Wann ist Eifersucht eurer Meinung nach berechtigt?

Zu viel Eifersucht kann Beziehungen nicht nur schaden, sondern sie auch zerstören. Wenn ein Partner krankhaft eifersüchtig ist, dem anderen nicht vertrauen kann oder will, ständig zur Kontrolle neigt und misstrauisch ist, ist das auf Dauer sehr belastend für alle Beteiligten und letztendlich auch für die Beziehung.

Manche behaupten von sich ja, in keiner Weise eifersüchtig zu sein. Allerdings finde ich schon, dass Eifersucht in manchen Fällen durchaus berechtigt ist - natürlich nicht bei jeder Kleinigkeit, wobei es aber schon solche Situationen gibt. Wann ist Eifersucht eurer Meinung nach berechtigt in einer Beziehung?

Meiner Ansicht nach hat Eifersucht in einer Beziehung gar nichts verloren. Denn das bedeutet für mich, dass man an sich und dem Partner zweifelt und sich möglicherweise auch durch dritte Personen bedroht fühlt. Daher gibt es für mich keine Situation, in der Eifersucht - und selbst wenn es nur homöopathische Dosen von Eifersucht sind - angebracht oder berechtigt wäre. In einer gesunden und intakten Beziehung hat Eifersucht meiner Ansicht nach gar nichts verloren.

Eifersucht ist das Gefühl, das entsteht, wenn man befürchtet etwas zu verlieren, was einem sehr wichtig ist (nicht nur in Bezug auf eine Partnerschaft). Das ist ein ganz natürliches Gefühl (wir reden hier nicht von krankhafter Eifersucht!). Wenn jemand behauptet

Daher gibt es für mich keine Situation, in der Eifersucht - und selbst wenn es nur homöopathische Dosen von Eifersucht sind - angebracht oder berechtigt wäre.

liegt die Vermutung nahe, dass er/sie ein bisschen zu sehr von sich überzeugt ist ('ich bin so toll, dass sich mein Partner niemals von mir ab- und einer anderen Person zuwenden würde') oder ihm der Partner nicht mehr so wichtig ist, wie es in einer Beziehung sein sollte. In beiden Fällen wäre die Beziehung nicht nur nach meinem Verständnis in 'Schieflage'.

Ich finde es positiv in einer Beziehung, wenn es jemandem z.B. nicht behagt, wenn der Partner in der Disco sich all zu sehr mit jemandem auf der Tanzfläche amüsiert. Sicher, ein, zwei Tänze ist normal, aber irgendwann sollte man schon zu seinem Partner gehen und ihn unverkniffen um den nächsten Tanz bitten. Damit zeigt man dem Partner auch, dass er einem wichtig ist.

Warum sollte einem der Partner nicht mehr genug bedeuten, nur weil man nicht eifersüchtig ist? Ich finde Eifersucht auch extrem kontraproduktiv. Ich vertraue meinen Partner, das hat nichts damit zu tun, dass ich mich so toll finden würde, dass es sozusagen keine Konkurrenz gibt. Die gibt es ganz sicher, nur halte ich meinen Partner für loyal und integer genug, dass ich mir keine Sorgen machen muss.

Und sollte die Eifersucht berechtigt sein, dann nützt sie auch nichts. Denn die löst kein Problem und belastet nur. Gibt es Gründe, eifersüchtig zu sein, muss man seine Konsequenzen ziehen. Dann hat sich das Thema auch erledigt. Warum sollte ich da sitzen und leiden und in die Tischkante beißen, wenn der Partner eben nicht mehr loyal ist?

Es ist irgendwie schwierig, das zu beurteilen. Für viele ist Eifersucht ein Zeichen von nicht vertrauen und für mich ist es eine Charaktereigenschaft, die viel vielleicht auch mit Angst zu verlieren sowie ein mangelndes Selbstwertgefühl zu tun haben kann. Gleichermaßen kenne ich nicht eine einzige Person und ich habe sehr viele Menschen kennengelernt, die nicht eifersüchtig sind.

Eifersucht ist auch in meinen Augen nicht gleich Eifersucht. Einfach mal Angst haben jemanden zu verlieren, verstehe ich. Ich kapiere auch, wenn mein Kumpel immer auf mich aufpasst mit der Begründung, ich kenne Männer. So ähnlich sagt mein Freund das manchmal auch, aber er bevormundet mich nicht, verbietet mir nichts, zieht keine Szene ab oder sowas. Das sind für mich Unterschiede.

