Wann habt ihr euch wichtige Chancen im Leben verbaut?

Man trifft ja nicht immer die richtigen Entscheidungen beziehungsweise die, die im Nachhinein vielleicht besser gewesen wären. Oft merkt man es ja aber erst viel später, dass es doch besser gewesen wäre, anders entschieden oder gehandelt zu haben. Dann vielleicht, wenn man sich durch irgendwelche Entscheidungen oder Taten in der Vergangenheit wichtige Chancen im Leben verbaut hat.

Das kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn man die Schule oder eine Ausbildung abgebrochen hat oder wenn man die Gelegenheit nicht genutzt hat, Kontakte aufzubauen, die sich im Nachhinein als wichtig und sinnvoll erwiesen hätten. Wann habt ihr euch wichtige Chancen im Leben verbaut und wie geht es euch nun damit?

Ich sehe das ehrlich gesagt alles ganz Positiv. Für mich sind verpasste Chancen kein Drama. Für mich gibt es im Leben keine Sackgassen. Wenn ich mir also tatsächlich einen Weg verschlossen habe - indem ich eine Chance nicht wahrgenommen habe - dann hab ich mir immer relativ schnell eine Nebenstraße gesucht und bin damit bis jetzt sehr gut durchs Leben gefahren.

Lediglich eine verpasste Chance im Leben hängt mir immer noch ein bisschen nach und macht mich ein wenig traurig. Diese ist allerdings nicht beruflicher sondern privater Natur. Ich bzw. wir haben den richtigen Zeitpunkt fürs zweite Kind irgendwie verpasst. Abgesehen davon, dass es für mich gesundheitlich eh schwierig wäre, ist unsere Tochter inzwischen schon 13 Jahre alt und wir könnten uns beide nicht mehr wirklich vorstellen noch einmal "von vorne" anzufangen.

Wir genießen inzwischen die Freizeit die wir als Paar haben weil unsere Tochter immer mehr ihre eigenen Weg geht und ihre Freizeit allein gestaltet. Trotzdem wollte ich eigentlich gerne zwei / drei Kinder in meiner Lebensplanung und finde es schon ein bisschen schade, dass es nicht geklappt hat.

Ich kann mit dieser Denkweise nach wie vor nicht viel anfangen. Ich habe das Leben nie als To-Do-Liste angesehen, die man Punkt für Punkt abzuhaken hat, und wenn mal etwas nicht so läuft wie bei allen anderen, hat man gleich "Chancen verschenkt" oder sein Potenzial nicht ausgelebt oder ist sonstwie vom rechten Wege abgekommen. Wer bestimmt denn, welche Chancen man unbedingt ergreifen muss? Die "anderen Leute"?

Und ich verstehe auch nicht, was es mir bringen soll, etwa der Tatsache nachzutrauern, dass ich mit 19 nach dem Abitur nicht schnurstracks in die nächste coole Großstadt abgehauen bin, sondern in Jobfragen eher konservativ und auf Sicherheit bedacht war. Ich habe die Entscheidungen getroffen, die für mich zu dem jeweiligen Zeitpunkt in meinem Leben gut und richtig waren. Und es ist nun mal ein Naturgesetz, dass man jedes Mal, wenn man eine Entscheidung trifft, auf die Alternativen allesamt verzichtet. Genauso könnte ich darüber jammern, dass die Schwerkraft Sachen nach unten fallen lässt.