Wann tun euch andere Menschen nicht gut?

Meine Mutter hat innerhalb der letzten Jahre zu vielen Leuten den Kontakt abgebrochen, wobei es sich teilweise um Freunde, teilweise um Verwandte handelte. Bei einigen meinte sie, dass sie ihr nicht gut tun würden und dass sie deshalb nichts mehr mit ihnen zu tun haben will. Teilweise lag es auch daran, dass diese Personen viel jammerten und viel über irgendwelche Krankheiten und Lappalien erzählten und sich dauernd darüber beschwerten.

Meine Mutter meinte, dass es ihr nicht gut tun würde, ständig von den Sorgen anderer zu hören und dass es ihr dann selbst nicht gut geht. Das hat mich zum Nachdenken gebracht, da ich diesbezüglich noch nicht gesagt habe, dass mir jemand nicht gut tut. Klar kann es irgendwann nerven, aber deshalb habe ich noch nicht gesagt, dass mir jemand nicht gut tut.

Wann tun euch andere Menschen nicht gut? Ist es nur so, wenn sie aktiv dazu führen, dass ihr euch nicht gut fühlt oder kann es auch passiv sein, wenn sie euch eigentlich nichts Böses wollen? Tun euch andere Menschen auch nicht gut, wenn sie euch zu sehr mit runter ziehen?

Ich glaube, dass es verschiedene Menschentypen gibt, die einem nicht gut tun: Zum einen sind da Bekannte, die eher nur neidisch und schadenfroh sind, sich aber nicht über positive Dinge freuen können. Zum anderen sind da die Pessimisten, welche ständig alles schlecht reden, negativ sehen und vielleicht nichts außer zynischen und sarkastischen Kommentaren übrig haben. Deren Gesellschaft kann anstrengend und kräftezehrend sein.

Bei mir kommt es immer auf die Lebenssituation drauf an. Als ich 14/15 Jahr alt war, und in der Pubertät, war ich mit mir selber nicht zufrieden und habe mich durch familiäre Geschehnisse nicht beachtet gefühlt und das habe ich auf meine Freundschaften übertragen. Das war mir aber zu dem Zeitpunkt nicht bewusst, habe falsche Freundschaften gemacht und wurde zu einer Person die ich jetzt so nicht vertreten kann.

Aber jetzt bin ich älter und weiß besser mit solchen Sachen umzugehen und denke dass ich sich einige Freundschaften auch nicht mehr bezahlt machen und bin auch gerade deswegen dabei, diese aufzulösen.

Mich stressen andere Menschen generell, was aber oft genug gar nicht ihre Schuld ist, sondern eher in meinem Charakter begründet liegt. Außer Familie und einigen sehr engen Freunden sind die meisten meiner Sozialkontakte mehr oder weniger erzwungen.

Manchmal spüre ich schon, wie die physische Anwesenheit mancher Leute meinen Blutdruck ansteigen lässt, weil ich beispielsweise weiß: Die Kollegin erträgt kein Schweigen und fängt jeden Moment wieder an, von ihren Enkeln zu erzählen. Oder von ihrem Fahrrad. Und da geht es auch schon los... "Ja, Frau M, ich finde es auch toll, dass man im Frühling/Sommer/Herbst schon/noch so toll Radfahren kann!"

Ich würde also, wenn ich so darüber nachdenke, eher sagen, dass mir Menschen von wenigen Ausnahmen abgesehen generell nicht gut tun, solange sie mich nicht in Ruhe lassen. Entweder sie nerven oder sie sind neutral, etwa wie die Wandgestaltung. Natürlich habe ich auch angenehme Sozialkontakte mit Fremden oder Bekannten, aber die dauern selten länger als 10 Minuten. Daher weiß ich nicht, ob sie überhaupt zählen.

Ich muss sagen, dass es auch bei mir durchaus Menschen gab, die mir nicht gutgetan haben und bei denen ich dann ehrlich gesagt auch froh war, dass der Kontakt nicht länger von mir fortgeführt wurde. Das war dann auch der Fall, wenn ich ständig vollgejammert wurde, aber auch dann, wenn ich gemerkt habe, dass ich ausgenutzt wurde, habe ich schnell gemerkt, dass mir diese Menschen nicht gut taten und den Kontakt abgebrochen.

Teilweise hat mir meine eigene Mutter als Sozialkontakt nicht gut getan. Sie hat dafür gesorgt, dass ich mich klein gefühlt habe, minderwertig und das tut natürlich keinem gut. Nachdem ich da aber immer wieder Pausen entstehen lassen habe, ging das dann auch wieder. Mir tun Menschen nicht gut, denen gegenüber ich mich öffne und die das dann gegen mich nutzen, aber das kam schon viele Jahre nicht mehr vor.

Mir tun andere Menschen dann nicht gut, wenn ich merke, dass ich mich nicht frei entfalten kann. Ich habe kein Problem damit, mir die Sorgen meiner Mitmenschen anzuhören, sie zu beraten und für sie da zu sein, wenn Hilfe gebraucht wird. Aber ich möchte mich unabhängig und selbstständig entfalten können. Also sobald es in die Richtung geht, dass mir jemand seine Meinung und seinen Willen aufdrängen möchte und ich mich anders kleiden und verhalten soll und man mir sogar den Mund verbieten möchte und ich nur wie ein Wackeldackel dastehen soll ist es vorbei und ich gehe. Ich lasse mich nicht einschränken, für niemanden.