Wann hört bei euch "moppelig" auf und fängt "dicksein" an?
Es gibt Menschen, die meinen, dass andere Menschen nicht dick, sondern einfach moppelig sind. Aber wann hört bei euch das Moppelige auf und fängt dann schon dicksein an? Ist für euch ein moppeliger Mensch auch gleich ein dicker Mensch oder was ist für euch der Unterschied zwischen moppelig und dick?
Würdet ihr euch als moppelig oder dick bezeichnen? Sind Menschen bei euch in der Umgebung, die beispielsweise Kleidergröße 44 tragen dick oder moppelig?
Ich finde es immer schwierig, Dicksein von einer Konfektionsgröße abhängig zu machen, schließlich hängt die Konfektionsgröße doch auch von der Körpergröße und dem Knochenbau an sich ab.
Ich habe beispielsweise eine Freundin, die über 1,80m groß ist und Konfektionsgröße L trägt, obwohl sie sportlich und sehr schlank ist. Deswegen würde ich sie aber nicht als dick bezeichnen.
Ich würde das eher von der Person selbst und ihrer Optik abhängig machen, ob ich ein paar Pfunde mehr schon als "zu dick" empfinden würde oder eher als kurvig sehen würde.
Ich denke jeder sollte so viel wiegen, wie er mag. Moppelig ist meiner Meinung nach eine Verniedlichung von dick. Dick fängt bei mir bei Übergewicht an, sichtbares Übergewicht. Sagen wir mal so, wenn man etwas an hat und man sieht dann wie der Bauch nach vorne quillt, die Beine zuammengedrückt sind und so weiter, dann ist das dick und nicht irgendwie verniedlichend. Da sollte man schon etwas machen, wenn man sich unwohl fühlt und das Ganze nicht moppelig nennen. Es kann jeder so machen wie er will und ich würde niemanden beleidigen, nur weil er dick ist, aber ich finde den Begriff moppelig nicht gut.
Ich finde Ausdrücke wie "moppelig", "mollig" oder auch die berühmte "stärkere Dame" oder den "Kuschelbären" für einen dickeren Mann ausgesprochen albern und dümmlich. Wieso verschämte oder verniedlichende Euphemismen absondern, wenn es doch eigentlich nur um mehr oder weniger ausgeprägtes Übergewicht geht? Mich selber bezeichne ich auch als "übergewichtig" und nicht - am besten noch mit verschämtem Kichern und X-Beinen als "Moppelchen".
Wenn ich meine Mitmenschen im Alltag sehe und mit ihnen umgehe, differenziere ich in den allermeisten Fällen überhaupt nicht so detailliert. Sprich, es muss jemand schon auffällig groß/klein/dick oder was auch immer sein, dass es bei mir überhaupt registriert. Und dann denke ich mir vielleicht flüchtig: Der Typ da vorne ist mindestens 1,95 m groß. Wie passt der hinters Lenkrad? und fahre mit meinem Tagesgeschäft fort. Ob jemand etwas "stärker gebaut" ist, juckt mich in 95 Prozent der Fälle wenig.
Als "Au weia, der Mensch ist aber dick!" registrieren bei mir die Fälle, in denen eine Person, oft sogar noch recht jung, mit einer derartigen Leibesfülle zu kämpfen hat, dass sie offensichtlich im Alltag schon beeinträchtigt wird. Wenn du dich nicht mehr normal und ungehindert bewegen, gehen, dich bücken kannst oder Schwierigkeiten mit Alltagshindernissen wie der Rolltreppe hast, bist du in meinen Augen "dick".
In Deutschland soll ja die durchschnittliche Kleidergröße bei Frauen 42 bis 44 betragen. Da kann man ja nicht sagen, dass das dick ist. Dick wäre für mich, wenn man deutlich mehr Umfang als der Durchschnitt hat. Selbst dann finde ich den Begriff aber unangebracht, weil er ja eigentlich schon eine Beleidigung ist. Das ist genauso, wie wenn man zu einem sehr schlanken Menschen sagen würde, das die Person dünn, dürr oder knochig wäre. Das würde demjenigen sicherlich auch gefallen. Am besten ist es doch, wenn man den Körper anderer Menschen einfach unkommentiert lässt.
Glücklicherweise hat sich unsere Gesellschaft in den letzten Jahren in eine Richtung entwickelt, dass man nicht mehr so sehr auf einen schlanken Körper fixiert ist. Das war in den 90ern noch anders. Aber heutzutage wird einem nicht mehr vermittelt, dass es nun unbedingt dieses Schlankheits-Ideal gibt und dass alles andere irgendwie schlecht wäre. Dass man „unbedingt was tun müsse“, wenn man mehr wiegt als der BMI als optimal vorgibt, glauben glücklicherweise nur noch einige Intolerante.
Der Begriff moppelig ist natürlich auf der einen Seite verniedlichend, aber die Bezeichnung "übergewichtig" finde ich beispielsweise ziemlich harsch, da ist gleich so eine Wertung mit dabei, als wäre man ein Stück Fleisch, das auf der Waage beim Fleischer zu viel Gewicht mitbringt. Da steckt mehr wiegen ist schlecht drin. Daher finde ich diese Begrifflichkeit eigentlich besonders schlecht gewählt. Moppelig klingt nun aber wieder so, als wäre der andere nicht ganz ernst zu nehmen und kein Gesprächspartner auf Augenhöhe, sondern ein kleines doofes Kind. Vielleicht sollte man es also wirklich lassen, das Aussehen überhaupt zu kommentieren.
Ich finde es eigentlich überhaupt nicht mehr angebracht den Körper von anderen Menschen zu kommentieren oder zu bewerten, egal ob das nun das Gewicht, die Hautfarbe, eine offensichtliche Behinderung oder was auch immer betrifft. Warum ist das denn wichtig ab welcher Kleidergröße jemand als "dick" zu kategorisieren ist?
Ganz abgesehen davon, dass eine Kleidergröße halt einfach null Aussagekraft hat. Ich habe selbst bei Jeans mindestens vier verschiedene Größen im Schrank obwohl man eigentlich annehmen würde, dass ein Größensystem, das auf einer Maßeinheit basiert, dieses Problem nicht hätte.
Und solche Begriffe wie "moppelig" finde ich eh ganz furchtbar. Das mag bei kleinen Kindern noch ganz niedlich sein, aber wer möchte denn als erwachsener Mensch mit so einem kindlichen Begriff bedacht werden? Würdest du denn selber so von dir sprechen?
Ich finde eigentlich alle Begriffe, in denen eine (Ab-)Wertung mitschwingt, unangebracht zur Beschreibung der Körperform oder anderer Äußerlichkeiten. Das ist ein hochsensibles Thema, und die Betroffenen leiden so schon oft genug unter Spott und Ablehnung, sodass ich eine Wortwahl mit Taktgefühl wirklich wichtig finde. Sowohl das Adjektiv „dick“ als auch die leicht abgemilderte Form „moppelig“ würde mich persönlich irgendwo verletzen, wenn ich es zu hören bekommen würde, und demnach möchte ich auch niemanden sonst so bezeichnen.
Eleganter finde ich es, beim neutralen klinisch-medizinischen „übergewichtig“ zu bleiben. Natürlich ist auch das nicht schmeichelhaft, aber es ist sachlich, auf handfesten Kriterien basierend und nicht persönlich. Müsste ich als Hausarzt meinem Patienten aufgrund von körperlichen Risiken eines zu hohen BMI zur Gewichtsabnahme raten, dann würde ich ihm „Sie sind laut Definition übergewichtig“ besser ins Gesicht sagen können als „Sie sind zu dick“.
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