Wann andere Personen für sich entscheiden lassen?

Ich war früher sehr entscheidungsunfähig, so dass ich immer ganz froh war, wenn jemand mir eine Entscheidung abgenommen hat. Teilweise habe ich dann andere Leute auch wegen ganz banalen Sachen für mich entscheiden lassen, wie beispielsweise, was ich essen soll. Mittlerweile ist das aber anders und wenn eine Entscheidung nur mich allein betrifft, dann entscheide auch nur ich allein.

Anders ist es aber, wenn mein Freund und ich etwas machen wollen. Wenn es uns beide betrifft, dann kann es schon sein, dass ich ihn einfach entscheiden lasse, wobei wir aber meistens zusammen entscheiden. Kommt es bei euch ab und zu vor, dass ihr andere Personen für euch entscheiden lasst, wenn es euch selbst schwer fällt, eine Wahl zu treffen? Wann ist das der Fall?

Ich bin schon entscheidungsfreudig und das fällt mir eigentlich auch nie besonders schwer. Deswegen würde ich nur für mich entscheiden lassen, wenn ich das selber aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr machen könnte. Ansonsten finde ich mit meinem Partner immer einen Kompromiss oder eine Einigung, wenn es um gemeinsame Unternehmungen oder Anschaffungen geht und finde auch, dass das zur Partnerschaft gehört. Deswegen muss einer nicht alles entscheiden.

Da ich auch ein sehr entscheidungsfreudiger Mensch bin und viel Wert auf Selbstverwirklichung lege, habe ich keinerlei Probleme damit, eigene Entscheidungen zu treffen. Ich glaube das letzte Mal, dass jemand für mich entschieden hat war meine Mutter als ich noch klein war, als es darum ging, dass ich eben im Winter Mütze und Schal anziehen sollte, um nicht krank zu werden. Aber das ist ewig lange her und damals war das auch noch notwendig, weil ich aus eigenem Antrieb nicht mit Mütze und Schal im Winter rausgegangen wäre. Da wäre ich aber häufiger krank geworden, wenn meine Mutter nicht anders entschieden hätte.

Das kommt bei mir eigentlich nicht vor, denn wer sollte für mich die Entscheidung auch fällen? Mein Sohn der noch ein Kleinkind ist soll dann für mich wichtige Entscheidungen fällen oder auch bestimmen was es zu Essen gibt? Dann sähe es hier aber einigermaßen Chaotisch aus und er hätte sicherlich seinen Spaß.

Ich bin es gewohnt meine eigenen Entscheidungen zu treffen und lasse mir für wichtige Dinge auch entsprechend genug Zeit, dass ich beide Aspekte abwägen kann und hinterher zu einem Entschluss komme und daran wird die Entscheidung auch gefällt. Bei banalen Dingen kann mein Sohn schon einmal mit entscheiden, aber die komplett freie Wahl hat er dabei auch nicht. Mit dem Thema essen bekommt er zwei bis drei Vorschläge genannt und daraus kann er sich etwas aussuchen was er am liebsten hätte und das gibt es dann.

Bei gesundheitlichen Fragen würde ich niemals eine andere Person für mich entscheiden lassen. Denn durch meine Arbeit im Rettungsdienst habe ich doch vieles mitbekommen, dass Angehörige das entscheiden was ihnen am besten gefällt und in den Kram passt und nicht das ist, was der Patient eigentlich will. Daher habe ich auch eine entsprechende Verfügung die das alles vorher bereits abdeckt und somit auch nicht mehr viele Freiräume für andere Entscheidungen von Angehörigen zulässt. Denn ich möchte sicherlich nicht als Kartoffel in einem Pflegeheim mein restliches Leben vegetieren, nur weil meine Angehörigen aus purer Selbstsucht entschieden haben die Lebenserhaltenden Maßnahmen bis zum Ende durchführen zu lassen.

Auch wenn ich sehr selbstständig bin und Kontrolle über mich und mein Leben habe, lasse ich öfter andere Personen für mich entscheiden. Meist geht es um Dinge, von denen ich keine Ahnung habe und mir einfach nicht die Mühe machen möchte mich stundenlang damit auseinanderzusetzen. Oder wenn ich mich zwischen zwei Möglichkeiten nicht entscheiden kann oder es mir einfach egal ist.