Für mich ist also Eifersucht sogar ein Zeichen, dass man Angst hat jemanden zu verlieren, wenn es normale Eifersucht ist. Damit meine ich nicht, dass man mein Smartphone ständig kontrolliert, mein Laptop, mich anmacht, wo ich war, mir hinterher spioniert usw. Ich kenne es aber auch nicht anders und wenn ich sage, ich kenne niemanden, der nicht eifersüchtig ist, meine ich das so.

Für viele ist Eifersucht ein Zeichen von nicht vertrauen und für mich ist es eine Charaktereigenschaft, die viel vielleicht auch mit Angst zu verlieren sowie ein mangelndes Selbstwertgefühl zu tun haben kann.

Da mag was dran sein, aber meiner Ansicht nach würde sich diese Unsicherheit in einer intakten, stabilen und gesunden Beziehung in Sicherheit umwandeln. Also kann nach meiner Auffassung in der Beziehung etwas nicht stimmen, wenn man dann immer noch so unsicher ist und befürchtet, den Partner wegen einer anderen Person zu verlieren. Ich kenne einige Menschen, die wirklich absolut gar nicht eifersüchtig sind, auch wenn das wenige sind.

Da mag was dran sein, aber meiner Ansicht nach würde sich diese Unsicherheit in einer intakten, stabilen und gesunden Beziehung in Sicherheit umwandeln.

Das ist ein Trugschluss. Es gibt genug Menschen, die so verinnerlicht haben, dass sie immer unzureichend und immer nicht gut genug sind, dass das nie von einer Partnerschaft aufgefangen werden kann. Da hilft maximal eine Therapie, wenn überhaupt. Der Partner kann nichts tun, um das Denken des anderen zu ändern. Das muss der Betroffene selber schaffen, um überhaupt eine stabile Beziehung führen zu können.

Nimm einen meiner Ex. Hat er eine Partnerin, die er wirklich begehrt, bezieht er alles auf sich. Ist sie gestresst von der Arbeit oder hat nur Kopfschmerzen, denkt er sofort, dass er nicht mehr geliebt wird und seine Unzulänglichkeiten Schule sind. Wird sie von einem anderen angesprochen und gibt sofort einen Korb, bricht er einen Streit vom Zaun, weil sie angeblich einen neuen Partner oder eine Affäre zum Ausgleich seiner Schwächen sucht.

Hat er eine Partnerin, die er als nicht gut genug empfindet, hat die zwar keinen Stress mit ihm, dafür ist er ständig auf der Suche nach Ersatz. Fremd geht er immer, weil er die Bestätigung braucht. Entweder muss er sich beweisen, dass er Besseres bekommt. Oder er muss sicher wissen, dass er andere haben kann, wenn seine Traumfrau ihn verlässt, was in seiner Gedankenwelt bald der Fall sein wird.

Wenn jemand sozusagen immer in der Gefühlswelt von "Alles aus Liebe" von den Toten Hosen existiert und die Panik selbst dann da ist, wenn er mit seinem Partner allein ist, dann hat der Partner verloren. Er kann tun, was er möchte, es wird den anderen niemals beruhigen. Denn die Erwartungshaltung, dass der andere merkt, wie minderwertig man selbst ist, lässt niemals nach.

Eifersucht ergibt nur dann Sinn, wenn man dem Partner nicht trauen kann. Leider gibt es natürlich auch genügend Eifersucht ohne Berechtigung, wie schon angesprochen, wenn man schlecht Erfahrung gemacht oder geringes Selbstwertgefühl hat. Mich hat vor einigen Jahren mal ein Kumpel gefragt, ob ich nicht eifersüchtig auf einen Kollegen meiner Frau bin, der ihr Vorgesetzter war und zugegebenermaßen attraktiv wirkte.

Er hat wohl wirklich ein wenig Interesse an ihr gehabt, auch wenn er es nicht deutlich gezeigt hat. Ich will nicht sagen, so was ist angenehm, aber kein Grund zur Eifersucht. Meine Frau hat ihm ein, zwei Mal freundlich klar gemacht, dass sie sich in einer Beziehung befindet und keinerlei Interesse hat, irgendwann ist er ihr dann aus dem Weg gegangen.