Wann und von wem wurden euch schon die Augen geöffnet?

Manchmal sieht man die Dinge ja nicht so, wie sie sind. Gerade dann, wenn man beispielsweise sehr verliebt in jemanden ist und die rosarote Brille trägt, kann es passieren, dass man den Partner idealisiert und seine Fehler und Macken dadurch nicht sieht oder einfach nicht sehen will. Manchmal kommt die Ernüchterung von allein, sobald die rosarote Brille verblasst ist, aber manchmal werden einem auch die Augen von jemand anderem geöffnet.

Wurden euch schon von jemand anderem die Augen geöffnet und wenn ja, in Bezug auf was war das? Hattet ihr zu diesem Zeitpunkt die rosarote Brille auf, so dass ihr gar nicht realisiert habt, falsch gehandelt zu haben? Habt ihr überhaupt falsch gehandelt?

Ich denke, dass so etwas viele Menschen schon hatten. So ging es mir auch schon mal so, dass ich Menschen positiv wahrgenommen habe und mir dann jemand eine Sache erzählt hat, die meine Sicht der Dinge doch verändert hat. Bei mir gab es da nicht eine große Sache, von der ich hier berichten könnte, aber im Kleinen war es schon mal so, dass mir jemand die Augen geöffnet hat und ich etwas oder jemanden in einem anderen Licht gesehen habe.

Natürlich kommt es im Leben immer wieder zu solchen Sachen. Als junger Mensch sicherlich häufiger, man gewinnt ja selber auch an Erfahrung dazu. Bei mir waren es viele Dinge, wie man etwas sehen kann, wie manche Menschen sind und das man nicht naiv sein sollte. Dazu haben mir dann verschiedene Personen verschiedene Sachen gesagt und daraus konnte ich lernen. Man lernt aber auch sehr viel aus eigenen Erfahrungen. regelmäßig bekommt man ja auch als Erwachsener die Augen über Dokumentationen und Berichte geöffnet.

Selten. Ehrlich gesagt fällt mir spontan kein Fall ein. Ich bin ein unwahrscheinlich sturer Mensch und hasse es zutiefst, wenn sich andere in meine Angelegenheiten mischen und meinen, mir die "Augen öffnen" zu wollen. Ich lande lieber aus eigenem Antrieb auf der Schnauze als mit Hilfe vermeintlich wohlwollender Mitmenschen, die eigentlich auch nur Drama anheizen wollen.

Schon zu Anfang meiner langjährigen Beziehung haben mich beispielsweise Freunde beiseitegenommen und wollten mich "warnen", dass mein neues Schätzelein ja so bettelarm sei und ich genau aufpassen solle, worauf ich mich da einlasse. Nur zu schade, dass ich sowieso nie vorhatte, mich aushalten zu lassen und mir andere Dinge an Menschen wichtiger sind als "der Mann als Versorger".

Oder auch im Studium/Job oder generell bei lebensverändernden Entscheidungen: "Du, das ist doch viel zu teuer/weit weg/zu groß/zu klein/zu neu/zu gebraucht!" Immer wieder wollte mir jemand die Augen öffnen, und dann habe ich doch gemacht, was ich wollte und die Konsequenzen im Guten wie im Schlechten selber getragen.

Ich denke, dass jeder von uns schon einmal in einer Situation war, in der jemand anders uns die Augen geöffnet hat. Bei mir persönlich war das zum Beispiel in einer Arbeitsbeziehung so. Ich hatte damals das Gefühl, dass ich alles richtig mache und dass meine Arbeitsleistung super ist. Aber dann hat mir eine Kollegin einige Dinge gesagt, die mir zuerst sehr unangenehm waren, weil ich meine Fehler nicht sehen wollte. Aber schlussendlich habe ich eingesehen, dass sie recht hatte und ich in einigen Punkten noch Verbesserungspotential hatte.

Ich denke, es ist oft schwierig, die Dinge objektiv zu betrachten, besonders wenn es um uns selbst geht. In solchen Momenten tragen wir oft die rosarote Brille und sehen nur das Positive. Das kann uns manchmal in Schwierigkeiten bringen, wenn wir beispielsweise in einer Beziehung sind und den Partner idealisieren. Dann sehen wir oft nicht seine Fehler und Schwächen und glauben, dass alles perfekt ist.

Ich denke aber auch, dass es wichtig ist, die Augen geöffnet zu bekommen. Denn nur so können wir uns weiterentwickeln und uns verbessern. Wenn wir immer nur im Glauben leben, dass alles super ist und wir nichts falsch machen, werden wir nie lernen und wachsen.

In meinem Fall hat mir die Offenheit meiner Kollegin geholfen, mich zu verbessern und meine Arbeit zu optimieren. Ich denke, es ist wichtig, dass man sich auf solche Feedbacks einlässt und versucht, aus ihnen zu lernen. Ob wir wirklich falsch gehandelt haben, hängt von der jeweiligen Situation ab. Aber auch wenn wir in manchen Punkten nicht richtig lagen, ist das keine Schande. Wir sind alle nur Menschen und machen Fehler. Wichtig ist, dass wir daraus lernen und uns weiterentwickeln.