Wann fordern andere zu viel von euch?
Ich hatte vor einiger Zeit ein Gespräch mit einem Freund, wobei dieser mir erzählte, dass seine Eltern und auch Geschwister sehr viel von ihm fordern würden - sowohl Zeit, aber auch Hilfe in verschiedenen Lebensbereichen. Er meinte dann aber auch, dass das alles kein Problem für ihn sei, solange er eben nicht überfordert damit wäre. Von daher würde es ihm bis dahin auch nichts ausmachen, selbst zurückzustecken und er würde sich so lange auch nicht ausgenutzt fühlen.
Wann habt ihr das Gefühl, dass jemand zu viel von euch fordert? Kommt das Gefühl bei euch auch nur dann auf, wenn ihr tatsächlich überfordert seid oder schon früher, wenn ihr selbst beispielsweise Nachteile erhaltet, wenn jemand nicht das wertschätzt, was ihr für ihn macht oder wenn ihr euch ausgenutzt fühlt? Wann wart ihr in einer solchen Situation?
Ich differenziere da schon. Natürlich können Menschen viel fordern und verlangen, wenn der Tag lang ist. Aber wer zwingt einen denn, dass man diesen Forderungen auch nachgibt und ihnen nachkommt? Das tut ja keiner und wenn es nicht gerade der Chef ist, der ansonsten mit der Kündigung winken würde, ist man ja auch nicht dazu gezwungen, den Forderungen nachzukommen und kann selektieren. Wobei man vom Chef ja normalerweise eine Aufwandsentschädigung von Form von Bezahlung bekommt, was ja unter Privatmenschen kaum der Fall sein wird.
Ich habe den Verdacht, dass nur die Menschen versuchen sämtliche Forderungen zu erfüllen, die ihren Selbstwert alleine von der Reaktion ihrer Mitmenschen abhängig machen. Das sind dann die Menschen, die sich nicht trauen Nein zu sagen und früher oder später daran kaputt gehen. Zu den Menschen gehöre ich aber bei weitem nicht. Daher kann man ruhig so viel von mir fordern wie man will, ich werde nicht jeder Forderung nachkommen und habe das auch nie.
Wenn ich so darüber nachdenke, kenne ich das Gefühl eigentlich gar nicht, dass andere Leute zu viel von mir fordern. Ich bin zwar gut eingespannt und gefordert in meinem Alltag, aber ich finde nicht, dass zu viel von mir verlangt wird, und mir würde auch kein anderer Mensch einfallen, der von mir dieses oder jenes fordert. Bei mir sind es eher die Umstände.
Beispielsweise kann ich nicht behaupten, dass mein Chef zu viel Leistung von mir verlangt. Der Job muss eben gemacht werden und der Laden laufen, aber ob ich dafür 100 Prozent gebe oder doch nur 80, ist weitestgehend mir überlassen. Und mir ist schon lange gedämmert, dass es mir niemand dankt oder zahlt, wenn ich immer auf Volllast laufe, sondern ich sehe eben zu, dass es nichts zu meckern gibt. Für mein Gehalt und meinen Rang in der internen Hackordnung reicht das dicke.
Auch privat habe ich kein Problem damit, auf die Forderungen meiner Umwelt, die sich sowieso in Grenzen halten, auch mal nein zu sagen, wenn es nicht gerade um Rechnungen geht. Die müssen wohl bezahlt werden, aber wenn mir gerade danach ist, beispielsweise ein Wochenende lang gar nichts zu tun, können Familie und Freunde fordern, so viel sie wollen. Wenn die Hütte brennt, bin ich da und helfe, wo ich kann, aber wenn gerade kein Notfall vorliegt, findet man mich durchaus auch mal in der Hängematte. Von daher fühle ich mich von den Forderungen anderer meistens gänzlich unbehelligt.
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