Wann hattet ihr das Gefühl, lediglich zu funktionieren?
Hin und wieder hört man ja Menschen über sich sagen, sie würden nur noch funktionieren und nicht mehr richtig leben. Solche Aussagen werden in der Regel dann getroffen, wenn die entsprechenden Personen gerade eine schlimme Lebensphase haben und unglücklich sind und somit nur noch Tag für Tag überstehen wollen.
Allerdings habe ich die Aussage auch schon in dem Zusammenhang gehört, dass jemand über einen Zeitraum so viel gearbeitet hat, dass ihm absolut keine Freizeit mehr blieb und er das Gefühl hatte, nur noch für die Arbeit zu leben. Hattet ihr schon einmal das Gefühl, lediglich zu funktionieren? Wann war das so und weshalb?
Dass es Situationen gibt, in denen man nur noch handelt, ohne darüber nachzudenken, was man da tut, also funktioniert, ist doch nichts schlechtes. Wenn Menschen sich von Tag zu Tag schleppen, dann funktionieren sie nicht mehr richtig. Auch wenn man überarbeitet und stark erschöpft ist, beginnt man nicht mehr richtig zu funktionieren.
Burnout ist da ja quasi schon einprogrammiert. Dass man einfach mal so funktioniert, ohne darüber nachzudenken, ist doch der Situation geschuldet. Gehe ich an einem Haus vorbei, aus dem gerade ein Kind stürzt, denke ich doch nicht mehr darüber nach, dass ich es auffangen möchte. Ich tue das einfach und funktioniere somit.
Oder habe ich ein kleines Baby und schlafe gerade tief und fest, schreit es doch, wenn es Hunger hat. Und dann denke ich doch nicht mehr darüber nach, ob ich es vielleicht nicht füttern sollte und es schreien lasse. Dann funktioniere ich nur und stehe auf und widme mich dem Baby. Oder wenn das Haus brennt. Dann rufe ich doch die Feuerwehr und sorge dafür dass ich mich und meine Haustiere in Sicherheit bringe.
Da ist keine Zeit zum nachdenken, da muss man nur noch funktionieren. Oder bei heiklen Situationen im Straßenverkehr ist es doch auch sehr wichtig, dass man schnell handelt und somit funktioniert. Ich würde also das Gefühl zu funktionieren eher positiv besetzen. Wenn Menschen überlastet oder depressiv sind, dann funktionieren sie eher nicht mehr, sie leben halt noch.
Ich versuche in meinem Alltag konsequent eine halbwegs umsetzbare Balance aus Routine und Abwechslung zu betreiben. Ich kenne natürlich auch das Gefühl, dass das Leben nur aus Essen, Schlafen, Zugfahren und Arbeiten besteht. Gerade jetzt im Winter, wenn es morgens und abends kalt und dunkel ist, wenn ich mich zum Zug bzw. heimschleppe, kann ich nicht behaupten, in einem Strudel aus Vergnügungen zu leben.
Aber ich habe gelernt, wann immer möglich zumindest kleinere Aktionen einzubauen, um das Leben wieder etwas lebenswerter zu gestalten. Dadurch lässt auch das Gefühl nach, dass die Zeit rast und das Leben an mir vorbeizieht, während ich mich zum Schreibtisch, in den Supermarkt und nach Hause schleppe und dröge einen langweiligen Programmpunkt nach dem anderen abhake. Ich bin in dieser Hinsicht zudem sehr leicht zu unterhalten - für mich stellt es schon etwas "Besonderes" dar, mal ein neues Café auszuprobieren oder nach Herzenslust meinen Hobbys zu frönen.
Ich mag es auch gerne, mich auf etwas zu freuen und plane daher Ausflüge, Reisen und Erlebnisse etliche Monate im Voraus. Auch das lindert für mich das Gefühl, nur wie ein Roboter durchs Leben zu stapfen. Es gibt unzählige Möglichkeiten, das Leben interessant zu gestalten, und zu einem gewissen Grad finde ich Routine auch ganz angenehm.
Mein Sohn hatte als Baby / Kleinkind eine wirklich sehr heftige Form von Neurodermitis. Fast vier Jahre lang hat er nie länger als 20 Minuten durchschlafen können. Danach ist er wegen Juckreiz wieder aufgewacht und das nicht nur phasenweise, sondern eben wie gesagt fast vier Jahre lang durchgehend.
Hinzu kommt, dass ich da schon alleinerziehend war. Meine Eltern haben versucht mich so gut es geht zu unterstützen, aber sie wohnen auch knapp 200km von mir entfernt, also war auch das nicht ganz so einfach und regelmäßig.
Vor allem im Nachhinein muss ich sagen, dass ich in dieser Zeit vor allem durch den massiven Schlafentzug einfach nur funktioniert habe. Währenddessen habe ich es gar nicht so dramatisch gesehen. Mir war zwar bewusst, dass es gerade eine äußerst anstrengende und heftige Zeit ist, aber gleichzeitig war ich auch so glücklich mit und über meinen Sohn, dass ich es nicht als "störend" empfunden habe.
Erst dann, als es besser wurde, ich mehr schlafen hätte können, da kam dann bei mir ein wenig der Einbruch und eigentlich kam meiner Meinung nach auch erst da dann die große Müdigkeit und die Erschöpfung. Das kann man sich vermutlich so ähnlich wie bei einer großen Prüfung vorstellen. Davor ist man ganz angespannt und bekommt von einer Müdigkeit vom vielen Lernen noch weniger mit und wenn dann der Druck abfällt und die Prüfung geschafft ist, dann kommt die Erleichterung und da merkt man dann erst, wie müde man eigentlich ist oder eben war.
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