Wann sinnvoll bei Ängsten und Nervosität Medikamente nehmen?
Eine Bekannte leidet unter ständiger Nervosität und auch bestimmten Ängsten. Sie ist deswegen auch in Behandlung und hat auch schon eine Therapie gemacht. Allerdings war diese wohl nicht besonders erfolgreich und sie hat immer wieder Momente, in denen die Ängste und auch die Unruhezustände zunehmen.
Nun war sie deswegen auch beim Arzt und sowohl der Arzt als auch der Neurologe möchten nicht von pflanzlichen Medikamenten abweichen. Bisher hat sie nur so etwas wie Johanniskraut, Lavendel und Baldrian bekommen. Allerdings hat sie wohl das Gefühl, dass dies nichts mehr bringt und es ihr immer schlechter geht. Dennoch möchte man ihr bisher nichts anderes verschreiben.
Worin besteht die Gefahr, wenn man von pflanzlichen Medikamenten abweicht? Sind Psychopharmaka und Antidepressiva und ähnliches meistens zu gefährlich? Rutscht man da vielleicht schnell in eine Abhängigkeit? Oder kommt es auch darauf an, wie Alt der Patient ist?
Nelchen hat geschrieben:Eine Bekannte leidet unter ständiger Nervosität und auch bestimmten Ängsten. Sie ist deswegen auch in Behandlung und hat auch schon eine Therapie gemacht. Allerdings war diese wohl nicht besonders erfolgreich und sie hat immer wieder Momente, in denen die Ängste und auch die Unruhezustände zunehmen.
Eine frühere Freundin von mir leidet auch an Ängsten und Panikattacken, wobei sie behauptet, dass Therapien da nichts bringen würden. Sie pumpt sich auch lieber mit Medikamenten voll und meint, nur weil diese pflanzlich sind, würde das schon nicht abhängig machen. Komischerweise wundert sie sich dann hinterher immer, dass die Medikamente überhaupt nicht wirken, wenn sie besonders panisch ist. Sie hat es sogar selbst zugegeben, dass sie das Gefühl hat, dass diese Tabletten alle nichts bringen und das sehe ich dann schon kritisch.
Meiner Meinung nach kann eine Behandlung und Therapie nur dann wirklich wirken, wenn man dazu bereit ist, sich darauf einzulassen. Wenn man von vorne herein alles abblockt und der Meinung ist, es wäre alles in Ordnung mit einem, dann kann das natürlich nicht funktionieren. So war das auch bei meiner früheren Freundin. Sie hatte massive Probleme, unter anderem in der Beziehung und hat immer alles verdrängt. In vielen, endlosen Gesprächen kam immer wieder heraus, dass sie zwar verschiedene Dinge massiv belasten, aber sie hat selbst zugegeben, dass sie das lieber verdrängen möchte, statt sich damit auseinander zu setzen. Ich denke, dass sie einfach Angst hatte, dass die negativen Gefühle nie aufhören, wenn sie sie bewusst zulassen würde (um sie zu analysieren, zu verarbeiten und damit loszuwerden).
Von meiner Cousine weiß ich, dass Therapien sehr wohl etwas bringen können, wenn man sich eben darauf einlässt und sich öffnet. Ich denke zum Beispiel, dass Homöopathie grundsätzlich Blödsinn ist und nichts bringen wird und da ich mich bewusst nicht darauf einlassen möchte, wird der Placebo-Effekt bei mir auch nicht eintreten, wenn man mir Globuli verabreichen sollte. Meine Cousine hatte schlimme Depressionen, Angstzustände, Sozialphobien. Sie wurde panisch allein schon bei dem Gedanken, aus dem Haus zu gehen und möglicherweise andere Menschen zu treffen.
