Wann Kind über Krankheit der Eltern informieren?
Bei A wurde ein Gehirntumor festgestellt, was sie ihrem 8-jährigen Sohn aber konsequent verschweigen möchte. Sie lehnt Chemos ab und meint, dass das ihre Lebensqualität vermindern würde und sie zwar länger, aber qualitativ minderwertiger leben würde, was sie aber nicht möchte.
A´s Freunde rieten ihr dazu, ihrem Sohn zu sagen, dass sie krank ist und möglicherweise daran sterben wird, aber sie möchte ihn so lange seine unbeschwerte Kindheit genießen lassen wie es nur möglich ist und möchte ihn daher nicht mit derartigen ernsten Themen konfrontieren.
Sie lässt sich dann zwar operieren und es geht ihr anfangs auch besser, aber dann stellt sich heraus, dass sich Metastasen gebildet haben, sodass sie letztendlich doch stirbt. Ihr Sohn hat viel zu spät - quasi erst auf dem Totenbett - davon erfahren und ist entsprechend sauer, da er so die Zeit mit seiner Mutter viel mehr bewusst genossen hätte.
Wann hättet ihr eurem Kind gesagt, dass ihr möglicherweise unheilbar krank seid und auch daran sterben könntet? Gibt es dafür überhaupt einen richtigen Zeitpunkt? Wäre es vielleicht sogar ratsam, mit dem Kind zu einer Art psychologischen Betreuung zu gehen, damit das Kind derartige Hiobsbotschaften besser verarbeiten kann?
Ich finde das Verschweigen total falsch. Es entspricht nun mal der Wahrheit, dass die Mutter einen Gehirntumor hat. Damit muss sich jeder, der sie liebt, auf seine Weise auseinandersetzen. Die Möglichkeit dazu nimmt man dem Kind einfach weg, wenn man es verschweigt.
Man kann es zwar nachvollziehen, warum eine Mutter so handelt und sich wünscht, dass das Kind eine schöne Kindheit hat. Aber meiner Meinung nach ist das viel zu kurz gedacht. Denn diese Kindheit ist eine Lüge. Es kann doch nur darauf hinauslaufen, dass das Kind sich schlecht fühlt. Es wird sich für jedes böse Wort hassen. Dafür, dass es nicht selbst etwas gemerkt hat. Dafür, dass es nicht für die Mutter da sein konnte.
Der richtige Zeitpunkt ist natürlich schwierig. Ich finde, man sollte den ersten Schock erst mal selbst verarbeiten, alle Behandlungsmöglichkeiten durchdenken und eine Entscheidung treffen, was medizinisch passieren soll. Sobald man etwas ruhiger geworden ist, sollte man dann mit dem Kind reden und kann dann auch hoffentlich die meisten Fragen beantworten.
Ich habe es bei zwei kleinen Mädchen erlebt, dass die Mutter jahrelang krank war, Chemotherapie gemacht hat mit allem Drum und Dran. Natürlich war das nicht immer leicht, aber sie haben das als Familie gemeinsam erlebt. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass die beiden je gesagt hätte, sie hätten viel lieber eine normale Kindheit. Natürlich wollten sie eine gesunde Mutter. Aber es war so wie es nun mal war.
Ich kann mich Bienenkönigin nur anschließen. Lügen und Verschweigen funktioniert bei wirklich wichtigen Themen sowieso nie und macht eine sowieso schon grauenhafte Situation für alle Beteiligten sowieso nur schlimmer. Kinder sind ja nicht blöd und können gerade bei Leuten, die sie ihr ganzes Leben lang geliebt und zum Vorbild genommen haben, sehr genau wahrnehmen, ob man sie anlügt oder nicht.
Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass so die letzte gemeinsame Zeit, die man auch sinnvoll nutzen und gemeinsam an Erinnerungen und quasi einem Vermächtnis bauen, welches die Kinder ihr ganzes Leben lang begleitet, durch krampfhaftes Vorspielen einer heilen Welt vergeudet wird.
Natürlich ist es schwer und schmerzhaft, sich mit derlei Themen hautnah auseinander setzen zu müssen, aber Lügen und Vorspiegeln kosten auch unendlich viel Energie und machen im Endeffekt den Abschied nur schmerzhafter. Außerdem verlaufen derartige Krankheiten auch nur sehr selten in einer Weise, die den Patienten und ihren Angehörigen quasi bis kurz vor dem Ende ein "unbeschwertes Familienleben" ermöglicht.
Das heißt zwar in meinen Augen noch lange nicht, dass man Kindern wirklich jedes Detail der Diagnosen, Behandlungen und Prognosen zumuten muss und vor allem nicht jede Hoffnung und Zuversicht im Keim ersticken sollte. Es kann aber wohl eher hilfreich sein zu vermitteln, dass wirklich alles Sinnvolle getan wird, um die Krankheit zu behandeln.
Ich meine man muss sich nur mal vorstellen, wie dieser kleine Mann gelitten haben muss, wenn er der Mama mal etwas Schlechtes gesagt hat. Man macht sich doch da unendliche Vorwürfe und wenn man davon weiß, dann kann man ganz anders damit umgehen, die Mama auch noch mal genießen. Man weiß es eben und kann dann darauf reagieren.
Ich würde es meinem Kind ehrlich gesagt sofort sagen. Es ist einfach nur fair und letztendlich leidet man ja auch und das kann das Kind ruhig in abgeschwächter Form auch merken. Man muss noch mal zusammen die Zeit genießen. Die Kindheit ist dann eh erschüttert, nur das man es eben nicht mehr mitbekommt. Ich würde immer dafür sein ehrlich zum Kind zu sein.
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