Wenn es zum Beispiel darum geht, was ich kochen soll. Meist koche ich für meinen Freund mit. Wenn ich nicht gerade auf eine ganz explizite Sache Hunger habe, habe ich öfter zwei oder drei Sachen, welche ich Essen wollen würde. Da frage ich dann meinen Freund, was er lieber mag. Oder wenn ich einen Kuchen für eine Feier backen möchte. Meist frage ich dann, was der Gastgeber lieber hätte.

Bei manchen Dingen habe ich auch einfach zu wenig Ahnung. Klar könnte ich viel Zeit investieren mich damit auseinanderzusetzen, aber wenn ich jemanden kenne, welcher sich sehr gut auskennt, lasse ich ihn entscheiden.

Ich lasse regelmäßig andere entscheiden, welche Erklärung ich für einen Text nehme und am Ende an den Kunden liefere. Da ist es einfach besser, wenn jemand, der möglichst gar keine Ahnung von der Materie hat, entscheidet. Denn der versteht es dann entweder, oder er sagt, was er nicht versteht. Wenn man selbst ein Thema im Schlaf singen kann, dann bemerkt man kleine Haken und Hürden in der Erklärung nicht.

So ein typisches Beispiel ist der Optionshandel. Da ist die Rede Long, Short, Put und Call und Einsteiger verstehen nur Bahnhof. Irgendwelche Handelsstrategien sind dann komplett unverständlich. Da bietet sich zur Erklärung ein Ausflug auf den Bauernhof an. Der Handel mit Kartoffeln, Getreide oder Mastvieh sorgt sofort für Durchblick.

Oder eine Bank möchte einen Trend zur Zinsentwicklung, dem DAX oder der konjunkturellen Entwicklung haben. Version A ist für die Führungskräfte, Version B ist für das Mitarbeitermagazin, Version C geht an die großen Geschäftskunden, Version D an die Kleinanleger und Version E kommt in den Newsletter, als Version F wird das Thema noch einmal im Blog verbraten.

Wenn man sechs mal den gleichen Inhalt neu verpackt, kommt einem das Thema zu den Ohren heraus. Ob man den Fokus passend zum jeweiligen Empfänger wählt, kann man gut selbst beurteilen. Aber ob der Text für die jeweiligen Adressaten zu leicht, angemessen oder zu schwer ist, das wird schwierig. Programme zum Lesbarkeitsindex helfen, aber im Zweifel sind echte Menschen besser.

Ich lasse meistens meinen Mann für uns entscheiden, wenn es um die gemeinsame Abendgestaltung geht. Meistens ist es mir egal, was wir unternehmen, solange wir nur Zeit miteinander verbringen. Da kann er ruhig entscheiden, ob wir einen Film schauen, zusammen zocken oder einen Abendspaziergang machen. Das ist aber auch so ziemlich das einzige, wo ich anderen Leuten die Entscheidung überlasse, die wirklich wichtigen Dinge möchte ich allein oder gemeinsam mit meinem Partner entscheiden.

Bei unwichtigen Banalitäten. Ansonsten entscheide ich immer noch selbst. Die Zeit kommt noch früh genug, wenn man wieder das tun muss, was andere Leute einem sagen, weil man alt und tattrig geworden ist und die grauen Zellen allmählich den Dienst quittieren. Wenn mein Geld, meine Zeit oder meine Energie im Spiel sind, sorge ich zumindest dafür, ein ausdrückliches Mitspracherecht zu haben.

Nur manchmal, etwa nach Feierabend, wenn ich den ganzen Tag Entscheidungen getroffen habe, lasse ich etwa meinen Partner bestimmen, ob es zum Abendessen Tiefkühlpizza oder Take-Away gibt. Auch beim Speiseplan am Wochenende ist es mir oft egal, was ich koche. Hauptsache, es wird gegessen. Wichtige Entscheidungen wie über den Job, den Wohnort, den Urlaub oder die Gesundheit lasse ich mir jedoch von niemandem wegnehmen, solange ich noch kann.