Wann macht jemand eurer Meinung nach nichts aus sich?

Der Begriff "nichts aus sich machen" wird ja gerne als Kritik verwendet. Ich höre immer mal wieder von anderen, wie sie über bestimmte Personen herziehen und meinen, dass diese nichts aus sich machen würden. Meistens ist das dann auf die Optik bezogen. Ich habe diese Kritik auch schon gehört, wenn manche Frauen sich einfach nicht geschminkt haben, weil sie nicht der Typ dafür waren oder sind.

Wann macht jemand eurer Meinung nach nichts aus sich? Ist das für euch dann der Fall, wenn jemand quasi einfach nicht das Maximum aus seiner Optik herausholt, indem er sich schminkt, regelmäßig zum Friseur geht und generell immer top gestylt ist oder macht ihr das an etwas anderem fest?

Wenn sich jemand nur hängen lässt, auf dem Sofa vergammelt, sich keine Arbeit sucht und vor sich hin stinkt, dann macht er nichts aus sich. Schminke auftragen finde ich dabei nicht wichtig, sondern regelmäßige Körperhygiene und einfach sein Leben im Griff haben. Ich meine man muss ja auch etwas machen, was einem Spaß macht und dabei sollte man dennoch nicht aufhören sich zu pflegen. Ich finde es aber wahnsinnig schlimm, wenn Menschen davon reden man würde nichts aus sich machen, weil man sich nicht schminkt oder sonst irgendwelche Sachen anzieht. Jeder sollte so aussehen dürfen wie er mag.

So ein Urteil maße ich mir über meine Mitmenschen nicht an. Ich habe genug und Besseres zu tun, als auf andere Leute herabzuschauen, nur weil sie nicht meinen Vorstellungen davon entsprechen, wie man auszusehen oder ganz allgemein zu leben hat. Ich habe meine Fehler, aber so arrogant bin ich dann doch nicht.

Und selbst bei den anscheinend offensichtlichen Fällen, wenn jemand nicht mehr duscht und das Haus nicht verlässt - schon mal von psychischen Erkrankungen oder Behinderungen gehört? Natürlich gibt es auch Leute, die einfach faul sind, aber wieso sollte ich die verachten? Und so ein Quadratarschloch bin ich nicht, dass ich pauschal davon ausgehe, dass jeder, der im Alltag Probleme hat, von der Körperhygiene über den Schlafrhythmus bis zur Ernährung, einfach nur dumm und bequem ist. Ich bin mir sicher, dass viele Leute gerne "etwas aus sich machen" würden, aber eben von chronischen Krankheiten gebeutelt nicht die gute Figur in der Öffentlichkeit machen, die andere von ihnen erwarten.

Ich muss zudem auch sagen, dass ich von den gängigen gesellschaftlichen Idealen, was Erfolg und Ansehen angeht, ebenfalls nicht sonderlich viel halte. Nicht jeder ist der Meinung, man habe nur dann etwas aus sich "gemacht", wenn man möglichst jedes Klischee erfüllt und sich bis zum Herzinfarkt für den Kapitalismus aufarbeitet oder als Frau einen Typen an Land zieht und lästige Kinder in die Welt setzt.

Wie definierst du "Maximum"? Und ist das nicht eh alles reine Geschmackssache? Meine Nägel sind aktuell ordentlich manikürt und poliert und wie üblich nicht besonders lang. Habe ich jetzt etwas aus meinen Nägeln gemacht? Oder braucht es dafür zwangsläufig Nagellack? Muss ich mir vielleicht sogar lange Plastikkrallen ankleben lassen und Bildchen aufmalen lassen um die maximale Punktzahl zu erreichen?

Der Begriff selber stört mich auch irgendwie und das ist vielleicht der Grund, warum ich ihn selber noch nie benutzt habe. Wenn ich etwas "aus mir mache" bedeutet das doch, dass das, was ich bin, irgendwie fehlerhaft oder nicht gut genug ist. Mich nervt es auch immer wenn ich mal eine Frauenzeitschrift aufschlage und dann geht es bei der Mode nur um "Problemzonen" und "kaschieren" und es entsteht der Eindruck, dass eigentlich jede Frau eine einzige Problemzone sei, egal wie sie aussieht.

Es gab schon Situationen, in denen ich es Schade fand, dass jemand nicht das Bestmögliche aus seinem oder ihrem Leben gemacht hat, aber da ging es nicht um den neusten Haarschnitt oder die Lippenstiftfarbe, die zur Designerhandtasche passt. Da ging es zum Beispiel um eine Person, deren Lebensqualität sich deutlich verbessern könnte wenn sie mehr auf ihre Gesundheit achten würde.