tätigkeit sehr gerne macht und keine Ablenkung durch andere Faktoren vorhanden ist. Irgendwo vergisst man dann nicht nur die Zeit, sondern will irgendwo auch das, was man angefangen hat zu Ende bringen. Da kann es vorkommen, dass man eigene Grenzen überschreitet und die Quittung dann kommt (Muskelkater, Zusammenbruch etc.). Gerade wenn man ein Haus gekauft hat und es selbst renoviert, Handwerker einsparen will und das Budget knapp ist, läuft man Gefahr sich zu übernehmen. Gerade dann, wenn auf einmal Mängel auftauchen, welche vorher nicht ersichtlich waren.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich will gar nicht wissen, wie viele Menschen sich tagaus, tagein zu viel "zumuten", weil es schlicht nicht anders geht. Billige Ratschläge, man (meistens frau) solle sich doch mal Zeit für "Me-Time" und "Self Care" nehmen und dass niemandem gedient ist, wenn man auf der Nase liegt, gibt es ja zuhauf. Aber der Alltag spricht für viele nun mal eine andere Sprache.

Man kann ja schlecht beispielsweise das Kind mal nicht vom Kindergarten abholen oder irgendwelche nötigen Termine von Nachhilfe bis Zahnarzt absagen, weil einem "alles zu viel" wird. Oder den Einkauf für den grenzwertig pflegebedürftigen Schwiegervater verschieben, bis es "besser passt". Da sieht es dann einfach schlecht aus mit der "Notbremse", wenn so viel von einem abhängt.

Ich selber habe mich auch in dem Bestreben, als ein guter, nützlicher und stets hilfsbereiter Mensch zu gelten, vor viel zu viele Karren spannen lassen und musste irgendwann auch deutliche Grenzen ziehen. Das Problem liegt allerdings auch in der Sozialisierung und Erziehung. Wenn man von klein auf vermittelt bekommt, dass man nur so viel wert ist, wie man für andere arbeitet und die eigenen Bedürfnisse schon gar nicht mehr wahrnimmt, ist es auch immens stressig, sich aus den eigenen Erwartungen freizustrampeln.

Und dann kommt auch noch die liebe Umwelt: "Wie, du besuchst deinen Vater nur am Wochenende im Pflegeheim?" "Du hast keine Kinder, woher soll bei dir der Stress kommen?" "Stellst du deinem Mann kein warmes Abendessen auf den Tisch?" Da fühlt es sich oft einfacher an, sich bis zur Erschöpfung abzurackern, als sich hinzustellen und zu sagen: Ich gebe nicht immer 120 Prozent, ich stehe nicht um halb fünf zum Joggen auf, und mein Feierabend ist mir heilig.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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