Wann Anti-Ertrinken-Armbänder als Schwimmer nutzen?
Im Internet liest man immer wieder Tipps und Ratschläge, um das Schwimmen sicherer zu gestalten. Eine Empfehlung dabei war auch das Tragen eines Anti-Ertrinken-Armbandes, welches wohl um die 30,- Euro kostet und mit dem man mit Hilfe eines Auslösers einen "Airbag" aktivieren kann.
Ich selbst schwimme nur in Frei- und Hallenbädern und habe deshalb noch nie über ein solches Armband nachgedacht, bzw. habe ich bis vor Kurzem auch gar nicht gewusst, dass es sowas gibt. Wenn ich an Seen spazieren gehe, ist mir so ein Armband allerdings auch noch nie bei Kindern oder Erwachsenen am Handgelenk aufgefallen, sodass diese Möglichkeit tatsächlich wohl nicht sehr populär zu sein scheint oder dem nicht viel Vertrauen geschenkt wird.
Ich kann mir tatsächlich auch vorstellen, dass die Nutzung gerade bei Kindern sehr schwierig ist. Wenn ein Kind in Panik ist, wird es wohl nicht unbedingt daran denken den Hebel des Armbandes zu ziehen.
Habt ihr solche Anti-Ertrinken-Armbänder schon einmal gesehen oder selbst genutzt? Welche Formen solcher Armbänder kennt ihr? Würdet ihr euren Kindern solche Armbänder als Ertrinkschutz anlegen? In welchen Fällen würdet ihr ein solches Armband nutzen wollen?
Ich finde die Armbänder nicht praktikabel. Da müsste man ja ewig üben, bis sich die Abläufe so eingebrannt haben, dass es auch in höchster Not automatisch abläuft. Und dann hat man ein unförmiges etwas am Arm. Das behindert die Bewegung und gerade bei Kindern bleibt nicht lange der Kopf oben, nur weil das Handgelenk nicht absäuft.
Ich schwimme gern in Flüssen und Seen. Dazu nehme ich eine Sicherheitsboje mit. Die stört gar nicht, verbessert die Sichtbarkeit und gibt im Notfall Halt und Auftrieb. Dazu kann man einiges trocken mitnehmen: vom Snack bis zum Handy.
Allerdings finde ich es auch schwer zu verstehen, dass man sich um so gar nichts kümmert. Wenn regelmäßig Kinder und Erwachsene ertrinken, obwohl sie nicht einmal bis zum Knie im Wasser standen und Verbotsschilder da sind, warum ignoriere ich das. Warum ziehen die Leute im Schlauchboot keine Rettungsweste an? Warum lassen sie die Kinder ungesichert. Und bei 30 Grad im Schatten ist keine gute Idee, ohne zumindest dünnes Neopren auf eiskalten Baggerseen rumzupaddeln. Der Temperatursturz, wenn man hineinfällt, kann auch junge gesunde Menschen töten.
Also Airbag-Schwimmflügel am Handgelenk? Da habe ich auch die bereits erwähnten Bedenken. Wer denkt schon kurz vor dem Absaufen daran, die sprichwörtliche Reißleine zu ziehen? Und es mag schon sein, dass dann ein Arm an der Oberfläche bleibt, aber der wichtige Teil ist nun mal der Kopf. Und ich sehe kein Anti-Ertrinken-Halsband, was zumindest für die Rettungskräfte einen amüsanten Anblick liefern dürfte.
Mittlerweile gehe ich nur noch ganz selten in Randzeiten ins Schwimmbad, um mich im Nichtschwimmerbecken abzukühlen, aber rückblickend betrachtet frage ich mich auch, wieso es in meiner Kindheit und Jugend so wenige Ertrinkungsunfälle gab. Kaum jemand konnte "richtig" schwimmen, sondern man hat es eben voneinander abgeguckt oder Papa hat einen Crashkurs gegeben, obwohl Papa es auch nur als Kind abgeguckt hat.
Schwimmflügel aus dem Supermarkt haben uns über Wasser gehalten, und Schwimmwesten waren wohl noch nicht erfunden. Und wir waren auch nicht im Freibad, sondern an irgendwelchen Tümpeln mit Wasserpflanzen und tiefen Stellen unterwegs, also genau da, wo jedes Jahr die Medien darüber berichten, wenn mal wieder jemand untergegangen ist und drei Tage lang gesucht werden musste.
Wie sagte es ein befreundeter Polizeidirektor so schön: Früher war die Einschätzung einer Gefahrenschwelle anders. Wenn an einer Stelle regelmäßig etwas passiert ist, hat man die problematischen Dinge einfach gelassen. Da war es egal, ob es dort für Frauen unsicher war, Gleise verliefen oder man gern mal ertrank.
Und, du hast es selbst gesagt: Man hat es sich von anderen abgeschaut, beziehungsweise es gab zumindest innerfamiliär einen schnellen Kurs, den Kopf oben halten zu können. Meine Mutter hat vor 80 Jahren im Grundschulalter so lange mit Freunden trainiert, bis sie die Ruhr durchschwimmen konnte. Ihr war bewusst, was man können muss, um halbwegs sicher zu sein.
Ich war absolut keine Wasserratte, also wurde ich in den Tauchsportklub genötigt, um im Grundschulalter sicher schwimmen zu lernen. Auf dem Gymnasium war klar, in der Oberstufe steht das Schwimmabzeichen in Silber an und beim Rettungsschwimmen wird eben Wasser geschluckt.
Und heute? Schwimmbäder sind selten und der Besuch ist teuer. Spaßbäder überwiegen, da lernt man nicht schwimmen. Schulschwimmen? Ja, alle Jubeljahre fällt es nicht aus. Schwimmen wird nicht mehr erwartet und kann unter den Bedingungen nicht vermittelt werden.
Eltern? Ja, die können selbst nicht schwimmen und lassen ihre Kinder direkt am Verbotsschild in den Rhein. Es ist doch nur knietief und die riesigen Containerschiffe sind fast 100 Meter weit weg. Ich lasse da noch nicht einmal meine sehr gut schwimmenden Hunde ins Wasser. Wenn die Schiffe vorbeirauschen, wird der Sog gewaltig.
Und da sind wir dann wieder bei der Wahrnehmung der Gefahrenschwelle ... Früher lernte man aus den Erfahrungen anderer. Man akzeptierte, dass an manchen Stellen schwimmen saugefährlich ist und dass Schienenfahrzeuge durch die mangelnde Ausweichmöglichkeit und den langen Bremsweg tödlich sind. Heute? Sieht doch gut aus! Da passiert bestimmt nichts.
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