Wann hat ein Mensch für euch seltsame Ansichten?

vom 05.03.2019, 06:49 Uhr

Jeder Mensch macht eigene Erfahrungen und bildet sich eine eigene Meinung. Nicht immer hat man dieselbe Meinung und dieselben Ansichten wie seine Mitmenschen. Aber wann genau sind Ansichten in euren Augen "seltsam"? In dem Beitrag Nach Streit und Funkstille Kontakt wieder aufleben lassen? ist die Rede von irgendwelchen seltsamen Ansichten, mit denen man nicht einverstanden gewesen ist.

Aber hat so gesehen nicht jeder irgendwie "seltsame Ansichten"? Hängt das nicht eher vom Standpunkt und der Perspektive ab? So gesehen kann ein Kinderloser auch der Ansicht sein, dass Menschen mit Kinderwunsch "seltsame Ansichten" haben, dabei ist die Familienplanung weit verbreitet und normal. Wie denkt ihr darüber? Welche Ansichten würdet ihr persönlich als seltsam bezeichnen und warum? Wo zieht ihr die Grenze?

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Seltsame Ansichten sind sicherlich alles das, was nicht zur eigenen Vorstellung der Dinge passt. Beispielsweise sind seltsame Ansichten, wenn jemand irgendwelchen Verschwörungstheorien folgt oder Dinge verleugnet, die eigentlich Tatsache sind. Es kann sich aber auch um Fragen des Charakters halten und der eigenen Moralvorstellung. Man kann sicherlich über viele Dinge im Leben diskutieren und vieles als seltsam ansehen, was es vielleicht nicht ist.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich würde "seltsame Ansichten" als nicht mehrheitsfähige Ansichten definieren. Für mich persönlich ist Religion total seltsam. Ich verstehe einfach nicht warum Menschen etwas Übernatürliches anbeten wollen, weil ich das nicht tun würde, selbst wenn ich wüsste, dass das Übernatürliche existiert. Oder der Wunsch sich freiwillig den Regeln einer Religion zu unterwerfen, wo es doch schon genug Regeln im Leben gibt, denen man zwangsläufig folgen muss. Alles sehr seltsam für mich, aber eben total mehrheitsfähig.

In die Kategorie "seltsame Ansichten" fallen für mich solche Sachen wie Flacherdlerismus (oder wie auch immer man diese Glaubensrichtung bezeichnet) oder diese "Reichsbürger". Vielleicht auch noch Leute, die mit ihren Ansichten irgendwo im letzten Jahrhundert stecken geblieben sind.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Nicht jede Ansicht, die ich persönlich nicht teile, halte ich für eine seltsame Ansicht. Häufig betrachte ich es einfach als völlig legitime Art, die Dinge eben anders zu sehen als ich. Das hängt ja auch einfach oft von den jeweiligen Lebensumständen ab, welche Ansichten man bevorzugt.

Anders sehe ich es bei Ansichten, die meiner Meinung nach überhaupt nicht mit der Realität übereinstimmen, wie zum Beispiel die vorhin erwähnte Flache-Erde-Theorie. Wer sich wider jeglicher Vernunft solch einer Theorie verschreibt und an dieser trotz der daraus resultierenden Widersprüchlichkeiten unverrückbar daran festhält, dem bescheinige ich dann doch "seltsame Ansichten".

Genaugenommen würde ich religiöse Weltanschauungen ebenfalls in die Reihe der "seltsamen Ansichten" einordnen, aber wegen der starken Verbreitung fällt es meistens nicht so auf, dass die religiösen Ideen bei objektiver und unvoreingenommener Betrachtung ebenfalls meistens reichlich merkwürdig sind.

Benutzeravatar

» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich differenziere zwischen "seltsamen Ansichten" und "Meinungen/Weltsichten, die ich nicht teile". Nur weil jemand Kinder kriegt oder in die Kirche/Moschee geht oder dieses oder jenes nicht isst, was ich gerne esse, hat die Person noch keine "seltsamen Ansichten".

Das würde mich ja ganz schön engstirnig und intolerant machen, wenn ich alles außer meiner eigenen Meinung (die ebenfalls hoch subjektiv und hinterfragbar ist) als "seltsam" abtun würde. Außerdem braucht die Welt schließlich unterschiedliche Meinungen und Lebensentwürfe, wenn alle so denken würden wie ich, gäbe es keine Vegetarier, keine Weihnachtsfeiern und keine kleinen Kinder mehr, und das ist auch nicht ganz optimal.

