Wann aus Höflichkeit Gespräch mit fremder Person beginnen?

Wenn es nicht unbedingt sein muss, versuche ich nicht, ein Gespräch mit anderen, fremden Personen aufzubauen. Wenn mich nicht viel mit den Personen verbindet und es nicht notwendig ist, Smalltalk aufzubauen, dann mache ich das auch nicht. Ich mag es einfach nicht, Smalltalk mit fremden Menschen anzufangen. Von daher unterhalte ich mich eigentlich auch nur dann mit Fremden, wenn es wirklich notwendig ist, also wenn ich angesprochen werde oder wenn ich etwas von einer anderen Person brauche oder dann, wenn sie ganz offensichtlich Hilfe benötigt.

Meine Tante ist da wirklich ganz anders. Sie findet es beispielsweise notwendig, Smalltalk mit anderen Personen zu beginnen, wenn sie sich in der Bahn neben jemand Fremden setzt, da sie alles andere unhöflich fände. Zumindest eine Begrüßung ist da für sie immer drin. Genauso sieht es aus, wenn sie beispielsweise auf die Bahn wartet, außer ihr aber nur eine andere Person am Bahnsteig steht. Wenn sich die Bahn auch noch verspätet, dann beginnt sie ein Gespräch mit der anderen Person.

Wenn jemand sich irgendwo suchend umblickt und meine Tante sich in der Gegend auskennt, fühlt sie sich auch direkt dazu verpflichtet, der Person ihre Hilfe anzubieten. Kommt es bei euch auch vor, dass ihr aus Höflichkeit ein Gespräch mit einer euch fremden Person beginnt? In welchen Situationen ist das so?

Nein, ich bin ein eher ruhiger Mensch und ich würde nie aus falsch verstandener Höflichkeit ein Gespräch beginnen. Ich mag es auch nicht gerne, wenn jemand das Gespräch sucht, ohne mich zu kennen oder ein spezielles Anliegen zu haben. Ich fühle mich dann verpflichtet zu antworten, obwohl ich weder ein Thema, noch Interesse am Thema meines Gegenübers habe.

Natürlich ist es etwas anderes, wenn mich z.B. eine ältere Dame anspricht, da diese häufig einsam sind und sich freuen, wenn sich ihnen jemand ein wenig annimmt. Das mache ich dann gerne, zumal ich nicht weiß, wie ich reagiere wenn ich alt und vielleicht einsam bin.

Aber es fällt mir trotzdem schwer. Meine Schwester ist ein ganz anderer Typus. Sie plaudert mit jedem Menschen in der Bahn, an der Bushaltestelle oder im Wartezimmer. Es ist unfassbar, ihr fällt auch immer wieder ein Thema ein und wird meistens erst unterbrochen, wenn das Ziel erreicht ist oder der Aufruf beim Arzt erfolgt.

Ich käme nicht auf die Idee Fremde in ein Gespräch zu verwickeln, und kann auch nicht verstehen, was das mit Höflichkeit zutun hat. Vielleicht möchte ja auch nicht jeder, der einem in der Bahn oder im Bus gegenübersitzt angesprochen und in ein Gespräch verwickelt werden.

Wenn mich jemand nach der Uhrzeit oder dem Weg fragt, so gebe ich auch immer Antwort, weil ich das eher als höflich empfinde und für mich auch normal ist. Da ich auch eher ein ruhiger Mensch bin, würde ich fremde Personen eh nicht in ein Gespräch verwickeln wollen.

Ich spreche Leute auch nur an, wenn ich Hilfe brauche oder wenn sie Hilfe brauchen. Ansonsten würde ich nicht auf die Idee kommen mit jemanden ein Gespräch führen zu müssen, nur weil man nebeneinander auf dem Bahnsteig steht. Ich kenne solche Leute aber auf jeden Fall auch, wobei ich es auch nicht unangenehm finde, wenn man dann jemanden zum Reden hat, aber es muss denke ich einfach nicht sein.

Ich spreche Menschen auf der Straße nur an, wenn ich den Eindruck habe, dass sie Hilfe gebrauchen könnten oder wenn ich Hilfe brauche und zum Beispiel den Weg nicht finde oder nicht weiß, welche Bahn ich nehmen muss. Ein längeres Gespräch ergibt sich daraus aber normalerweise nie und nach einer Frage hat sich das Thema auch erledigt.

Anders ist es, wenn ich angesprochen werde. Wenn man mich um eine Auskunft bittet, reagiere ich natürlich offen und antworte entsprechend. Je nach Person entwickelt sich auch mal ein längeres Gespräch auf das ich mich aus Höflichkeit einlasse. Meistens betrifft das ältere Menschen, die dann von sich aus mehr Reden möchten.

Erst neulich setzte sich eine ältere Dame im Bus neben mich und erzählte mir lang und breit, dass ihr Handy im Urlaub an der Nordsee gestohlen worden sei und lamentierte dann darüber, wie Menschen so etwas nur tun könnten. Da hilft auch nur geduldig zuzuhören bis man eben aussteigen muss. Man möchte schließlich nicht ihre Gefühle verletzen.