Allein der Gang zum Neurologen fiel ihr schwer, aber da wurde sie nur mit Medikamenten vollgepumpt, die alle nichts gebracht haben. Sie hat nicht nur Antidepressiva bekommen, sondern Psychopharmaka gegen Panikattacken und es hat alles nichts gebracht. Es ging ihr erst viel besser, als sie sich selbst analysierte und bewusst mit ihren Ängsten und Gefühlen auseinander gesetzt hat. So hat sie dann die Ursache lokalisieren können und gezielt daran arbeiten können und seitdem geht es ihr besser denn je. Was anderes macht ein Therapeut ja auch nicht, er zwingt einen, sich mit sich selbst auseinander zu setzen und kaschiert das Problem nicht mit Drogen, pardon "Medikamenten".
Ich finde es ehrlich gesagt ziemlich feige, wenn man einfach zu Medikamenten greift, damit es einem vermeintlich besser geht. Das spricht in meinen Augen nur dafür, dass man das Problem nicht sehen, sondern nur übertünchen will wie eben Make-Up eine Haut makellos erscheinen lässt. Das löst aber das Problem nicht, es wird nur kaschiert. Außerdem ist so natürlich die Gefahr der Abhängigkeit und Sucht gegeben, wenn Medikamente schnell nicht mehr wirken und man dann immer stärkere Substanzen haben will.
Therapien sind leider nicht immer hilfreich. Ich selber habe eine zweijährige Verhaltenstherapie hinter mir und zähle zu den 20 Prozent, bei denen sie nicht angeschlagen hat. Und das, obwohl ich die Therapie unbedingt wollte und sie auch selbst angeleiert habe.
Trotzdem weiß ich, dass mir kein Hausarzt oder Neurologe Medikamente für meinen Fall verschreiben würde. Wahrscheinlich ist mein Fall nicht ernst genug. Die Abhängigkeitsgefahr bei solchen Pillen ist einfach sehr hoch. Eine Freundin hatte mal ein traumatisches Erlebnis, war in psychiatrischer Behandlung und bekam auch Lorazepam. Ab und zu bekam sie nämlich wie aus dem Nichts heftige Panikattacken. Trotzdem weigerte die Ärztin sich nach der einen Packung weitere Packungen zu verschreiben, um keine Abhängigkeit zu riskieren.
Von pflanzlichen Sachen halte ich aber rein gar nichts. Baldrian, Johanniskraut und der ganze Quatsch haben mir überhaupt nicht geholfen. Höchstens bin ich ein wenig müde geworden. Wenn es deiner Freundin also wirklich sehr schlecht geht, kann ich die Haltung der Ärzte nicht ganz nachvollziehen.
Es kommt durchaus auch darauf an woher die Angst kommt bzw. in welchen Situationen Sie Angst hat. Gerade bei diffusen Ängsten bzw. nervösen Zuständen kann ein autogenes Training oder Affirmationen wirklich gut helfen. Es mag Anfangs ein wenig esoterisch Wirken und ich habe lange Zeit nichts davon gehalten, aber gerade mit Affirmationen haben viele meiner Bekannten schon sehr gute Erfahrungen gemacht. Es hilft einen Abzulenken was oftmals automatisch die Atmung wieder reguliert. Und atmet man erst einmal ruhig geht oftmals auch die Nervosität und die Unruhe weg weil der Körper von Stress in Ruhe schaltet.
Bei allgemeiner Unruhe helfen sicher auch pflanzliche Stoffe wie Baldrian oder Lavendel. Bei richtigen Angstzuständen oder Panikattacken helfen diese Stoffe aber meiner Meinung nach nicht. Sie sollen den Körper in einen Ruhezustand versetzen wenn man Angespannt oder Aufgeregt ist. Bei einer richtigen Panikattacke helfen diese Mittel allerdings einfach nicht schnell genug.
Zu Medikamenten würde ich allerdings auch ungern greifen. Die machen einfach wahnsinnig Abhängig und machen auf lange Sicht mehr kaputt als das Sie nutzen. Von den vielen Nebenwirkungen ganz zu schweigen. Deine Bekannte sollte sich selbst eine Strategie entwickeln, vielleicht mit Hilfe eines Psychologen, wie Sie sich selbst während einer Panikattacke wieder beruhigen kann. Oft genug in der Theorie geübt lässt sich so eine Strategie auch im „Ernstfall“ anwenden.
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