Wann als besserer Mensch fühlen?

vom 19.04.2018, 18:25 Uhr

Mich hat die Aussage eines Radfahrers überrascht, der in eine Polizeikontrolle geriet, weil er über eine rote Ampel gefahren war. Der Radfahrer war sehr uneinsichtig und meinte, dass die Polizisten doch besser andere kontrollieren sollten, immerhin gehöre er zu den Guten. Er würde das Rad benutzen und nicht wie andere mit ihren dicken, stinkenden Autos durch die Gegend fahren. Der Radfahrer war offensichtlich der Meinung, dass er dadurch ein besserer Mensch sei.

Ich muss sagen, dass ich das doch irgendwie überheblich fand und meine, dass er als besserer Mensch auch ein besseres Vorbild hätte sein sollen, indem er eben nicht über eine rote Ampel fährt. Ich habe mich noch nie als besserer Mensch gefühlt, weil ich irgendwas anders mache oder zum Umweltschutz beitrage, das ist für mich eher natürlich und selbstverständlich.

Gab es schon Situationen, in denen ihr euch als besserer Mensch gefühlt habt? Was waren das für Situationen oder Augenblicke? Findet ihr es überheblich oder sogar eingebildet, wenn sich jemand als besserer Mensch betrachtet?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Hast du das schon wieder aus dem Fernsehen? Dir sollte schon klar sein, dass da nicht alles Realität ist und vieles eben gescripted wurde. Zuschauer wollen keine braven, überangepassten und folgsamen Bürger sehen. Ich leugne nicht, dass es überall Ignoranten im Straßenverkehr gibt, aber diese sind im Fernsehen überdurchschnittlich oft zu sehen und das bildet auf keinen Fall die Realität ab.

Abgesehen davon sehe ich nicht, warum man ausgerechnet als Radfahrer ein besserer Mensch sein sollte. Bestimmt hat man durch die Ernährung oder andere Konsumgüter eine negative Umweltbilanz und damit das Defizit der Autofahrer schnell wieder aufgeholt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Gibt es wirklich Menschen, die sich bis ins Erwachsenenalter diese Form des Schwarz-Weiß-Denkens bewahrt haben? Wahrscheinlich schon, aber ich würde es ehrlich gesagt wenigstens nicht offen zugeben.

Scripted Reality oder nicht, zu einem gewissen Grad ist es andererseits aber wohl auch ganz normal, dass sich ganz normale Durchschnittsmenschen für die "Guten" halten und andere für die "Schlechten". Das ist ja nichts Neues: "Ich" bin etwas Besseres, weil ich mit dem Zug in den Urlaub fahre, der Nachbar wiederum fliegt dreimal im Jahr zum Tauchen nach Mexiko, die alte Klimasau! Oder "ich" nehme "immer" Rücksicht auf andere, aber die heutige Jugend - bei uns damals hätte es so etwas nicht gegeben. Ich glaube nicht, dass ich noch mehr Beispiele aufzählen muss.

Aber all das ist natürlich Schwachsinn, weil die allermeisten Zeitgenossen weder bessere noch schlechtere Menschen sind, sondern einen Mix aus unterschiedlichen Charaktereigenschaften darstellen. Die überwältigende Mehrheit ist moralisch grau, und je früher man sich damit abfindet, desto besser.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich bin ein ganz normaler Mensch, nichts besseres oder auch nicht schlechter als irgendwer anders. Das heißt nun nicht, dass man sich keine Gedanken machen soll oder sich nicht selber hinterfragen soll, aber man kann sich nicht als besser hinstellen nur weil man vermeintlich etwas besser macht als andere Menschen, die machen dann vielleicht andere Sachen besser als man selber. Perfekt ist man ja nicht, nur weil man eine Sache gut macht. Man sollte sich nie als ein besserer Mensch hinstellen. Dieses Denken ging ja schon mal sehr nach hinten los und das muss man sich vor Augen führen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



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