Für mich sind "seltsame Ansichten" eher eine beschönigende Umschreibung von "Onkel Egon wird auch allmählich senil", sprich Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, Sexismus, Verschwörungstheorien und ähnliche Ansichten, die eigentlich nicht tolerabel sind, bei denen es aber auch nichts bringt, wenn man das Diskutieren anfängt, weil die Vertreter dieser Ansichten zu alt, zu senil, zu dumm oder zu wichtig sind, als dass du mit Vernunft, Logik und guten Worten die Wand aus Ignoranz und Selbstgerechtigkeit durchdringen kannst.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Gerbera hat geschrieben:Für mich sind "seltsame Ansichten" eher eine beschönigende Umschreibung von "Onkel Egon wird auch allmählich senil", sprich Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, Sexismus, Verschwörungstheorien und ähnliche Ansichten, die eigentlich nicht tolerabel sind, bei denen es aber auch nichts bringt, wenn man das Diskutieren anfängt, weil die Vertreter dieser Ansichten zu alt, zu senil, zu dumm oder zu wichtig sind, als dass du mit Vernunft, Logik und guten Worten die Wand aus Ignoranz und Selbstgerechtigkeit durchdringen kannst.

Gerbera hat meine Gedanken zu diesem Thema eigentlich sehr gut beschrieben, so dass ich ihr wirklich einfach nur zustimmen kann.

Wenn ich jemanden aufgrund von seinen "seltsamen Ansichten" nicht mag, dann sind das für mich persönlich Dinge, die mich nicht betreffen, aber die mir mein Gegenüber trotzdem unsympathisch macht. So bin ich als heterosexuelle Frau nicht von Schwulenfeindlichkeit betroffen, jedoch würde ich eine stark schwulenfeindliche Person meiden und mich auch nicht weiterhin mit ihr treffen wollen, weil mir das auf Dauer einfach zu nervig werden würde.

Seltsame Ansichten sind für mich nicht mit einer anderen Meinung gleichzusetzen. Oder eine andere Denkweise mit einem anderen Empfinden. Für mich sind das wirklich eher diese verkorksten Weltanschauungen, die man nicht so einfach nachempfinden kann und die auch in unserer Gesellschaft keinen Platz finden, weil sie eben so merkwürdig und eigenartig sind.

Benutzeravatar

» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


So ähnlich gestaffelt würde ich das auch sehen. Seltsam ist es, wenn entweder Extreme zutage gefördert werden oder die Realität ausgeblendet wird. Jemand der Kinder will, selbst viele, hat für mich keine seltsamen Ansichten. Wenn aber argumentiert wird, man hätte gerne 10 bis 15 Kinder, weil das Gottes Wille und die Bestimmung der Frau sei, dann wird es für mich seltsam.

Selbst sehr kontroverse Meinungen kann ich mir gut anhören, wenn die Person sie ruhig und schlüssig vortritt und ich eine Grundstruktur erkennen kann. Nur ist es oft so, dass bei gesellschaftlich verpönten Meinungen sich diese Vernunft nicht erkennen lässt. Die wenigsten Rassisten sagen, das Problem läge auch bei ihnen, sie würden sich überfremdet fühlen und hätten Bedenken hinsichtlich unserer Gesellschaft. Da werden ganz andere Sachen rausgehauen, wir kennen die Argumente ja alle.

Dann gibt es noch die üblichen Verdächtigen: Verschwörungstheoretiker aller Couleur, Anhänger von Esoterik und Homöopathie, Impfgegner, Horoskop- und Chemtrail-Gläubige usw. Diese Leute lassen sich ja auch mit Argumenten und Wissenschaft nicht von ihren seltsamen Ansichten abbringen. Sehr seltsame Ansichten haben für mich auch die bei jedem prominent gewordenen Mordfall auftauchenden Groupies, die sich nicht davon abbringen lassen, dass ausgerechnet "ihr" Mörder unschuldig sei. Da gibt es dann die krudesten Begründungen, warum ein Verurteilter zu Unrecht in Haft sitzt. Selbst Ted Bundy hatte solch eine Fangemeinde.

» Verbena » Beiträge: 4940 » Talkpoints: 1,49 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Verbena hat geschrieben:Diese Leute lassen sich ja auch mit Argumenten und Wissenschaft nicht von ihren seltsamen Ansichten abbringen.

Ein mögliches Kriterium für seltsame Ansichten scheint mir das sture Beharren ohne Eingehen auf die Argumente der Gesprächspartner zu sein. Das heißt nicht, dass dem Gesprächspartner zugestimmt werden muss, aber man sollte normalerweise in der Lage sein, die vorgebrachten Argumente für die weitere Diskussion aufzugreifen und zumindest zu verstehen versuchen, was gesagt wurde. Anhänger seltsamer Ansichten reagieren aber häufig mit Trotz und Sturheit, und wenn sie mit logischen Argumenten nicht weiterkommen, wird man als Andersdenkender oft regelrecht beschimpft.

Benutzeravatar

» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Haha, ja, das stimmt. Wie sagte mein Freund kürzlich: Mit Fundamentalisten, Fanatikern und Verschwörungstheoretikern kann man nicht diskutieren. Meist bekommt man auf einfache, direkte Fragen ja auch nicht mal eine einfache, klare Antwort; die Leute tauchen unter oder antworten an einem komplett vorbei. Oder es wird eine weitgehend inhaltslose Textwand hingeknallt, die gar nichts mit der eigentlichen Frage zu tun hat.

» Verbena » Beiträge: 4940 » Talkpoints: 1,49 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^