Wann ist das Privatleben im Beruf relevant?
In dem Beitrag Kanlerzin Kinderlosigkeit vorgeworfen geht es darum, dass teilweise die Kinderlosigkeit von Bundeskanzlerin Merkel thematisiert und ihr von manchen Menschen scheinbar sogar vorgeworfen wird. Dabei hat die Kinderlosigkeit doch gar nichts mit ihren beruflichen Kompetenzen zu tun und ist reine Privatsache. Wann denkt ihr persönlich, dass das Privatleben im Berufsleben relevant ist und daher thematisiert und beachtet werden sollte? Fallen euch Beispiele ein?
Ich kann mich jetzt nicht an den konkreten Fall erinnern, aber angenommen sie hätte gegen die Ehe für alle argumentiert weil man als homosexuelles Paar ja keine Kinder zeugen kann, was für Christen aber der Sinn und Zweck einer Ehe ist. Da würde sich doch dann schon die Frage stellen, warum sie den Sinn und Zweck ihrer eigenen Ehe nicht erfüllt hat.
Natürlich ist das ihre Privatsache und ich bin auch nicht der Meinung, dass sie sich da irgendwie rechtfertigen muss, aber wenn man anderen Menschen etwas vorschreiben oder verbieten will dann muss man sich solche Fragen gefallen lassen. Genauso wie eine Politikerin der Grünen mit kritischen Fragen zu ihrer Urlaubsreise in die USA klar kommen muss.
Und außerhalb der Politik ist das Privatleben sicher bei solchen Sachen wie Vorstrafen relevant. Und das Gegenteil von Kinderlosigkeit ist auch nicht uninteressant, weil dadurch mehr Fehlzeiten zustande kommen könnten.
Es wäre schön, wenn im Job tatsächlich nur die Qualifikation, die messbare Arbeitsleistung und ein paar unumgängliche "soft skills" relevant wären und das Privatleben der normalen Arbeitnehmer (Bundeskanzlerin sehe ich jetzt nicht als normalen 08/15-Job an, dass da andere Regeln gelten, ist doch wohl klar) im Beruf absolut keine Rolle spielen würde. Aber die Realität sieht doch in vielen Fällen anders aus.
Kinder zum Beispiel oder auch nur der Besitz einer Vagina gehören eindeutig zum Privatleben und haben doch einen unübersehbaren Einfluss auf die meisten Aspekte des Berufslebens, vom Vorstellungsgespräch bis hin zur Beförderung. Oder stell dir vor, du bist lesbisch. Auch hier im Forum habe ich schon die gängigen Argumente gelesen, dass homosexuelle Menschen gefälligst über ihr Privatleben zu schweigen und keine Familienfotos auf den Schreibtisch zu stellen haben, weil die Kollegenschaft nicht mit derlei Abartigkeiten konfrontiert werden möchte.
Selbst Haustiere können relevant sein, wenn jemand darauf besteht, seine müffelnde Töle mit ins Büro zu schleppen und der Chef als Tierfreund ganz begeistert ist. Und die inoffizielle Gerüchteküche ist selbstverständlich auch nicht zu vernachlässigen. Selbst wenn es eigentlich völlig egal sein sollte - man kann dir theoretisch immer einen Strick daraus drehen, egal ob du dein Privatleben zu 100 Prozent verschweigst ("Was hat die Frau Gerbera wohl zu verbergen?") oder auch nur Kleinigkeiten durchsickern lässt ("Woher kann sich die Frau Gerbera denn diesen Urlaub leisten?"). Mir wäre es anders auch lieber.
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