Wann Personen lieber mit Nachnamen ansprechen?

vom 30.07.2016, 19:47 Uhr

Ein Bekannter von mir stammt aus Südkorea und er ist nach Deutschland gekommen um seine Dissertation zu schreiben. Leider hat er einen extrem komplizierten Vornamen, den sich keiner merken kann und den ständig alle falsch aussprechen. Er ist deswegen dazu übergegangen, dass er immer seinen Nachnamen nennt, wenn er sich neuen Leuten vorstellt. Sein Nachname ist nämlich viel viel kürzer und viel leichter zu merken und er hat eben festgestellt, dass die Deutschen da viel weniger Probleme haben, sich den Namen wirklich zu merken und den korrekt auszusprechen.

Wann sprecht ihr Personen lieber mit Nachnamen an? Damit meine ich nicht dieses förmliche Herr X und Frau Y, sondern wirklich informell. Dass das bei Behörden und Fremden so geläufig ist, ist klar, aber das soll jetzt nicht zur Debatte stehen. Sprecht ihr bekannte Ausländer auch lieber mit Nachnamen an, wenn diese leichter zu merken sind als die Vornamen? Oder würdet ihr trotzdem versuchen euch den komplizierten Vornamen einzuprägen?

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Was meinst du damit, dass es bei Behörden und Fremden so geläufig ist? Dort spreche ich doch auch nicht nur "Maier" sondern sage "Herr Maier". Was du meinst ist die läppische Anrede nur mit dem Nachnamen ohne einen Titel oder eine nähere Bezeichnung davor.

Wieso sollte das nur für Ausländer gelten deiner Meinung nach? Es gibt auch Deutsche mit komplizierten Vornamen, denn diese kann man auch aus dem Internationalen Gebrauch hier eintragen lassen. Und wenn Chantal-Pocahontas-Barbie-Moon--Nordwest-Rose zu komplex ist und der Nachname einfach nur Maier lautet, dann würde wohl jeder nur Maier brüllen oder ebene das ganze abkürzen vom Vornamen. Würde das nur für Ausländer gelten, dann wäre es ebenfalls wieder eine Diskriminierung.

Auf der Arbeit ist es Standard nur mit dem Nachnamen angesprochen zu werden, denn dieser steht sichtbar an der Uniform dran. Ebenfalls der Dienstgrad. Man kann sich also schon geschätzt fühlen, wenn man nicht nur nach dem Oberstabsgefreiten ruft oder dem Nachnamen Maier, sondern den Oberstabsgefreiten Maier. Gerade auf der gleichen Dienstgradebene oder darunter hat sich nur der Nachname eingebürgert, auch wenn man den Vornamen des anderen kennen sollte. Egal ob dieser nun komplizierter ist als der Vorname, wenn nicht dann wird einfach nur der Dienstgrad benutzt.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Personen, die ich duze spreche ich grundsätzlich nicht mit dem Nachnamen an. Ansonsten verwende ich bei mir fremden Personen oder anglich über mir stehenden Personen immer noch das Herr und Frau vor dem Nachnamen mit. Ich denke, dass man mit einer Person, die man duzt schon eine Lösung findet, was den Vornamen angeht und wenn man dann einen Spitznamen mit der Person ausmacht. Das geht doch alles.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Damit ich das richtig verstehe: Man würde also einen Herrn Meier oder eine Frau Schmidt in informellem Kontext nur als "Meier" oder "Schmidt" anreden? Da, wo ich herkomme, wäre dieses Gebaren extrem befremdlich und unhöflich. Ich kenne es nur aus älteren Filmen, wenn der Chef Zigarre paffend zum Angestellten sagt: "Meier, kommen Sie mal in mein Büro!", oder aus Schulzeiten, als wir unter einander Lehrer nur mit dem Nachnahmen benannt , also von "dem Appelt" und "der Schneider" gesprochen haben. Aber im direkten Gespräch haben wir natürlich "Frau Schneider" gesagt, man hat ja schließlich eine gute Kinderstube.

Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass man Ausländern die gleiche Höflichkeit entgegenbringen sollte wie Nicht-Ausländern. Das wäre sonst schlicht Diskriminierung. Ich wäre ja auch nicht gerade angetan, wenn ein ausländischer Arbeitskollege sagen würde: "Franziska? Das kann ja keine Sau aussprechen! Ich nenne dich einfach Schmidt, ok?"

Und bei etwas komplizierteren Vornamen muss man sich eben ein ganz klein bisschen anstrengen oder darauf hoffen, dass sich der Namensträger erbarmt und eine Kurzform oder einen Spitznamen vorschlägt, was ich auch schon erlebt habe. Aber ich würde nie einen Menschen um meiner Bequemlichkeit willen einfach "umbenennen" oder ihn oder sie auf eine Art ansprechen, die weder den Gepflogenheiten hierzulande noch in seinem potenziellen Heimatland entsprechen. Jeder möchte schließlich mit seinem Namen angesprochen werden.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Nein, nein, Gerbera, gemeint ist das sogenannte Münchener Du, das auch gerne als Kassiererinnen Du bezeichnet wird. Müller, komm mal zum Chef. Oder auch: Schneider hilf mal dem Meier. Das ist in manchen Regionen gar nicht unüblich. :D

Das Gegenstück dazu ist das Hamburger Sie, das eigentlich jeder kennt. Da nutzt man den Vornamen, aber es wird gesiezt. Stefan, übernehmen sie bitte Kasse 3! Dann gibt es noch das Berliner Er, das gerne auch im Krankenschwester-Plural verwendet wird. Ist er auch schon da? Natürlich als direkte Anrede des Betroffenen. Oder eben die Schwester: Wie geht es uns denn heute? Wollen wir uns waschen?

» cooper75 » Beiträge: 13430 » Talkpoints: 519,61 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^